In den Videokursen meines ersten Beitrags „60 Minuten gegen Sizilianisch“ wurden vor allem Kurse vorgestellt, die spezielle Varianten gegen Hauptsysteme der Sizilianischen Verteidigung behandeln. Für diesem Beitrag habe ich Kurse untersucht, die ein jeweils komplettes Repertoire gegen Französisch präsentieren. Diese Kurse eignen sich für Vereinsspieler, die das aufwendige Studium der Hauptvarianten vermeiden und trotzdem aussichtsreiche Varianten spielen möchten. Stärkere Spieler und Spielerinnen finden hier Alternativen für ihr Repertoire, mit denen sie gut vorbereitete Gegner überraschen können.
60 Minuten Kurse gegen Französisch
Mir fallen immer wieder Spieler auf, die sich gegen die Französische Verteidigung in die Abtausch-Variante „flüchten“, weil sie die strategisch komplexen Stellungen der Hauptvarianten vermeiden möchten. In den hier vorgestellten Kursen präsentieren die Autoren (fast) komplette Repertoires gegen Französisch, die mit vergleichsweise wenig Aufwand zu erlernen sind und trotzdem gute Chancen auf aktives Spiel bieten.
The Two Knights: Your Shortcut to Beating the French! (Robert Ris)

In seinem neuen 60 Minuten-Kurs empfiehlt der niederländische IM Robert Ris das „Zwei Springer System“ mit 2.Sf3 und 3.Sc3
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Gegen Caro-Kann zählt das System zu den Hauptvarianten, gegen Französisch ist es weniger bekannt. Der Autor bespricht zunächst die seltener gespielten Varianten 3…dxe4 und 3…Lb4. Hier zeigt sich, dass der weiße Zug Sf3 gegenüber dem sonst üblichen Zug d4 einige Vorteile hat.
Der Vorstoß 3…d4, der hier aussichtsreicher erscheint als in der entsprechenden Caro-Kann Variante, da der c-Bauer auf 4.Se2 in einem Zug nach c5 ziehen kann, ist vielleicht die kritische Prüfung des Systems. Aber auch hier hat der Autor mit 5.c3 einen guten Vorschlag:
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Die häufigste Variante ist 3…Sf6, die wir mit einer Überleitung in die Steinitz-Variante mit Sf3 beantworten: 4.e5 Sfd7 5.d4:
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Die hier entstehenden Stellungen sind einfacher zu spielen als die Varianten mit f4. Nicht selten bieten sich taktische Möglichkeiten. Wenn Schwarz z.B. in dieser Stellung sorglos mit 8…0-0? fortsetzt:
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… könnte er mit 9.Lxh7! in eine sehr klassische Stellung des gleichnamigen Läuferopfers geraten.
Bei den „Französischen Bauernketten“ bildet der Bauer e5 die Spitze der weißen Bauernkette. Diese Bauernkette entsteht nicht nur aus der Französischen Verteidigung (1.e4 e6), sie kann aus einer Vielzahl anderer Eröffnungen erwachsen, deren richtige Behandlung auf dieser DVD sofort mitgelernt wird. Wichtig sind auch Stellungen mit „vertauschten Farben“, also: Schwarz besitzt den Spitzbauern e4. Auch hier gelten dieselben Muster und Strategien. Man muss es lernen, diese geschlossene Stellungen mit festgelegten Bauernketten, in denen kein oder fast kein Bauer getauscht wurde, richtig zu spielen. Hier herrschen andere Gesetze als in einer offenen Stellung mit freien Figuren. Jetzt kommt es auf die richtige Führung der Bauern an: durch Bauerntausch müssen die richtigen Linien für die eingeschlossenen Figuren, besonders für die Türme, geöffnet werden. Es stellen sich Fragen wie: Wo ist mein Spitzbauer? Wie bringe ich einen Bauern neben meine Spitze? Wie schwäche ich die Basis meines Gegners? Wo sind schwache Bauern? Welche Figuren sind stark, welche schwach? Alles das und noch viel mehr lernen Sie in diesem Videokurs (Spielzeit: über 9 Stunden!) unter professioneller Anleitung.
Ohne ihn näher zu beschreiben, möchte ich noch den etwas älteren Kurs erwähnen:
Classical Steinitz French with 5.Nf3 (Nigel Davies)

In diesem Kurs wird die Steinitz-Variante mit 5.Sf3 (statt 5.f4) besprochen, die im Kurs von Robert Ris durch Zugumstellung entstehen kann.
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Dieser zweibändige Videokurs bietet Ihnen ein vollständiges und zuverlässiges Repertoire für Schwarz gegen 1.e4. Erfahren Sie, wie Sie mit der Französischen Verteidigung erfolgreich kontern und Ihre Gegner überraschen können.
Attacking the French with 3.Bd3 (Robert Ris)

Ebenfalls von Robert Ris stammt der zweite aktuelle Kurs gegen Französisch. Hier untersucht der Autor die Variante 3.Ld3 als Alternative zu den gängigen Hauptvarianten. Die Variante führt in der Regel zu vergleichsweise einfach zu erlernenden Stellungen und eignet sich daher gut für Spieler, die mit minimalem Theoriestudium auskommen möchten – ohne dabei ein großes Risiko einzugehen.
Schwarz hat hier drei logische Antworten (3…Sf6, 3...c5 und 3...dxe4), die jeweils in einem eigenen Video vorgestellt werden.
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Der Kurs enthält auch eine Partie-Datenbank mit 35 Partien zu dieser Variante.
Die Videos behandeln die spannende Französisch Vorstoßvariante, beginnend mit 1.e4 e6 2.d4 d5 3.e5. Neben zahlreichen Nebenvarianten liegt der Hauptfokus auf den beiden meistgespielten Systemen mit 3…c5 4.c3 Sc6 5.Sf3 Db6 und 5…Ld7.
Beating the French according to Kupreichik (Andrew Martin)

Einen etwas anderen Ansatz wählt der englische IM und Trainer Andrew Martin: Er empfiehlt hier ein seltenes Abspiel in der beliebten Vorstoß-Variante, bei der Weiß nach 1.e4 e6 2.d4 d5. 3.e5 c5 4.c3 Sc6 nicht das übliche 5.Sf3, sondern die von GM Victor Kupreichik ausgearbeitete Variante 5.Le3!? wählt.
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Die Idee besteht darin, d4 mit Le3 und Dd2 zu stützen, ohne den f-Bauern zu verstellen und die Option f2-f4 zu behalten. Anhand von 8 Partien von Kupreichik zeigt Andrew Martin, warum viele Französisch-Fans diese Variante vielleicht nicht kennen und warum sie für Schwarz sehr gefährlich ist. Als Komplett-Repertoire ist der Kurs allerdings nicht ganz vollständig, denn der Anziehende muss sich im Falle von 4…Db6 statt 4...Sc6 dann doch mit den „normalen“ Varianten beschäftigen, da hier 5.Le3 einfach den Bauern b2 verlieren würde.
Die Französische Verteidigung gilt auf jedem Niveau - vom Klubspieler bis hin zum Großmeister - als solide Eröffnung gegen 1.e4
The Korchnoi Gambit against the French (Sam Collins)

Auch dieser Kurs des irischen IM Sam Collins liefert kein 100-prozentig komplettes Repertoire gegen Französisch. Das Korchnoi Gambit basiert auf der Tarrasch-Variante mit 3.Sd2 und in der Folge dem „Universal-System“, bei dem Weiß den Königsspringer nach f3 und nicht nach e2 entwickelt. Es ist nach den schwarzen Zügen 3…Sf6, ...Le7 und in einigen Varianten mit ...c5 spielbar, es gibt jedoch für Schwarz Möglichkeiten, das Gambit zu vermeiden.
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Es handelt sich um ein Gambit, weil Weiß in dieser Stellung nach 7…Db6 den d-Bauern nicht gut verteidigen kann und diesen opfern muss.
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Die Annahme des Gambits ist für Schwarz jedoch sehr gefährlich und bietet sehr gute Angriffschancen für Weiß. Der Autor beschreibt anhand von fünf beispielhaften Partien die entstehenden Stellungstypen.
Sind sie ein Fan der Französischen Verteidigung? Dann ist dieser Download ein Muss! Deutschlands stärkste Schachspielerin WGM Elisabeth Pähtz präsentiert ihnen eine scharfe Variante gegen den Zug 3. Sd2. Die weit ausanalysierten Hauptvarianten sind hier 3…. Sf6 und 3….. c5. Elisabeth Pähtz pflegt einen aggressiven Stil und empfiehlt Ihnen den Zug 3…. Le7. Sieht nicht scharf aus? Stimmt, denn das ist zunächst ein nützlicher Abwartezug. Für alle wichtigen weißen Erwiderungen gibt Elisabeth Pähtz Ihnen Varianten und Spielvorschläge an die Hand, und die münden meist in komplexen und sehr scharfen Stellungen. Wenn Sie Französisch spielen und auf mehr als Remis aus sind, dann ist 3…Le7 ein ganz heißer Kandidat für Ihr Repertoire.
Ergänzende 60 Minuten-Kurse zur Französischen Verteidigung
Als Ergänzung möchte ich noch zwei weitere 60 Minuten-Kurse erwähnen, die zwar primär den Französisch-Spieler ansprechen, die aber auch für und e4-Spieler interessant sein können. Man bekommt so Einblick in die Denkweise und Vorbereitung der Gegner.
Fascinated by the French Winawer (Alexei Shirov)

Shirov widmet sich in 7 Videoclips primär den sehr scharfen und taktischen Abspielen der Winawer/Nimzowitsch Variante 3.Sc3 Lb4, z.B. dem aus seiner Sicht überraschend starken 4.a3 und der Stellung nach 4.e5 c5 5.a3 Lxc3+ 6.bxc3 Se7.
The Fort Knox Variation in the French Defence (Lawrence Trent)

Deutlich solider und ruhiger geht es in der von Lawrence Trent vorgestellten „Fort-Knox“-Variante 3.Sc3 (oder 3.Sd2) 3...dxe4 4.Sxe4 Ld7 zu. Viele e4-Spieler tun sich recht schwer damit, gegen diese Variante eine aussichtsreiche Stellung zu erreichen. Da lohnt sich ein Blick von der anderen Brettseite.
Fazit:
Die 60 Minuten-Kurse gegen Französisch bieten eine gute Auswahl an Alternativen zu den klassischen Hauptvarianten, mit denen man bestimmt einige Gegner überraschen und in ungewohntes Terrain führen kann – ohne dabei selbst ein großes Risiko einzugehen.
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