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Herzlichen
Glückwunsch zum zweiten Geburtstag!
Von Bettina Trabert
Das Pfalz Open feierte in diesem Februar erst seinen zweiten Geburtstag – und gehört schon zu den größten und stärksten Turnier in Deutschland. 324 Spieler, davon 39 Großmeister und insgesamt über 100 Titelträger, Teilnehmer aus vier Kontinenten und 35 Ländern lauten die beeindruckenden Zahlen. Wie lässt sich ein solches Turnier aus dem Boden stampfen? Noch dazu in einem recht kleinen Ort wie Neustadt an der Weinstraße? Als mir ein Freund letztes Jahr von dem Turnier und seinem stattlichen Preisfond erzählte (in diesem Jahr waren es 25.000 Euro) war meine erste Frage: „Bist Du sicher, dass es ein Schachturnier ist?“ Dieses Jahr nutzte ich die Chance, mir selbst ein Bild zu machen. Hier ein paar Impressionen aus den letzten Tagen.
Schon bei der Anreise nach Neustadt stellte sich das „Capelle-Feeling“ ein: Wie bei der Anreise zu dem Riesenturnier im französischen Capelle la Grande hörte man, je mehr man sich dem Turnierort näherte, umso häufiger russische Gesprächsfetzen, und mehr und mehr Reisende sind mit Laptop ausgerüstet… Eigentlich waren nur 30 Einladungen für Titelträger vorgesehen, aber im Laufe der Vorbereitungen zeigten sich die Organisatoren äußerst flexibel und großzügig: Zum Schluss wurden mehr als doppelt so viele Spieler eingeladen. Wie nicht anders zu erwarten, teilten sich die Spieler aus der ehemaligen Sowjetunion schließlich auch einen großen Teil des Preiskuchens. Elo-Favorit Sergej Tiviakov zeigte souveränes Schach und ließ Juri Kuzubov in der letzten Runde für den halben Punkt noch einmal ordentlich arbeiten.
Aber es geht auch ohne Russisch-Kenntnisse: Sebastian Bogner spielte ein hervorragendes Turnier, sicherte sich schon in der achten Runde die GM-Norm und erreichte mit einem Schlussrunden-Remis und 7 Punkten den zweiten Platz.
Ebenfalls ein sehr gutes Turnier spielte Rainer Buhmann, der sich als zweiter Deutscher unter den ersten 20 platzieren konnte (Platz 8 mit 7/9).
Hier mit Schwarz gegen Tiviakov. Im Hintergrund Anna Muzychuk gegen Kuzubov.
Des einen Freud, des anderen Leid: Buhmanns Schlussrundensieg kostete den titellosen Tamir Nabaty aus Israel die Großmeisternorm, ein Remis mit Weiß hätte gereicht... Die erzielte IM-Norm war in dieser Situation wahrscheinlich nur ein kleiner Trost.
Eine andere GM-Norm gab es aber doch noch: Leonid Milov, der hier schon im letzten Jahr eine Norm erspielt hatte, wird sicher gerne nach Neustadt zurückkommen.
Und was tut man nach der letzten Runde, wenn man auf die Siegerehrung warten muss? Hier einige Varianten:
Ein Plausch unter Preisträgern: Sergej Tiviakov, die Schwestern Mariya und Anna Muzychuk, sowie Elisabeth Pähtz.
Wenn es gerade so gut läuft: Sebastian Bogner beim Blitz.
Generationenblitz: Sohn und Vater Donchenko.
Einen Platz in der ersten Reihe gesichert: Die 9-jährige Paula Wiesner aus Neustadt.
Und das Warten hat sich gelohnt. Wer auf dem folgenden Bild hat wohl den Ratingpreis bis Elo 1650 abkassiert?
Richtig, am Pokal unschwer zu erkennen: Publikumsliebling Paula mit 4 Punkten!
Den größten Pokal und ein Küsschen der Organisatorin bekommt aber dennoch Sergei.
Jeweils 5 Ratingpreise in 7 Elo-Kategorien gaben auch vielen Amateuren einen zusätzlichen Anreiz. Außerdem gab es zahlreiche Senioren-, Jugend- und Damenpreise. Die Förderung des Jugend- und Frauenschachs ist den Neustädtern ein besonderes Anliegen.
Mit 6,5 Punkten sicherte sich die Favoritin Anna Muzychuk (Nr.6 der Frauen-Weltrangliste) den vom Zonta Club gestifteten ersten Frauenpreis.
Die Übergabe des großformatigen Schecks.
„Meinst Du, die Bank löst den Scheck auch wirklich
ein?“
Alle Preisträgerinnen: Anna Zozulia, Tania Sachdev, Elisabeth Pähtz und die
Schwestern Muzychuk.
Und nach der Siegerehrung:
Ein Tee mit den Teilnehmern, die die weiteste Anreise hatten: Gopal Geetha Narayanan, kürzlich in Dresden Brett 4 der indischen Mannschaft, spielt im Anschluss noch das Turnier in Capelle la Grande, Tania Sachdev hat zuvor in Gibraltar gespielt und kehrt erst einmal nach Indien zurück, und der kanadische IM Leon Piasetski fliegt zurück nach Japan, wo er seit vielen Jahren lebt. Er war übrigens auch schon im letzten Jahr in Neustadt dabei (und eigens aus Japan angereist), was wohl als großes Kompliment für das Turnier zu werten ist.
Und damit noch einmal zurück zur Ausgangsfrage: Wie
lässt sich ein solches Turnier in so kurzer Zeit aus dem Boden stampfen?
Der erste Teil der Antwort: Das Ehepaar Monika und Wolfgang Jäger sind die treibende Kraft hinter dem Turnier. Letzterer ist ehemaliger Rheinland-Pfalz-Meister und Bundesligaspieler, und als die Idee aufkam, wieder einmal etwas für das Schach zu tun, plante man gleich im großen Stil. „Er hat mir allerdings nicht gesagt, wieviel Arbeit das ist!“, erzählte Monika Jäger lachend. Aber der Plan für die Zukunft ist klar: Das Turnier soll nicht nur weiter bestehen, es soll noch größer und besser werden.
Als Besitzer des wirklich sehr schönen Panorama-Hotels sind zunächst einmal alle eingeladenen Gäste und ein großer Teil der übrigen Spieler angemessen unterzubringen.
Der Blick aus dem Frühstückraum in der 8. Etage mit Pfalz-Panorama.
Und hier der zweite Teil der Antwort: Ein tatkräftiges und idealistisches Helferteam. Auf dem Bild von links: Dirk Hirse, Gregor Johann, Arik Braun (der nichts mit der Organisation zu tun hatte, aber als frischgebackener Deutscher Meister einige Tage zu Besuch kam), Klaus Klein, Dr. Markus Keller und Axel Fritz.
Das Pfalz Open ist nicht die einzige schachliche Aktion, die in den letzten Jahren in Neustadt auf die Beine gestellt wurde. Drei Trainer arbeiten in verschiedenen Schulen und Schachgruppen, wo sie sich um den Nachwuchs kümmern. Im letzten Jahr fand im Panorama-Hotel außerdem ein Jugendländerkampf gegen Russland sowie ein Training mit Anatoly Karpov statt.
Als einziges Problem ist bisher noch die Suche nach einem geeigneten Spielsaal zu nennen. Letztes Jahr wurde das Brauhaus mit über 200 Spielern schon etwas zu eng, und in diesem Jahr waren die Räumlichkeiten angesichts der großen Teilnehmerzahl ebenfalls am Limit: Die Weinkeller des Meiniger-Verlags boten zwar eine charmante Atmosphäre und im Hauptraum mit den ersten 18 Brettern auch prima Spielbedingungen, aber einige der anderen Räume waren über die Spielzeit von 6 Stunden leider sehr schlecht zu belüften.
Hier durften nur die Besten spielen.
Der erste Intelligenztest: In welcher Nische finde ich mein Brett?
Familie Meininger und die Weinakademie „Mundus Vini“ fungierten auch als Sponsor, außerdem bekamen alle Teilnehmer als Präsent zwei gute Flaschen mit auf den Weg – eines der vielen netten Details in diesem Turnier.
Als Spielsaal für das nächste Jahr ist allerdings eine größere Halle geplant, zumal die Organisatoren mit einem weiteren Zuwachs an Teilnehmern rechnen. Der Termin steht auch schon fest: Vom 12.-19.Februar 2010 geht das Pfalz Open in die dritte Runde.
Zum Abschluss noch ein paar Bilder aus der hübschen historischen Altstadt.
Der Marktplatz mit dem Scheffelhaus beherbergt das Mundus Vini -Weinhaus.
Kleine Gassen mit Fachwerkhäusern.
Der Elwedritsche-Brunnen mit Pfälzer Fabelwesen.