07.10.2019 – 2002 holte Humpy Koneru mit 15 Jahren, 1 Monat und 27 Tagen als damals jüngste Frau aller Zeiten den GM-Titel. Seit Jahren zählt die Inderin zu den besten Spielerinnen der Welt, aber im Herbst 2016 machte sie für zwei Jahre eine Pause vom Turnierschach. Jetzt feierte sie mit ihrem Sieg beim FIDE Grand Prix in Skolkovo ein eindrucksvolles Comeback. Sagar Shah hat aktuelle Nr. 3 der Frauenrangliste interviewt. | Foto: David Llada / FIDE
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"Ich habe hart gearbeitet."
Der FIDE Frauen Grand Prix 2019 in Skolkovo war sehr stark besetzt. Die amtierende Weltmeisterin Ju Wenjun ging an den Start, genau wie Aleksandra Goryachkina, die 2020 gegen Ju Wenjun um den Titel spielen wird. Mit dabei waren auch die Ex-Weltmeisterinnen Alexandra Kosteniuk und Antoaneta Stefanova sowie starke Spielerinnen wie Kateryna Lagno, Harika Dronavalli, Elisabeth Pähtz oder Valentina Gunina. Doch am Ende hatte Humpy Koneru die Nase vorn: sie gewann das Turnier mit 8 Punkten aus 11 Partien und hat jetzt gute Chancen, sich in der Grand Prix Serie 2019-2020 für das Kandidatenturnier der Frauen 2021 zu qualifizieren.
FIDE Frauen Grand Prix Skolkovo 2019 - Endstand
Die Turniersiegerin Humpy Koneru | Foto: David Llada / FIDE
Sagar Shah (SS): Humpy, herzlichen Glückwunsch zu deinem Sieg beim FIDE Grand Prix 2019 in Skolkovo. Mit welchen Erwartungen bist du ins Turnier gestartet?
Humpy Koneru (HK): Zunächst einmal danke für die Glückwünsche. Eigentlich hatte ich gar nicht damit gerechnet, in dieser Grand Prix Serie spielen zu können, aber die FIDE hat mir eine Wildcard gegeben, und dafür bin ich dankbar. In Skolkovo wollte ich einfach gutes Schach spielen. Und ich habe mir gedacht, unter die ersten drei zu kommen, ist ein gutes Ergebnis.
SS: Mit 2,5 aus 5 bist du relativ langsam in das Turnier gestartet. Das Turnier begann mit einem Remis in Runde 1 gegen Harika Dronavalli, die auch aus Indien kommt.
Harika Dronavalli | Photo: David Llada / FIDE
HK: Nach der Eröffnung stand ich gut, aber ich habe zu viel Zeit verbraucht und später dann eine Reihe von Gewinnchancen ausgelassen.
SS: In Runde zwei hast du dann gegen Marie Sebag mit der Russischen Verteidigung problemlos Remis gemacht. Auch später hast du gerne Russisch gespielt und bist damit gut gefahren.
HK: Ja. Nach zwei Jahren Pause hatte mein Eröffnungsrepertoire Lücken und war nicht auf dem neuesten Stand. Deshalb habe ich mich für etwas Einfaches und Solides entschieden.
SS: In Runde gelang dir dann ein schöner Sieg gegen Kashlinskaya. Wann hast das Figurenopfer 18.Seg5! gesehen?
HK: Nun, ich habe mir diese Variante vor ein paar Jahren angeschaut. Nach ...Dc7 liegt das Springeropfer immer in der Luft und als ich die Varianten berechnet habe, kam ich zu dem Schluss, dass Weiß opfern kann.
SS: In Runde vier hattest du gegen Kosteniuk eine gute Stellung, aber dann hast du einen Fehler gemacht und bist in einem schwierigen Endspiel gelandet, das du trotz zwei Minusbauern jedoch halten konntest.
HK: Das war kein Fehler. Ich würde sagen, das war ein schwerer Patzer. Wenn sie richtig spielt, kann Schwarz das Endspiel nicht halten und ich verliere.
SS: In Runde fünf folgte dann ein weiteres Remis gegen Aleksandra Goryachkina.
Aleksandra Goryachkina, die Siegerin des Kandidatenturnier 2019, spielt 2020 gegen Ju Wenjun um den WM-Titel. | Photo: David Llada / FIDE
HK: Nach meiner Partie gegen Kosteniuk war ich ausgelaugt und hatte nicht gegen ein ruhiges Remis gegen Goryachkina. Sie ist meistens sehr gut vorbereitet und taktisch stark.
Humpy Koneru (links) und Ju Wenjun vor der entscheidenden Partie in der Schlussrunde | Foto: David Llada / FIDE
SS: Nach dem Remis gegen Goryachkina hast du drei Partien in Folge gewonnen, gegen Pia Cramling, Antoaneta-Stefanova und Elisabeth Pähtz. Mit diesem Zwischenspurt hast du dich an die Spitze des Feldes gesetzt und in der letzten Runde hast du gegen die amtierende Weltmeisterin Ju Wenjun nur noch ein Remis gebraucht, um das Turnier zu gewinnen. Mit welcher Einstellung bist du in die Partie gegangen?
HK: Ich hatte einen halben Punkt Vorsprung und Weiß, das war angenehm. Ich habe mir gesagt, dass ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen sollte.
SS: Im 26. Zug hat sie eine Figur geopfert. Hast du dieses Figurenopfer gesehen oder hat dich das überrascht?
HK: Nein, das Figurenopfer hat mich nicht überrascht. Als ich 26.Dc3 habe ich gesehen, dass ich nach 26...Dxa3 27.Dxd3 a4 28.Da6! nebst 29.Sc5! spielen kann.
SS: Möchtest du diesen Sieg jemandem widmen?
HK: Ich würde gerne meinem Mann und meinen Eltern danken, die sich während des Turniers um meine Tochter Ahana gekümmert haben. Dank verdient auch meine Tochter, die mich trainieren lässt, wenn ich zu Hause bin.
SS: Hat sich deine Einstellung zum Schach und zum Leben durch die Geburt deiner Tochter geändert?
HK: Ja. Ich bin ausgeglichener und stabiler und sehr viel geduldiger geworden. Ich habe gelernt, mit wirklich schwierigen Situationen umzugehen!
SS: Wie erklärst du dir dein starkes Comeback nach zwei Jahren Pause vom Profischach?
HK: Nun, das ist kein großes Geheimnis. Ich habe das letzte halbe Jahr sehr an meinem Schach gearbeitet. Das größte Problem für mich war dabei, die Praxis nicht zu vernachlässigen. Und ich hatte nicht immer, die Zeit und die Möglichkeit, um systematisch zu trainieren. Aber während des Turniers war ich stets fokussiert.
SS: Der Modus der Frauenweltmeisterschaften wurde geändert. Wie siehst du diese Änderungen?
HK: Positiv! Ich glaube, der neue Modus ist gut. Er gibt den besten Spielerinnen die besten Chancen und dem Glück wenig Raum. Man muss die ganze Zeit gut spielen. Generell leistet die FIDE gute Arbeit. Es gibt mehr Turniere für Frauen und die Preise sind besser geworden. Das ist zweifellos gut für die Entwicklung des Schachs.
Keti Tsatsalashvili hat Humpy Koneru nach ihrem Turniersieg beim FIDE Grand Prix in Skolkovo interviewt.
In der Frauenweltrangliste vom 1. Oktober 2019 liegt Humpy Koneru jetzt auf Platz 3, hinter Hou Yifan und Ju Wenjun. | Foto: David Llada/FIDE
Sagar ShahSagar Shah ist ein junger Internationaler Meister aus Indien. Er ist zugleich ausgebildeter Wirtschaftsprüfer und würde gerne der erste indische Wirtschaftsprüfer sein, der Großmeister wird. Sagar berichtet leidenschaftlich gerne über Schachturniere, denn so begreift er das Spiel, das er so liebt, besser. Aus Leidenschaft für das Schach betreibt er auch einen eigenen Schachblog.
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