Herr Svoboda, Sie sind Unternehmer, Geschäftsmann und Besitzer der Hotelkette Czech Inn. Das Hotel Don Giovanni, in dem das Prager Schachfestival stattfindet, gehört zu dieser Kette, und Sie unterstützen das Festival. Sie sind selbst Schachspieler - aber wann und wie haben Sie das Spiel gelernt?
Mein Fall ist ziemlich ungewöhnlich - ich habe das Spiel erst gelernt, als ich schon 36 Jahre alt war. Gut, vorher kannte ich die Grundregeln, aber gespielt habe ich nicht. Aber eines Tages bekam ich eine E-Mail von Vaclav Klaus Junior, dem Sohn des ehemaligen tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus. Vaclav Klaus Junior war Präsident eines Schachklubs in Prag und beschwerte sich über ein Restaurant, das zu einem unserer Hotels gehörte. Ich setzte mich mit ihm in Verbindung, löste das Problem und besuchte den Klub, um die Partien zu beobachten. Ich war fasziniert und begann selbst zu spielen.
Jaroslav Svoboda
Der Schachvirus hat sie angesteckt?
Ja! Ich liebe das Schach! Und ich fing an, an Turnieren teilzunehmen. Ich lernte Vlastimil Hort kennen, der damals oft nach Prag kam, und wir fuhren oft zusammen zu Turnieren - wir waren in Zürich, Biel, Dortmund und an anderen Orten. Das hat Spaß gemacht! An Dortmund habe ich besonders gute Erinnerungen. Wir trafen viele Spitzenspieler, zum Beispiel Vladimir Kramnik, und ich mochte die Atmosphäre.
Ich habe auch regelmäßig mit Vlastimil im Café Louvre im Zentrum von Prag Schach gespielt. Das war früher ein Café, in dem sich Schriftsteller wie Kafka und Max Brod trafen. Als Albert Einstein an der Prager Universität lehrte, war er ebenfalls Stammgast. Und das Café war ein Treffpunkt für Schachspieler.
Wenn ich im Café gegen Vlastimil gespielt habe, haben ihn deutsche Touristen oft erkannt und um ein Autogramm gebeten. Er ist in Deutschland sehr populär.
Haben Sie je bereut, nicht früher Schach gelernt zu haben?
Nein - das Leben war schön, bevor ich Schach gelernt habe, und das Leben ist auch danach schön. Ich liebe das Spiel, und ich bin mit meiner Wertungszahl von etwa 1700 zufrieden.
Haben Sie einen Lieblingsspieler?
Ich mag David Navara. Er ist Tscheche, spielt für Novy Bor und hat einen besonderen Humor. Ich mag die Art, wie er analysiert - seine Hände fliegen über das Brett, während er eine Variante nach der anderen zeigt.
David Navara | Foto: Petr Vrabec
Können Sie uns etwas über Ihren Werdegang als Hotelier erzählen?
Nun, als ich 29 war, pachtete ich mein erstes Hotel in Harrachov, ein 3-Sterne-Hotel mit 18 Zimmern. Heute habe ich 26 Hotels mit insgesamt 3.000 Zimmern, 8.000 Betten und 1.000 Mitarbeitern.
Ich habe alle Stationen in der Hotelbranche durchlaufen: Ich habe als Koch, Kellner, Rezeptionist und Hoteldirektor gearbeitet. Mit 14 Jahren begann ich im Service zu arbeiten. Ich bin in Brünn geboren, einer großen Industriestadt, aber ich wollte nicht in der Industrie arbeiten und konzentrierte mich auf den Service. Als ich 29 Jahre alt war, beschloss ich, dass es an der Zeit war, mein eigenes Hotel zu eröffnen.
Glauben Sie, dass Schach im Leben und im Beruf hilft oder ist es einfach nur ein Spiel, das man spielt, wenn man ein bisschen Zeit hat?
Ja und nein. Schach hilft, strategisch zu denken, aber das Leben ist anders. Das Leben ist voller Überraschungen und unerwarteter Dinge, die ständig passieren - im Voraus zu planen ist fast unmöglich.
Sie betreiben das Hotel Giovanni, in dem das Prager Schachfestival stattfindet. Was bedeutet Ihnen das Festival, warum unterstützen Sie es?
Das Schachfestival ist phantastisch und ich unterstütze es gerne! Ich bin normalerweise ziemlich beschäftigt, aber während des Turniers versuche ich, die Partien mindestens eine halbe Stunde pro Tag live zu verfolgen. Mir gefällt, dass das Turnier Jahr für Jahr wächst und dem Hotel hilft - das Schachfestival ist ein herausragendes Event mit einer guten Atmosphäre. Generell unterstütze ich Schach. Alle Czech Inn Hotels haben ein Schachbrett und in unseren Hotels kann man jederzeit Schach spielen.
Ich fördere das Schach gerne. Ich halte es für ein schönes Spiel, das das Denken schult. Das ist auch der Grund, warum ich die Vlastimil Hort Stiftung unterstütze. Vlastimil hatte die Idee, diese Stiftung zu gründen, deren Ziel es ist, jungen Menschen Schach beizubringen und ihnen zu helfen, besser zu werden. Die Stiftung hat eine Reihe von Veranstaltungen und Turnieren organisiert, und einer der von ihr unterstützten Spieler ist Thai Dhai Van Nguyen, der in diesem Jahr am Masters teilnimmt.
Die Czech Inn Hotels fördern auch andere Sportarten, aber für mich ist Schach etwas Besonderes.
Der Legende nach hat Bobby Fischer einmal ein Hotelzimmer mit schöner Aussicht bekommen, sich aber darüber beschwert und ein Zimmer ohne Aussicht verlangt, weil die schöne Aussicht ihn vom Schachspielen ablenken würde - nun, Prag ist eine schöne Stadt, aber ist es eine gute Stadt zum Schachspielen?
Na ja, Fischer war etwas Besonderes und kein gutes Vorbild für das Leben. Aber Prag ist wirklich eine schöne Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten. Ich glaube sogar, dass Prag die schönste Stadt der Welt ist. Wussten Sie zum Beispiel, dass Kafkas Grab direkt gegenüber dem Don Giovanni liegt, auf dem neuen jüdischen Friedhof? Man spürt Kafka in Prag, in der ganzen Stadt. Kafka zu lesen ist interessant, macht Spaß und trainiert das Gehirn.
David Cernys Kafka-Statue im Zentrum von Prag | Foto: Claudia Mätzold
Außerdem ist Prag sehr sauber und sicher und eine Touristenattraktion - Prag hatte Glück, dass es im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört wurde. Das Bier und das Essen sind sehr gut und nicht zu teuer. Und Prag ist leicht zu erreichen, es liegt im Zentrum Europas.
Eine letzte Frage noch: Welche Ziele und Träume haben Sie in Bezug auf das Festival?
Ich möchte, dass das Festival wächst und von Jahr zu Jahr besser wird. Unser Ziel ist es, kontinuierlich besser zu werden.
Vielen Dank für Ihre Zeit!
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