Internetstar Levy "Gotham Chess" Rozman live in Hamburg

von Johannes Fischer
05.02.2025 – Levy Rozman ist der erfolgreichste Schachstreamer der Welt. Sein YouTube-Kanal Gotham Chess hat 5,94 Millionen Abonnenten, von denen Hunderttausende regelmäßig zuschauen, wie der 29-jährige New Yorker beinahe täglich über aktuelle Schachereignisse spricht und Partien analysiert. Doch am 4. Februar, auf dem Weg zum Freestyle Grand Slam in Weissenhaus, präsentierte sich Rozman in Hamburg seinen Fans live. Mit dabei waren GM Jan Gustafsson und IM Georgios "The Big Greek" Souleidis, Deutschlands erfolgreichster Streamer.

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Rozmans Auftritt in Hamburg war der Auftakt und ein Testlauf für Rozmans Europatournee, die im Mai beginnt und Station in Brüssel, London, Wien, Berlin, München und Warschau macht. In London ist Platz für 1.800 Gäste, in Hamburg im St. Pauli Spirit Klubhaus, am Spielbudenplatz, direkt an der Reeperbahn, mitten im Rotlichtmilieu, hatten nur 100 Leute Platz, die Karten zum Preis von 49,00 Euro pro Stück waren schnell ausverkauft.

Das Publikum, laut Rozman "the best crowd I have ever had" war gemischt: jung, alt, Erwachsene, Kinder, Frauen und Männer, alles war dabei. In der von der bekannten Schachjournalistin Fiona Steil-Antoni moderierten Show tat Rozman das, was ihn auch im Internet so erfolgreich macht: Er plauderte locker, aber voller Energie, witzig, unterhaltsam, selbstbewusst, aber mit einem Schuss Selbstironie über Schach und seine Erfolge und Misserfolge.

Der Internetstar live: Levy "Gotham Chess" Rozman in Hamburg

Als Gäste hatte Georgios Souleidis und Jan Gustafsson eingeladen. Souleidis "The Big Greek" ist Deutschlands erfolgreichster Streamer und so sprachen die beiden über die Schachstadt Hamburg, Clickbaiting, ihre Karrieren als Streamer, die positiven Folgen der Coronapandemie für ihre YouTube-Kanäle und wie das Internet die Schachwelt verändert hat.

Internetstars wie Rozman und Souleidis gab es früher nicht. Aber sie und andere Schach-Streamer haben das Spiel einem größeren Publikum nahegebracht und für einen viel größeren Kreis von Schachfans und Schachenthusiasten gesorgt. Wer früher Schach spielen wollte, der ging in einen Verein und musste in einen Verein gehen. Wer heute Schach spielen will, der kann in einen Verein gehen, aber kann auch zu jeder Tages- und Nachtzeit im Internet spielen, trainieren oder guten Spielern bei der Analyse zuschauen. Wie viele Schachfans aktuell nicht im Verein sind, deuten die Zahlen an: Souleidis' YouTube Kanal hat 160.000 Abonnenten, der Deutsche Schachbund hatte laut Statista 2024 hingegen "nur rund 95.000 Mitglieder".

Nach ihrem Gespräch sollten Souleidis und Rozman eigentlich im Blitz (3+2) gegeneinander antreten. Das Publikum sah "Gotham Chess" als Favorit, aber eine technische Panne führte dazu, dass die Partie abgebrochen werden musste, bevor sie überhaupt beginnen konnte. Doch auch hier bewiesen Rozman und Souleidis Professionalität und überspielten das technische Missgeschick mit einem kurzen Geplänkel und kleinen Wortgefechten.

Anschließend bat Fiona-Steil Antoni Jan Gustafsson auf die Bühne. Gustafsson ist aktuell Trainer der deutschen Nationalmannschaft, die Nummer 9 der deutschen Rangliste, regelmäßiger Kommentator von Top-Turnieren und streamt auf seinem Kanal Janistan TV. Bei drei Weltmeisterschaftskämpfen hat er Magnus Carlsen als Sekundant unterstützt und außerdem hat er Internetplattform Chess24 mitgegründet.

Levy Rozman und Jan Gustafsson

Aber mit Insiderstories über Team Magnus hielt sich Gustafsson zurück, dafür sprach er gerne und ausführlich über Basketball. Er relativierte auch den von Rozman und Souleidis konstatierten Wandel in der Schachwelt und meinte, natürlich hätte das Internet die Schachwelt verändert, aber wenn er auf Turnieren sei, fühle sich das immer noch wie früher an. "Es ist die gleiche alte Welt. Ich mag sie."

Dann folgte "Guess the Elo", eine Paradedisziplin Rozmans im Internet. Spieler schicken ihre Partien an ihn, und Rozman schätzt, wie viel Elo diese Spieler haben. So kam das Publikum in den Genuss von drei interessanten Partien, die zu verblüffenden Einschätzungen führten.

Zum Abschluss gab es noch eine Fragerunde, anschließend konnten die Fans sich Autogramme geben lassen und Fotos mit dem Internetstar machen, ein Angebot, das vor allem von dem ganz jungen Publikum dankbar angenommen wurde.

So verlief der Auftritt Rozmans in Hamburg kurzweilig und unterhaltsam und bot vor allem die Möglichkeit, Internetstars wie Rozman, Souleidis und Gustafsson live zu erleben.

In einem Video hat Arne Kähler Höhepunkte des Abends festgehalten.

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Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".
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