Interview mit Elisabeth Pähtz: Für mich ist die Frauenkommission eine Vorteilskommission

von André Schulz
11.07.2017 – Elisabeth Pähtz ist eine viel beschäftigte Schachspielerin. In diesem Jahr spielte sie schon bei einer Weltmeisterschaft und zwei Europameisterschaften mit. Auf dem Weg zum Turnier in Lüneburg gab sie ein Interview und beklagte unter anderem die Arbeit der Frauenkommission.

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Auf dem Weg zum GM-Turnier nach Lüneburg machte Elisabeth Pähtz in Hamburg Station und zeigte als Gast bei TV Chessbase zwei eigene Partien von der Europameisterschaft in Minsk. Vorher gab sie vor der Kamera ein Interview, berichtete von ihren Turnieren und beklagte sich auch über die Zusammenarbeit mit der Frauenkommission des Deutschen Schachbundes.

Elsabeth Pähtz

Sinngemäße Auszüge aus dem Interview

Zur Weltmeisterschaft in Teheran

"Die Weltmeisterschaft in Teheran war eine interessante Erfahrung. Ein Kopftuch habe ich dort nicht getragen, sondern eine Skimütze, was auch in Ordnung war. Die Organisation war gut, die Leute waren sehr nett. Nach dem 3. Tag wurde jedoch kein Büffet mehr angeboten. Das Essen in einem Restaurant im Untergeschoss war nicht besonders gut und es hat auch lange gedauert, bis man seine Bestellung bekam. Es gab auch Bauerbeiten während der Matches, was auch nicht so ideal war."

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"Im Stichkampf mit Pia Cramling ist etwas passiert, was mich komplett aus der Bahn warf... "

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"Anna Muzychuk war sicher die Spielerin mit dem besten Schachverständnis in Teheran. Sie hätte aber in den sauren Apfel beißen und jemanden zur Unterstützung mitnehmen müssen."

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"Wir haben gar nicht mitbekommen, dass der iranische Verband das Preisgeld nicht bezahlt hat. Die FIDE hat das übernommen."

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Die deutsche Nummer Eins ist eine Kämpfernatur, nicht nur am Schachbrett

Zur Fraueneuropameisterschaft in Riga

"Die Europameisterschaft der Frauen in Riga lief gut für mich, ich habe über meiner Erwartung gespielt, wurde Vierte  oder Fünfte bis Achte, aber es war auch deutlich mehr drin."

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Zur Europameisterschaft in Minsk

"Minsk ist eine der saubersten Hauptstädte, die ich jemals in meinem Leben gesehen habe, unglaublich modern, sehr, sehr grün. Wir waren mit einer recht großen Delegation dort, sieben deutsche Spieler, dazu noch Dorian Rogozenco als Trainer, und am Ende waren die meisten sehr zufrieden.

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"In einem Abschlussbericht von einem gewissen Thomas Richter stand unter einem Bild von mir, dass das Bild nur deshalb verwendet wurde, weil ich Deutsche sei, und nicht wegen meiner Leistung. Auf der einen Seite könnte man darüber lachen, weil es so dämlich ist. Auf der anderen Seite fragt man sich, was haben die Schachautoren davon, die Leute so negativ darzustellen."

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Zur zentralen Endrunde der Bundesliga in Berlin

"Finde ich im Prinzip gut. Man hätte im Hinblick auf das Marketing sicher mehr daraus machen können. Bei der Organisation wollte im Vorwege niemand mit mir reden, weil ich ja praktisch als Einzige gleichzeitig für verschiedene Mannschaften in der (Männer-) und in der Frauenbundesliga spiele. Das ist ein Problem. Ich hatte das Gefühl, vor der Endrunde belogen worden zu sein. Ich war dann froh, dass ich stattdessen an dem Wochenende in Italien gespielt habe.

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Zum Streit in der Leistungskommission

Das Problem liegt in der Satzung des Schachbundes. Ehrenamtliche haben im Vergleich zu den Angestellten zu viel Macht. Die Angestellten tragen aber für ihren Bereich die Verantwortung."

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Zur Organisation des kommenden Erfurter Frauenschachfestivals

Die Organisation ist weitaus komplizierter, als man sich das von außen vorstellt. Es gab viele Probleme in verschiedenen Details. Wir hatten Mühe, die Deutsche Frauen-Schnellschachmeisterschaft und die Frauen-Blitzmeisterschaft zu integrieren, was aber für uns sehr sinnvoll war, um den Sponsor Radisson zu halten. Mit der Frauenkommission des Deutschen Schachbundes gibt es leider ständig Probleme. Für mich ist das keine Frauenkommission, sondern eine Vorteilskommission, die nur für den eigenen Vorteil arbeitet. Die Frauenkommission legt Termine fest, ohne Rücksicht auf andere Turniere, Termine und die Spielerinnen.

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Ich möchte eine Sache erwähnen, die mich sehr enttäuscht hat. Bei der Frauen-Ländermeisterschaft hat unsere Verbandspräsidentin Diana Skibbe einen Flyer für das Frauenturnier in Erfurt an die Teilnehmerinnen ausgeteilt. Als Wolfgang Fiedler von der Frauenkommission das gesehen hat, ist er hingegangen, hat die die Flyer eingesammelt, zerrissen und weggeworfen. Das geht gar nicht. 

Das ganze Interview mit Elisabeth Pähtz

Der richtige Abtausch

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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