„Ja, wo laufen sie denn?“ – Jan Markos verrät die Geheimnisse der Läufer!

von Stefan Liebig
08.06.2024 – Immer wieder stellen die Läufer die Frage, wo sie eigentlich hinziehen sollen. Eine schwierige Frage, die Jan Markos in seinem neuen Kurs „The Career Paths of Bishops“ beantwortet. Mit sorgfältig ausgewählten Beispielen gibt er lehrreiche Einblicke in die Welt der Diagonalspezialisten.

Middlegame Secrets Vol.3 - The Career Paths of Bishops Middlegame Secrets Vol.3 - The Career Paths of Bishops

In diesem Videokurs werden wir einige bekannte Konzepte in Bezug auf die Läufer eingehend untersuchen. Zum Beispiel weiß jeder, dass ein Läuferpaar ihm einen positionellen Vorteil verschaffen sollte.

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„Ja, wo laufen sie denn?“ –
Jan Markos verrät die Geheimnisse der Läufer

Jan Markos mag es anschaulich: Wie viele Felder kann ein Läufer auf einem ansonsten leeren Brett erreichen? In der dritten, interaktiven und auf allen Medien als E-Book oder Stream anzusehenden Folge „The Career Paths of Bishops“ seiner Videoserie „Middlegame Secrets“ geht es um ebendiese Läufer. Wann stehen die Läufer auf den bis zu 13 für sie erreichbaren Feldern wirkungsvoll und wann eher nicht? Der renommierte slowakische Trainer präsentiert auf unterhaltsame Weise Grundlagen, Expertenwissen und viel Erstaunliches zu den einzigen Figuren, die nur auf einer Felderfarbe unterwegs sein dürfen.

Jan Markos hat in den ersten beiden Folgen der Serie „Middlegame Secrets“ die Schwerfiguren Dame und Turm eingehend behandelt. Mit einem erfrischenden, neuen Ansatz zeigte er in „The Power of the Queen“ und „The Potential of the Rook“, was in den mächtigen Figuren steckt. Mit dem Fokus auf der jeweiligen Figur erklärt er nicht nur wie, sondern vor allem warum Meisterpartien zu Meisterpartien wurden. Anhand von Klassikern und topaktuellen Partien sowie natürlich auch Beispielen aus seiner eigenen Praxis und der seiner Schachschüler liefert er lehrreiche Leitfäden, wie sich die eigenen Figuren aktivieren und die gegnerischen Figuren deaktivieren lassen.

Zwischen sieben und 13 Feldern erreicht der Läufer je nach Position. Das ist also im Extremfall nur die Hälfte im Vergleich zum Turm, der immer auf 14 Felder ziehen kann. Beim Springer sind es lediglich zwischen acht und zwei, wenn er in der Ecke steht.

Komplexe Thematik

Die reine Zahl der Felder ist natürlich nur ein schwaches Indiz, um die Möglichkeiten zu bestimmen. In Analysen ist häufig die Rede vom Läuferpaar, von gleich- oder ungleichfarbigen Läufer. Die sind schnell zu identifizieren. Doch wann sollte man auf welche Variante setzen und gezielt abtauschen? Was – und das ist die entscheidende und alles andere als triviale Frage – macht eigentlich einen Läufer zu einem guten und was macht ihn zu einem schlechten Läufer?

Die meisten Amateure haben schon eine Ahnung davon, dass ein Läuferpaar etwas Gutes sein sollte. „Viele wissen aber nichts damit anzufangen“, weiß Markos aus seiner jahrzehntelangen Trainertätigkeit und aus seiner eigenen Karriere zu berichten. Nach den einleitenden theoretischen Betrachtungen stürzt sich Markos in die Praxis und zeigt in sieben Kapitel mit jeweils drei bis fünf Beispielvideos, wie er sich die ideale Ausnutzung des Läuferpotenzials vorstellt:

Gar nicht so einfach: Wie gelangt ein Läufer von einer Seite zur anderen? 

Das Läuferpaar

„Steinitz was a genius“, bringt Markos es auf den Punkt. Daher beginnt er den Kurs mit dem bekannten, klassischen, aber nach wie vor beeindruckenden Beispiel Englisch gegen Steinitz aus dem Jahr 1883. Er leitet daraus wichtige grundsätzliche Regeln ab: Man sollte gegen die gegnerischen Läufer spielen, z.B. damit nach einem Tausch für einen selbst ein guter Läufer auf dem Feld bleibt. Oft hilft es dabei, die Bauern auf der Farbe des gegnerischen Läufers zu platzieren. Stets sollte man dabei mögliche Läufer- und Springeraußenposten für sich und den Gegner im Auge behalten. Der eigene König hingegen ist meist über die nicht von dem gegnerischen Läufer abgedeckten Felder leichter zu aktivieren. Außerdem rät Markos zur Geduld: „Man sollte einen Vorteil langsam ausbauen, das Spiel ist schwieriger für den Verteidiger.“

Diese Grundregeln vertieft Markos mit Musterbeispielen und auch mit der Analyse von falschen Plänen prominenter Spieler oder Ratlosigkeit bei ihm selbst.

Ich saß am Brett und dachte: „Wie kann ich hier nur fortfahren?“

Nachteile des Läuferpaars

Wie wertvoll das Läuferpaar ist, hört man immer wieder. Ausführungen über die Nachteile des doppelten Langschreiters sind dagegen eher selten. Wieder startet Markos mit einem Evergreen ins Kapitel: Die bekannte 5. WM-Partie Spassky-Fischer aus dem Jahr 1972.

Bemerkenswert auch, wie in der nächsten Beispielpartie der Stratege Michael Adams mit Schwarz ausnutzt, dass sein Gegner Dao mit Weiß unbedingt das Läuferpaar halten will. Die viele Zeit die der Weiße dafür investiert, sich entsprechend umzugruppieren, nutzt Adams überzeugend, um die Übermacht im Zentrum und auf dem Damenflügel aufzubauen.

Gute Läufer, schlechte Läufer

Bei gleichfarbigen Läufern kommt es vor allem auf die Aktivität der Läufer an. Oft – wie auch in der Partie Kramnik gegen Leko (Budapest, 2001) – spielt dabei die Bauernstruktur im Zentrum eine ausschlaggebende Rolle. Im Beispiel greifen auch Kramniks Türme über die schwarzen Felder an. Später verschmäht er sogar ein Bauernopfer auf d5, weil es den Läufer aktivieren würde. Was für eine brillante Demonstration von Kramnik zum Thema guter Läufer, schlechter Läufer.

„I couldn´t resist“, kommentiert Markos die Aufnahme eines eigenen Endspiels in diese Mittelspielvideoreihe. Sein Endspiel gegen Rausis zeigt eindrucksvoll, wie sein Gegner eine Remiswendung auslässt und anschließend chancenlos, wenn auch beiderseits nicht fehlerfrei ausmanövriert wird. Der ermunternde Kommentar für den lernenden Amateur: „Sie sehen zwei Spieler mit 2550 und auch die machen Fehler in technischen Endspielen.“

Verschiedenfarbige Läufer

In diesem Kapitel zeigt Topalov gegen Leko, wie wichtig es ist, die Bauern im Mittelspiel auf der Farbe des gegnerischen Läufers zu haben – aus einer Stellung, die zunächst mindestens gleich, wenn nicht besser für Schwarz aussieht. Danach folgt ein überraschend effektiver Gewinnplan von Anand gegen Judit Polgar. Gegen Carlsen jedoch stürzt sich Anand auf einen Bauern am Damenflügel statt seine guten Chancen am Königsflügel zu nutzen – Carlsen gewinnt, wie auch in der Partie gegen den nicht rochierenden Caruana. Natürlich darf bei strategischen Meisterleistungen auch Ex-Weltmeister Karpov nicht fehlen, der zeigt, wie sich mit Läufer eine Damenflügelmajorität zum Sieg umsetzen lässt.

Läufer als Billardkugeln

Mit diesem kreativen Kapitelnamen bezeichnet Markos die oben bereits beschriebenen Läufertransfers von einem Brettbereich in den anderen. Ein inhaltsreiches Carlsen-Beispiel, das die Probleme eines auf b6 gestrandeten schwarzen Läufers demonstriert, sowie zwei eigene Partien des Autors zeigen, wie er „Billard auf dem Schachbrett“ deutet. Wer sich für Igelstrukturen interessiert sollte sich unbedingt das Kapitel 6.4 ansehen und im anschließenden Video geht Markos auf die häufig auftauchende Maroczy-Struktur ein.

Läufer dominiert den Springer

Kaum vorstellbar, dass Weiß in dieser Partie zwischen Reshevsky und Smyslov besser steht und der Läufer je eine wichtige Rolle spielen kann. Die Lösung: Weiß verändert die Struktur mit 1.b4! und dem Plan den Springer zu verjagen und/oder den Läufer nach b3 zu bringen. Markos´ Fazit: „Die Position ist nicht immer entscheidend. Den großen Spieler macht es aus, das Potenzial der Figuren zu erkennen.“

Fazit:

Das Leitthema des Kurses lautet: Wie kann ich die Läufer aktivieren? Ein wichtiger Aspekt dabei ist es, die Stellung im richtigen Moment zu öffnen oder zu schließen. Jan Markos zeigt auch das Dilemma für den Verteidiger: Öffne ich, bekommen die Läufer des Gegners Raum, öffne ich nicht, bleiben meine Läufer schlecht und meine Stellung erdrückend.

Wie gewohnt erläutert der slowakische Trainer richtige und falsche Pläne didaktisch meisterhaft. Oft spricht er die Probleme seiner eigenen Schüler an – das motiviert.

Praxisbeispiel eines Schülers von Markos: Der Springer gehört nach e5. Man sehe: Der schwarze Springer auf f6 hat nach einem Zentrumsabtausch wegen der e-Bauern keine Perspektiven.

Am Ende jedes Videos liefert Markos eine lehrreiche Zusammenfassung. Er schafft auch Querverbindungen zu seinen anderen Kursen und zeigt, dass sich z.B. die Dame nicht wohlfühlt im Kampf gegen Leichtfiguren – sie kann oft zurückgedrängt werden.

Wer schon auf diesen Kurs gewartet hat, wird sicher nicht enttäuscht sein und nach dem Durcharbeiten des Kurses – inklusive der Aufgaben und Online-Stellungen – besser wissen, wohin die Läufer laufen sollten, um ihr Potenzial optimal zu nutzen. Außerdem können sich alle Markos-Fans jetzt schon auf die bald erscheinende Fortsetzung zum Springer freuen.

Middlegame Secrets Vol.3 - The Career Paths of Bishops

In diesem Videokurs werden wir einige bekannte Konzepte in Bezug auf die Läufer eingehend untersuchen. Zum Beispiel weiß jeder, dass ein Läuferpaar ihm einen positionellen Vorteil verschaffen sollte.

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Middlegame Secrets Vol.1 + Vol.2

Lassen Sie uns gemeinsam lernen, wie man die besten Felder für die Dame im frühen Mittelspiel findet, wie man diese Figur auf dem Brett navigiert, wie man den Damenangriff zeitlich abstimmt, wie man entscheidet, ob man sie tauscht oder nicht, und vieles m

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Stefan Liebig, geboren 1974, ist Journalist und Mitinhaber einer Marketingagentur. Er lebt heute in Barterode bei Göttingen. Im Alter von fünf Jahren machten ihn seltsame Figuren im Regal der Nachbarn neugierig. Seitdem hat ihn das Schachspiel fest in seinen Bann gezogen. Höhenflüge in die NRW-Jugendliga mit seinem Heimatverein SV Bad Laasphe und einige Einsätze in der Zweitligamannschaft von Tempo Göttingen waren Highlights für den ehemaligen Jugendsüdwestfalenmeister.