Konsequent und nachhaltig Services verbessern
Über WM Anand, Aronian, Kramnik, Topalov und die Chess Classic Mainz 2009
Interview: Mike Rosa, Fotos: Fred Lucas, Christian Bossert & Chess
Tigers
Mike Rosa: Leiden Sie wirklich wie ein Hund, wenn Anand mal verliert …
?
Hans-Walter Schmitt: Ja, bei wichtigen Wettkämpfen leide ich sehr stark bei
Niederlagen mit. Ich kann mich noch gut erinnern, als Anand in Shanghi Nagar
(Indien) im Jahre 1994 gegen Gata Kamsky nach 4:2 Führung im Tiebreak noch verlor.
Damals erfuhr ich während des Urlaubs von seiner Niederlage, als ich gerade
in einem der großen Dubliner Kaufhäuser war. Meine Frau erinnert sich daran,
dass ich damals mit dem spontanen Kauf von ein Paar blauen Schuhen reagierte
und anschließend im Hotel den restlichen Tag im Bett verbrachte und dort bis
zum nächsten Tag litt.
Lacht und leidet mit: Hans-Walter Schmitt
Ähnlich erging es mir 1999 in Lausanne bei Vishys Niederlage im Tiebreak gegen
Anatoly Karpov. Dort allerdings verzichtete ich auf den Schuhkauf und hatte
bis zum Abendessen wieder das Bett verlassen. Ich verkraftete die Niederlage
also schon besser, wobei es ein gewaltiger Unterschied ist, ob man vor Ort ist
oder in der Ferne leiden muss.
… und was haben wir dann zu erwarten, wenn Anand mal in Mainz verlieren
sollte? Verschwinden Sie dann in der Präsidenten-Suite und die Kollegen müssen
die Siegerehrung alleine vornehmen?
Nein, nein, ich musste schon im Jahre 1999 in der Ballsporthalle in Frankfurt
Garry Kasparov das „Schwarze Jackett“ als Siegertrophäe überstreifen. Wenn ich
in der Veranstalterrolle bin, muss ich die Gefühle für den Freund zu Hause lassen.
Allerdings musste ich während seiner Turniere in Mainz schon ein paar Mal ziemlich
leiden, vor allem in den Wettkämpfen gegen Vladimir Kramnik 2001, Ruslan Ponomariov
2002, Judit Polgar 2003 und Teimour Radjabov 2006, die er nach anfänglichen
Rückständen später noch umdrehte.
Wie Anand selbst in seinem Interview erläutert, gab es in diesen Wettkämpfen
verdammt enge Situationen, die auch einen anderen Ausgang zugelassen hätten.
Aber Mainz ist Mainz, es ist die Spielstätte, wo er neunmal hintereinander gewonnen
hat – eine unglaubliche Serie im Weltschach.
Vishy Anand und Hans-Walter Schmitt vor dem Simultan bei den Chess Classic 2008
Weltmeister suchen sich ihre Gegner bekanntlich gerne mal selbst aus.
Wie hält es da der amtierende Champion? Fordert und erhält Anand Mitspracherecht,
wenn es um seine Gegner bei der Chess Classic geht?
Nach dem Turnier im Jahre 1997 sagte ich schon zu Anand, dass die Chess Classic
nur eine Zukunft haben kann, wenn er sich als Titelverteidiger bereit erklärt,
gegen die Allerbesten zu spielen. Also kamen 1998 die vier besten der Weltrangliste
inklusive Garry Kasparov zum Zuge, 1999 spielten die drei Besten und Anatoly
Karpov, 2000 die Top-10 und 2001 im „Duell der Weltmeister“ Anand und Kramnik.
Danach wurde es zunehmend schwerer, geeignete Gegner zu finden, die ein spannendes
Match versprachen, sodass wir nach Ruslan Ponomariov, Judit Polgar und Alexei
Shirov seit 2005 den Gegner im ORDIX Open ermittelten und ab 2007 wieder zum
ehemaligen 4er-Turnier mit Qualifikation in Vor- und Rückrunde und 4-Partien-Matches
im Finale zurückkehrten. Wir wollten die Qualifikation durch unser ORDIX Open
sportlich aufwerten und trotzdem die Möglichkeit haben, Einladungen auszusprechen.
Genauso ermittelten wir auch die Gegner des Chess960-Weltmeisters, nur dass
dies über die Qualifikation im FiNet Open läuft. Vishy Anand hatte immer ein
Mitspracherecht bei der Chess Classic, hat diese Option aber nie gezogen, sondern
dies immer kategorisch abgelehnt.
Glauben Sie, dass das „Duell der Weltmeister“ im Jahre 2001 in Mainz
zwischen Vishy Anand und Vladimir Kramnik Einfluss auf das letztjährige WM-Match
in Bonn hatte?
Das Match zwischen dem Fide-Weltmeister Anand und dem Braingames-Weltmeister
Kramnik sehe ich heute noch als ein besonderes Geschenk der beiden Chess Classic
Freunde, die bis dahin 5 bzw. 6-mal teilgenommen hatten, an ihren „ehrgeizigen“
Veranstalter. Es war das einzige Match, das beide miteinander als Weltmeister
spielten! Es war ein überaus nervöses Match voller Spannung, Fehler und ausgelassenen
Chancen, welches Anand nach dem ersten Tiebreak 6:5:5,5 gewann.
Im Jahre 1998 gewann Anand schon einmal das Finale der Chess Classic in Frankfurt
gegen Kramnik im „Sudden Death“ 5:4, also noch knapper als 3 Jahre später in
der Mainzer Rheingoldhalle. In jedem dieser Matches tröstete ich zuerst den
einsamen Verlierer, erst danach konnte ich dem strahlenden Sieger gratulierten
– die Presse ist da ziemlich gnadenlos im Umgang mit dem Unterlegenen. Für Bonn
2008 glaube ich, hatte es nur marginalen sportlichen Einfluss, aber der psychologische
Aspekt war meiner Ansicht nach bedeutend, gerade deshalb, weil die Weltschachexperten
alle den Kasparov-Bezwinger Vladimir Kramnik als den ausgewiesenen Zweikampf-Weltmeister
in der Favoritenrolle sahen.
Ein gutes Team: Hans-Walter Schmitt und Vishy Anand
Was haben Sie getan, um Anand zu helfen? Welche Rolle haben Sie gespielt?
Nichts habe ich getan, ich war einfach nur da! Wir brauchen eigentlich nicht
mehr miteinander zu sprechen, es ist wie wenn wir uns blind verstehen würden.
Trotzdem begann ich ganz beiläufig über das Thema in der Vorbereitungszeit zu
philosophieren. Wer ist mehr unter Druck? Wer hat mehr zu verlieren? Der beste
Zweikämpfer oder der beste Turnierspieler der Welt, oder der Erste in der Weltrangliste?
Wer hat die beiden einzigen Zweikämpfe gewonnen? Je näher der Wettkampf in Bonn
kam, desto zuversichtlicher schien mir Anand zu werden. Zufrieden mit seinem
Sekundanten-Team, der Organisation und dem gesamten technischen Environment.
Als das A-Team dann in Bonn im Hilton eintraf, war auch der letzte Baustein
der Mission „Possible“ in Bezug auf den Gegner und die Veranstaltungsarchitektur
klar, jeder wusste, was zu tun war.
Was waren für Sie die Schlüsselmomente des WM-Kampfes?
Se3, 34. Zug der 5. Partie! Nur dieses eine Mal konnte ich meine Gefühle nicht
voll kontrollieren. Meine rechte Faust ballte sich willkürlich, meine Unter-
und Oberschenkel ließen meinen Körper in die Höhe schnellen und ein zu lautes
„Ja“ entfleuchte. Erschrocken über mich selbst, setzte ich mich zum ungläubigen
Entsetzen meiner Nachbarin Aruna Anand wieder hin! Diese 5. Partie, die Art
und Weise und das Ergebnis hatten sicher direkten Einfluss auf die 6. Partie,
die dann in großem Stil am nächsten Tag von Titelverteidiger Anand mit Weiß
zum 3-Punkte-Vorsprung gewonnen wurde. „Game over“ war mein stilles Urteil.
Kramnik – Anand, WM-Match, Bonn 2008 (5). Stellung nach 34…Se3!!
Werden Sie beim nächsten Titelkampf Anands gegen Veselin Topalov und
seinen Berater und Manager Silvio Danailov dabei sein? Weltweit ist ja bekannt,
dass Sie sich während des Wiedervereinigungsmatches 2007 in Elista für Kramnik
ausgesprochen haben und dem Topalov-Manager die Hauptschuld an der Eskalation
gaben. (Interview vom 05.10.2006: "Schon
Dopingverdacht killt die Sponsoren") Unlängst äußerte sich der Weltranglistenerste
Topalov im bekannten Magazin „New in Chess“, wie und warum er Ihnen den Handschlag
verweigerte. Was die Vermutung nahe legt, dass er nicht gerade zu Ihren Freunden
zählt, zumal er nach wie vor seinen Manager Danailov verteidigt und daher wohl
in nächster Zukunft trotz Weltranglistenposition Nr. 1 auch nicht in Mainz bei
der Chess Classic aufschlagen wird.
Wenn der Wettkampf im April nächsten Jahres zustande kommen sollte und Vishy
wünscht, dass ich dabei sein soll, dann bin ich mit vollem Engagement zur Stelle.
Zum kindischem Verhalten der Handschlagverweigerer möchte ich nur soviel sagen,
als ich bei meinem Eintreffen in Bilbao 2008 auf Einladung der honorigen Veranstalter
die Reihe der Spieler vor der neunten Runde abging, Anand, Radjabov, Aronian,
Ivanchuk, Topalov und Carlsen und sie mit Handschlag begrüßte, verschränkte
Topalov die Arme vor der Brust und ich ging weiter zu Magnus, dem ein ungläubiges
Lächeln entwich. Nur eines will ich klarstellen, ich wollte mich keineswegs
bei Topalov entschuldigen, wie er in dem NIC-Interview annahm, sondern nach
allseits bekanntem europäischem Brauch höflich „Guten Tag“ sagen.
Spielt die Frage des Austragungsortes des nächsten WM-Matches eine wichtige
Rolle? Oder wäre Weltmeister Anand wirklich bereit, sich wie Gata Kamsky in
die Höhle des Löwen nach Sofia zu begeben?
Bekannt war auch allen Kennern bei der letzten WM in Bonn, dass der Veranstalter
UEP dem Team Kramnik sehr viel näher stand als dem Team Anand, aber wie alle
sehen konnten, hatte es nicht viel genutzt. Ein psychologischer Vorteil wäre
es schon für den Bulgaren Topalov, in Sofia vor heimischem Publikum zu spielen.
Nach meiner Meinung ist es eine finanzielle Frage.
Sollten die angeblichen Sponsoren aus Bulgarien das garantierte Preisgeld von
einer halben Million für die Spieler verdreifachen, kann man doch darüber reden.
Der größte Clou wäre noch, wenn die UEP für den Standort Kunsthalle Bonn bieten
würde, aber wie es aussieht, haben die FIDE und die Universal Event Promotion
jüngst ihre Verhandlungen eingestellt!
Kommen wir jetzt zur Chess Classic. Würden Sie Topalov noch einmal einladen,
nachdem er immerhin bereits 1997 im Hauptturnier „Giants“ und 1999 & 2000 im
Nebenturnier „Masters“ gespielt hat?
Selbstverständlich gerne, wenn er sich traut, gegen Anand anzutreten und seine
finanziellen Forderungen unsererseits erfüllbar sind. Nach seinem spektakulären
WM-Sieg in San Luis hatten wir es probiert, auch in die 1. Schachbundesliga
wollten wir ihn holen, aber selbst das Schachgeschäft ist kein einseitiges Wunschkonzert.
Chess Classic 2000 – Premiere der Top Ten. Von links nach rechts stehend: Veselin
Topalov, Michael Adams, Vassily Ivanchuk, Evgeny Bareev sitzend: Alexei Shirov,
Alexander Morozevich, Garry Kasparov, Viswanathan Anand, Vladimir Kramnik, Peter
Leko
Chess Classic 1997 mit Veselin Topalov, Viswanathan Anand, Anatoly Karpov und
Eric Lobron
Mit Weltmeister Viswanathan Anand und Chess960-Weltmeister Levon Aronian
sind die Titelverteidiger am Start und treffen werden sie auf die im ORDIX und
FiNet Open qualifizierten Sieger der letzten zwei Jahre. Zusätzlich haben Sie
sich bereits im Januar für eine Einladung an den besten deutschen Spieler Arkadij
Naiditsch ausgesprochen?
Meist im Dezember, um die Weihnachtszeit herum, beraten wir uns im geschäftsführenden
Vorstand der Chess Tigers, reden mit den Sponsoren und den Topspielern, checken
die Verfügbarkeit des Austragungsortes Rheingoldhalle mit dem Congress Centrum
Mainz und die Kapazität des Hilton Mainz ab. Den Wunschtermin der kommenden
Chess Classic geben wir normaler Weise beim Veranstaltungsschluss der letzten
Ausgabe bekannt, damit unser höchst kompetentes Team rechtzeitig persönlich
planen kann.
Bei den Spielern stand ja für die Chess Classic 2009 bereits fest, dass die
Titelverteidiger Anand und Aronian, sowie die qualifizierten Bologan, Nakamura
und Nepomniachtchi spielen würden. Da Anand darauf verzichtete, die Chess960-WM
zu spielen, wurde der freie Platz an Sergei Movsesian vergeben, der im letzten
Jahr Zweiter im FiNet Open wurde. Den letzten freien Platz in der GrenkeLeasing
Schnellschach Weltmeisterschaft an Arkadij Naiditsch zu vergeben, war endlich
fällig, nicht nur weil er Deutscher ist und in der Meistermannschaft der OSG
Baden-Baden der Top-Scorer ist, sondern weil wir seine Entwicklung der letzten
zwei Jahre als Elo 2700-verdächtig ansahen und so kam es ja dann auch.
Das härteste Programm auf dem Schachbrett wird zweifelsohne Levon Aronian
haben. Zwei Weltmeisterschaften und noch das stets mit starken Spielern gespickte
Standard Simultan an 40 Brettern werden ihm Einiges abverlangen. Ist bei so
viel Engagement nicht eine baldige Chess Tigers-Ehrenmitgliedschaft schon obligatorisch?
Meinen hohen Respekt besitzt Levon heute schon, weil er zweimal bereits das
FiNet Open gewonnen hat. Beim ersten Versuch, den Thron zu erklimmen scheiterte
er noch an Peter Svidler, qualifizierte sich aber, ohne zu murren, ein zweites
Mal im Open und konnte dann im Match gegen selbigen Peter Svidler den Chess960-Weltmeistertitel
gewinnen. Vor zwei Jahren verteidigte er den Titel in einem die Zuschauer elektrisierenden
Finale gegen Anand im Tiebreak. Allein für diese Leistung hätte er schon die
Ehrenmitgliedschaft verdient, die wir ihm sicher irgendwann verleihen werden.
Levon Aronian haben wir bewusst dieses Jahr zum Hauptakteur gemacht, damit er
auch sieht, dass wir ihm als Magnet für die Zuschauer vertrauen. Die Nr.3 der
Welt wird das gelassen sehen, der Simultangeber nach der Pressekonferenz und
vor dem Championsdinner zu sein. Bei der Chess960-WM wird er sicher keine vorbereiteten
Neuerungen verpulvern müssen und dann kommt es zum „Showdown“ gegen Anand bei
der GrenkeLeasing Rapid World Championship. Aber ich warne die beiden Favoriten,
die doppelten „N“, Naiditsch und Nepomniachtchi, in der Qualifikation zu unterschätzen.
Nicht nur die Turniere am Abend auch die Open werden mit 20 Minuten Bedenkzeit
und einem Bonus von 5 Sekunden pro Zug gespielt. Dazu benötigen Sie nicht nur
eine riesige Menge an Digitaluhren, es besteht auch immer die Gefahr, dass eine
einzelne Partie den weiteren Ablauf verzögert. Warum dennoch dieser Aufwand?
Einfacher wäre doch beispielsweise 25+0, oder?
Unser Turnierleiter Hans-Dieter Post hat die im letzten Jahr erstmals eingesetzte
„Open-Maschine“ so entwickelt, dass wir unmittelbar nach Eingabe des letzten
Ergebnisses sofort auslosen können und damit die Paarungen an den großen Projektionswänden
über der Bühne rollierend sofort den Teilnehmern anzeigen. Ohne Papier einzusetzen
und ohne Systembrüche zwischen Turnieradministration und Live-Übertragung einkalkulieren
zu müssen, hatten wir letztes Jahr bei der Spielzeit 20min/5s eher das „Luxusproblem“,
die Pausen zwischen den Runden zu verlängern, anstatt sie verkürzen zu müssen.
Menschen brauchen auch mal eine vernünftige Pause zwischen den Runden.
Dass die wenigen lange spielenden Teilnehmer in einer Runde gleich wieder ans
Brett müssen, liegt in der Natur der Dinge und wird ohne Beschwerde als selbstverständlich
hingenommen. Wenn man mit der Bedenkzeit 25min/0s spielt, steigt nur der Schiedsrichterbedarf
gewaltig an und die Übertragungstechnik streikt öfters mal, wenn die Figuren
„fliegen“ oder die Figuren nicht exakt gesetzt werden. Mit der besten Schachuhr
auf dem Markt, der „DGT XL“ von unserem Primepartner DGT zu spielen, die auch
bei Weltmeisterschaften, Großmeisterturnieren und in der Schachbundesliga eingesetzt
werden, ist doch obligatorisch bei einem Weltklasseturnier oder?
Der Modus der Weltmeisterschaften und der Qualifikation in den Open bleibt
also gleich, wo bleibt da die logische Weiterentwicklung „höher, weiter, schneller“?
Der Event Chess Classic ist vom sportlichen Wert, von der Einmaligkeit und vom
dualen Erlebniskonzept „Lernen und Spielen“ völlig ausgereift. Jetzt gilt es,
konsequent und nachhaltig die Services für den einzelnen Teilnehmer und Zuschauer
- oft beides in einer Person -, den interessierten Familien aus leidenschaftlichen
Schachspielern und deren begleitenden Mitgliedern sowie den Sponsoren und ihren
Kunden, Partnern, Freunden und Mitarbeitern zu verbessern.
Wie soll denn das funktionieren? Das kommt doch eher der Quadratur des
Kreises nahe …
Wir haben vor gut drei Jahren neben den üblichen Informationen für Experten
mit den leichtverständlichen Informationen für Schachlaien begonnen. Mit der
ständigen Evaluierung der Partien durch ein Schachprogramm gelang es uns, die
Interessierten sowohl über den Spielverlauf als auch über den momentanen Spielstand
zu informieren. Digitale Ziffern zeigen den einfachen Spielstand an mit der
Beantwortung der Frage „Wer steht besser?“. + (Plus) bedeutet, Weiß steht besser,
+2 bis +3 bedeutet, Weiß steht auf Gewinn und bei über +3 steht Weiß klar auf
Gewinn. Die mit – (Minus) erscheinenden Werte sagen das Gleiche für Schwarz
aus. Die Darstellung der einzelnen Werte vom ersten bis zum letzten Zug in einem
Balkendiagramm des Koordinatensystems zeigt auf dem Bildschirm den kompletten
Spielverlauf an. Damit gelingt uns Folgendes: Der „Laie“ versteht den Stand
in der Partie, ohne seinen Begleiter „Experte“ störend zu befragen und beide
sind zufrieden. Damit haben wir den Interessentenkreis, bei einer Schachpartie
zuzuschauen, von 100.000 organisierten Vereinsspielern auf 20.000.000 in Deutschland
vergrößert – Faktor 200, nicht so schlecht!
Konkret, was erwartet uns Neues bei der kommenden Chess Classic?
Wir haben unsere Test- und Akzeptanzphase mit Erfolg und gutem Feedback der
Besucher beendet und sind erstmals für die Chess Classic Mainz 2009 mit der
Firma ChessBase aus Hamburg eine Medienpartnerschaft eingegangen, um nicht nur
bei der Veranstaltung vor Ort, sondern auch im Internet dieselbe Leistung anzubieten,
und um somit in den Bereich der kommerziellen Portale der bekanntesten Medien
vorzudringen. Neu dabei ist, dass die stärksten Schachprogramme Deep Rybka 3
und Deep Fritz 11 permanent die laufenden Partien evaluieren und den Schachlaien
und -experten die einfachen Informationen vermitteln. Jeder kann sich dann bei
der Chess Classic seine eigenen Wünsche erfüllen.
Eric van Reem (links) im Gespräch mit Vlastimil Hort
Wie würden Sie jemandem, der noch nie bei der Chess Classic war, beispielhaft
erklären, wie dieses Wunschkonzert funktioniert?
Am besten ist es, das vor Ort selbst auszuprobieren, aber gut, ich versuche,
es zu beschreiben. Die große Rheingoldhalle mit den Spielern live auf der Bühne
ist das „Silent Auditorium“. Hier geht es quasi atemlos und sehr still zu und
alle Sinne werden bei den meisten Zuschauern befriedigt.
1. der Puritaner setzt sich ohne jegliche Hilfsmittel hin und genießt ohne weitere
Informationen das Spiel, 4-5 Meter große Projektionen der Partien und die direkte
Sicht zu den Spielern genügen ihm.
2. der Experte lauscht zusätzlich via Ear-Clip den im Dialog kommentierenden
zwei Großmeistern...
...und 3. der Laie nimmt die leicht verständlichen Informationen an den separaten
Monitoren mit den Bewertungsanzeigen in Anspruch. So bekommt jeder das angeboten,
was er möchte, zugeschnitten auf seine Bedürfnisse und seine Kenntnisse im Schach.
Eintritt am Abend € 8,-, ermäßigt € 5,- und bei allen Open-Teilnehmern ist der
Eintritt im Startgeld inklusive.
Im Rheinfoyer - außerhalb des strikten Sprechverbots - kann der geneigte Zuschauer
sich vor die fünf Monitore setzen, welche die zwei Partien, die Bewertungen
der Partien und das Live-Bild der Bühne mit den Spielern zeigen und ungestört
genießen. Ebenso kann man beim „Public Viewing“ das Gleiche inklusive Live-Kommentator
eines weiteren Großmeisters verfolgen, dabei diskutieren mit Freunden und Großmeistern,
sich Snacks und Drinks von der Bar gönnen, am Bücherstand von Schach Niggemann
stöbern oder sich am Shop der Chess Tigers mit Informationen oder Merchandisingartikel
versorgen. Im Übrigen ist das Rheinfoyer mit dem „Public Viewing“ eintrittsfrei,
die Chess Tigers wollen damit auch ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden.
Monitore im Foyer
Die Krönung des Genießens erfährt man dann beim „Gourmet Viewing“ im Goldsaal
„A“ des Hilton Mainz. Bei landesspezifischen Speisen und Getränken, - in diesem
Jahr soll die Tagesfolge böhmisch, badisch, elsässisch, amerikanisch, asiatisch
und rheinhessisch sein -, können die Gäste die Partien genauso verfolgen wie
beim „Public Viewing“. Der Großmeisterkommentar ist in diesem kleinen und geschlossenen
Kreis viel individueller in der Gestaltung mit Geschichten weit über den Standard
hinaus natürlich obligatorisch.
Der Höhepunkt an jedem Abend ist, wenn die Top-Spieler nach der nebenan stattgefundenen
Tagespressekonferenz in den Gourmet Club kommen, egal ob sie gewonnen oder nicht
gewonnen haben. Die Zusammenkunft am Abend bringt die Top-Spieler mit Begleitung,
die Sponsoren mit Kunden, die Presse, die Organisatoren und Schachgenießer wie
Du und ich zusammen. Das Vergnügen kostet € 39,- alles inklusive am Abend.
Klaus Bischoff erläutert das Geschehen
Das Ambiente und die Funktionalität des Veranstaltungsortes sind unseres Erachtens
optimal für kombinierte Teilnehmer und Zuschauer orientierte Turniere. „Vom
Bett zum Brett“ nicht mehr als 150 Meter im gleichen Gebäudekomplex Rheingoldhalle
und Hilton Mainz. Die permanente Möglichkeit, auf den Rhein mit den ruhig vorbei
gleitenden Schiffen, zu sehen, hilft besonders nach verlorenen Schnellschachpartien
seine Mitte wiederzufinden.
Das ambivalente Zusammenspiel von Weltklasse und Kreisklasse ist in unserer
Veranstaltung ohne Gleichen weltweit. Unser Kinder Club bietet die Familien
gerechte Voraussetzung, während der Open selbst zu spielen, wobei die Kinder
von 10:00 Uhr morgens bis 18:00 Uhr abends fachlich gut betreut sind. Ein wunderbares
Beispiel für die Nutzung unseres Angebots ist: Oma, Opa, Mama, Papa, Enkel und
Enkelin kommen für ein langes Wochenende von Donnerstag bis Sonntag nach Mainz,
wohnen im Hilton, Opa und Oma shoppen in der nur 300 Meter entfernten City,
besuchen die Sehenswürdigkeiten der über 2000 Jahre alten Stadt Mainz oder wandern
einfach vergnüglich am Rhein entlang, die beiden 4- und 6-jährigen Enkelkinder
gehen in den Kinder Club und die berufstätigen Eltern können endlich mal ungestört
sich in den Open austoben. Abends schaut man bei den Top-Spielern in der Rheingoldhalle
oder im Rheinfoyer zu oder trifft sich im Gourmet Club. Das heißt für uns Chess
Tigers, von 10:00 Uhr morgens bis 24:00 Uhr nachts, Chess Entertainment und
Schacherlebniskultur pur mit hohen Standards bei Teilnehmer- und Zuschauerservices
anzubieten.
Das Konzept scheint schlüssig zu sein, aber gibt es auch genügend Interessierte
die diese Services annehmen wollen und mit wie vielen Leuten kann man dieses
Angebot halten? Da braucht man doch schon einen Zweischichtbetrieb, oder?
Das Geheimnis der Leistungskraft des Chess Classic Teams liegt in der Kompetenz
jedes Einzelnen und dem gemeinsamen Bewusstsein: „Wir wollen die Besten sein“
und „Das Team ist der Star“. Dazu kommen unser klares Bekenntnis zur Kundenorientierung
und unser Anspruch, uns jedes Jahr zu verbessern, innerhalb jedes Einzelnen
und ganzheitlich als Team, natürlich auch durch Integration neuer Mitglieder.
Die Arbeit innerhalb der 60-64 Leute umfassenden Mannschaft wird eines Teils
in der ganzjährigen Vorbereitung planerisch geleistet und dann in der 7-tägigen
Realisierung im Congress Centrum Mainz präzise und kundenfreundlich umgesetzt.
Ideal-typisch wäre es, wenn wir jede Position doppelt besetzen könnten, aber
einige Schlüsselpositionen sind einfach noch nicht mit einem Backup zu versehen.
Als Beispiele gebe ich mal die Position des technischen Turnierleiters Hans-Dieter
Post und des Live-Chefs Thilo Gubler an sowie das Zusammenwirken von beiden!
Wenn Sie einen Meldeschluss um 12:15 Uhr haben und um 12:30 Uhr pünktlich, und
das ist unser Anspruch, das ORDIX Open von über 750 Teilnehmern mit der 1. von
5 Runden am Nachmittag anfahren wollen, dann müssen Sie Kompetenzen und Typen
im Team haben, die das nicht nur organisatorisch und technisch bewerkstelligen
können, sondern auch nervlich aushalten. Ohne Erfahrung und Coolness der operativ
Wirkenden, beziehungsweise der Entscheidungsträger ist die Aufgabe nicht lösbar.
Aber wir haben ja schon einen 15-jährigen Erfahrungsschatz bei alljährlichem
intensivem Training. Auch in anderen Bereichen, wie Internet & Vernetzung, Anmeldung,
Turnierleitung, Materialverwaltung, Ergebniserfassung, Schiedsrichtereinsatz,
Informationsmanagement, Werbung, Merchandising, Kinder Club, Selbstverpflegung,
Kommentierung, Spielerbetreuung, Pressarbeit national und international, Hotelkoordination,
Websitebetrieb und -redaktion wird höchst kompetent und nachhaltig gearbeitet.
Vielen Dank für das Gespräch.