Juri Rasuwajew (1945-2012)
Von Dagobert Kohlmeyer
Am Mittwoch starb in Moskau der bekannte russische Großmeister Juri Rasuwajew.
Er wurde nur 66 Jahre alt. Rasuwajew war Assistent von Michail Botwinnik in
dessen legendärer Schule sowie ein geachteter Großmeister,
Eröffnungstheoretiker, Trainer und Sekundant. Viele Jahre leitete er die
Trainerkommission der FIDE. Mit einer Trauerfeier im Zentralen Schachklub von
Moskau nahm der Russische Schachverband heute am Vormittag Abschied von Juri
Rasuwajew.
In Deutschland war Juri gut bekannt. Er spielte u.a. bei internationalen
Turnieren 1983 in Leipzig, 1985 in Dortmund, 1987, 1988, 1989 und 1990 in
Berlin, danach viele Jahre in der Schach-Bundesliga. Oft kam er zu
Veranstaltungen der FIDE-Akademie, die ihren Sitz ebenfalls in Berlin hat.
Rasuwajew gehörte zwar nicht zur ersten Reihe der sowjetischen Schachspieler,
dennoch erzielte er beachtliche Erfolge im In- und Ausland. So gewann er
Turniere in Dubna und Polanica Zdroj 1979, Zalaegerszeg 1981, London 1983,
Dortmund 1985 und Jurmala 1987.
Von Beruf Journalist und Historiker, trug Juri den Großmeistertitel seit 1976.
Er war Trainer der UdSSR-Mannschaft zur Schacholympiade 1980 und des russischen
Teams bei der Olympiade 1992 in Manila. Im Jahre 1984 spielte Rasuwajew in
London als Mitglied der UdSSR-Auswahl im Match gegen den Rest der Welt. Dort
trennte er sich am achten Brett von Robert Hübner 2:2. (vier Remispartien).
Rasuwajew verfasste etliche Schachbücher, darunter als Co-Autor die großartige
Monografie über Akiba Rubinstein und gemeinsam mit Anatoli Marzukewitsch den
Titel „Gambite – richtig gespielt“ (Beyer Verlag).
Rasuwajew arbeitete viele Jahre als Sekundant von Weltmeister Anatoli Karpow und
anderen Koryphäen, und er führte viele russische Schachtalente zur Weltspitze,
darunter auch Jewgeni Tomaschewski sowie die spätere Weltmeisterin Alexandra
Kostenjuk. Auch der jetzige Weltranglisten-Erste Magnus Carlsen hat im Frühjahr
2007 in Moskau Trainingseinheiten mit Rasuwajew absolviert. (siehe Interview)
In den letzten Lebensjahren widmete sich Juri verstärkt der pädagogischen
Arbeit. So tat er an verantwortlicher Stelle sehr viel für die Entwicklung des
Schulschachs in Russland.
Nicht nur die russische Schachszene trauert um Großmeister Juri Rasuwajew,
weltweit war er anerkannt, da er in vielen Ländern als Trainer und Förderer des
Schachnachwuchses seine Spuren hinterlassen hat.
Siehe auch mein
Interview mit Rasuwajew bei ChessBase vom 8.8.2007.