08.04.2024 – Nach vier Runden und vor dem ersten Ruhetag gibt es beim Kandidatenturnier in Toronto einen alleinigen Spitzenreiter: Ian Nepomniachtchi (Bild). Er gewann in Runde 4 in einer stark gespielten Partie mit Weiß gegen Vidit Gujrathi und liegt jetzt mit 3 Punkten aus 4 Partien alleine in Führung, da alle anderen Partien der Runde Unentschieden endeten. | Fotos: FIDE / Michal Walusza
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Kandidatenturnier 2024, Runde 4
Ian Nepomniachtchi hat das Kandidatenturnier bereits zweimal gewonnen, und in Toronto scheint er entschlossen zu sein, ein drittes Mal zu gewinnen - das hat bislang in der Geschichte des Schachs kein anderer Spieler geschafft.
In Toronto scheint er jedenfalls gut vorbereitet und gut in Form zu sein: Gegen Vidit brachte er in einer Variante der Berliner Verteidigung, die ja in dem Ruf steht, zu "langweiligen" Stellungen zu führen, eine interessante Neuerung, die zu scharfem Spiel führte.
Vidit verteidigte sich umsichtig und einfallsreich, brauchte dafür aber viel Zeit. Die fehlte ihm entscheidenden Moment und Nepomniachtchi kam mit präzisem und starkem Spiel zu seinem zweiten Sieg im Turnier.
Vidit musste nach seinem schönen Sieg gegen Hikaru Nakamura in Runde 2 zwei Niederlagen in Folge hinnehmen | Foto: Michal Walusza
Die kürzeste Partie der Runde spielten Nakamura und Praggnanandhaa. Praggnanandhaa wirkte ausgezeichnet vorbereitet und nach Abschluss der Eröffnung fand Nakamura kein Konzept, um seinen Gegner unter Druck zu setzen und steuerte die Partie mit einer Zugwiederholung schnell ins Remis.
In seiner anschließenden Analyse sprach Nakamura dann dennoch von einer "interessanten Partie" und fand sehr lobende Worte für seinen Gegner.
Der kommende Weltmeister? Praggnanandhaa Rameshbabu | Foto: Michal Walusza
Die beiden restlichen Partien der Runde endeten ebenfalls mit Remis, aber dauerten sehr viel länger.
In der Begegnung zwischen Fabiano Caruana und Gukesh D, die sich vor der Runde zusammen mit Nepomniachtchi die Tabellenführung geteilt hatten, zeigte Gukesh seine Defensivqualitäten. Als Caruana drohte, den Druck im Mittelspiel allmählich zu erhöhen, konterte Gukesh mit einem Bauernopfer, das rasch zu Vereinfachungen und einem Endspiel führte, in dem Caruana zwar einen Bauern mehr hatte, aber nicht gewinnen konnte.
Gukesh D | Foto: Michal Walusza
Ähnlich verlief auch die Partie zwischen Nijat Abasov und Alireza Firouzja. Als Abasov drohte, unter Druck zu geraten, opferte er einen Bauern und wickelte in ein Endspiel ab, das Schwarz nicht gewinnen konnte.
Nijat Abasov, der Außenseiter im Feld, begann das Turnier mit drei Remis und einer Niederlage | Michal Walusza
Wenn man nach den ersten vier Runden und vor dem ersten Ruhetag des Turniers eine Auftaktbilanz ziehen möchte, so kann man sagen, dass Nepomniachtchi und Caruana ihrer Favoritenrolle bislang gerecht wurden - Nepomniachtchi sogar überraschend gut. Auch die jungen Inder Gukesh und Praggnanandhaa haben gut ins Turnier gefunden, während Nakamura und Firouzja noch nach ihrer Form zu suchen scheinen.
Vidit begann mit einem Remis und einem Sieg, aber erlitt dann zwei Niederlagen in Folge und liegt jetzt am hinteren Ende der Tabelle. Genau wie Abasov, der als Nummer 8 der Setzliste und als einziger Spieler mit einer Elo-Zahl von unter 2700 mit einer Niederlage und drei Remis mit einer Zwischenbilanz von 1,5 aus 4 wahrscheinlich sehr viel zufriedener ist als Vidit, Firouzja und Nakamura.
Aber das Turnier ist lang. Zehn Runden sind noch zu spielen, am Mittwoch geht es weiter.
Johannes FischerJohannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".
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