Kasparov: "Schach als Fach!"

von ChessBase
24.09.2012 – Am Wochenende war Garry Kasparov zu Gast in Norddeutschland. Freitag und Sonntag nahm der 13. Weltmeister im ChessBase-Studio Lektionen für eine neue DVD mit einer Auswahl seiner besten Partien auf. Der Samstag stand ganz im Zeichen des Schulschachs unter dem Motto: "Schach als Fach". Kasparov war Ehrengast der Veranstaltung "Zehn gegen Lüneburg" und nahm an einer Podiumsdiskussion zum Schulschach teil. Dort überzeugte er den niedersächsischen Kultusminister, Schach als Ergänzungsfach zum normalen Unterricht an Modellschulen in Niedersachsen zu testen. "Auf Ebene der Kultusministerkonferenz werde ich mich dafür einsetzen, dass das Thema „Schulschach“ auf die Agenda gesetzt wird,“ meinte der Kultusminister. Für alle Beteiligten war es ein intensives Wochenende. Und natürlich war der Kasparov-Besuch ein willkommenes Thema für die Medien.Schach rockt (ZDF)...Schachgenie Kasparov (NDR)...Hamburger Abendblatt: Schach soll Schulfach werden...Kasparov Chess Foundation...Bericht und Bilder...

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Kasparov in Lüneburg
Von André Schulz
Fotos: Pascal Simon, Frederic Friedel

In Lüneburg hat sich in jüngster Zeit eine aktive Schachgemeinde entwickelt. Neben einer Schachschule sorgt die Simultanveranstaltung "Zehn gegen Lüneburg" mit zehn nationalen und internationalen Schachmeistern, darunter Alexi Shirov, für Resonanz. In diesem Jahr haben die Lüneburger Schachfreunde um Karol Lalla ein weiteres Zugpferd eingeladen, und zwar das beste Pferd, dass das Schach überhaupt zu bieten hat - Garry Kasparov.

Er war der jüngste Weltmeister aller Zeiten, hielt den Titel 15 Jahre lang, von 1985 bis 2000, und führte die Weltrangliste auch danach noch bis zu seinem Karriereende an. Nach dem Turnier von Linares 2005 packte der 13. Schachweltmeister die Figuren weg. Das hieß aber nicht, dass der in Baku geborene und in Moskau lebende Kosmopolit nun in Rente gehen würde. Kasparov machte als Galionsfigur der russischen Opposition Schlagzeilen. Er trat vor Wahlen in Moskau und den entlegendsten Winkeln der russischen Republik auf, ließ sich von bestellten "Studenten" mit Tomaten bewerfen, ein Schachbrett auf den Kopf schlagen und wurde von der Polizei wegen Verstoßes gegen Demonstrationsauflagen ins Gefängnis gesperrt. Zuletzt wurde er vorgeladen, weil er bei der Demonstration gegen den unfairen Prozess der Musikgruppe "Pussy Riot" einen Polizisten gebissen haben soll.

Neben seinen politischen Aktivitäten ist Kasparov auch weiter im Schach unterwegs. Er hat DVDs aufgenommen, eine Reihe von sehr guten Schachbüchern geschrieben, tritt hier und da bei Blitzwettkämpfen auf und bricht im Übrigen mit seiner Kasparov Schachstiftung für das Schulschach eine Lanze.



Schulschach war auch das Thema, dass Kasparov in Lüneburg am Herzen lag. In einer Podiumsdiskussion mit dem niedersächsischen Kultusminister Dr. Bernd Althusmann hatte er dort den richtigen Ansprechpartner - in zweifacher Hinsicht: Zum einen ist der Kultusminister natürlich genau der richtige Mann, zum anderen ist Bernd Althausmann für Argumente aufgeschlossen und traut sich offenbar auch etwas auszuprobieren.

Warum Schach? Schach vermittelt Schülern eine Reihe von Qualitäten. Wer Schach spielt, lernt sich über einen bestimmten Zeitraum auf eine bestimmte Sache zu konzentrieren. Wer im Schach erfolgreich sein will, gewinnen will, muss sich überlegen, wie er zum Ziel kommt. Schachspieler lernen strukturiert zu denken, Situationen zu analysieren und Zielstrategien zu entwickeln. Wer das aber alles im Schach gelernt hat, wird seine Fähigkeiten auch anderswo anzuwenden wissen. Tatsächlich haben Studien und die Praxis gezeigt, dass Schüler mit regelmäßigem Schachunterricht in den übrigen Fächern bessere Ergebnisse erzielen. Schach ist zudem kommunikativ und integrativ, wobei es im Unterschied zu Bewegungssportarten mehr als selten zu Aggressionen kommt. Und im Schach ist jeder selbes seines Glückes Schmied. Jeder hat am Anfang die gleiche Ausgangsposition. "Glück" gibt es im Schach nicht. Nur Können. Damit ist Schach auch persönlichkeitsbildend und fördert das Selbstbewusstsein.



Der Schachtag in Lüneburg bot allen Beteiligten und zahlreichen Zuschauern Schach satt. Am Vormittag gab es ein Blitzturnier junger Meister, moderiert von Björn Lengwenus im Fußball-Radiokommentator-Stil und eine Internetschachpartie zwischen Schülern aus Lüneburg und Südafrika.



Kasparov grüßt per Internet nach Johannisburg


Schachschüler einer Schule in Johannisburg

Danach diskutierten Garry Kasparov, Björn Lengwenus und die Lüneburger Lehrerin Claudia Marschewski mit dem niedersächsischen Kultusminister Dr. Bernd Althusmann über die Chancen beim Schach in der Schule. Kultusminister Althusmann will das Thema aufgreifen und Schach als Schulfach vielleicht in Modellschulen in Niedersachsen testen.


Dr. Bernd Althusmann, Niedersachsens Kultusminister

"Die Veranstaltung in Lüneburg hat eindrucksvoll gezeigt, dass Schulschach eine sinnvolle Ergänzung zum Unterricht sein kann. Schach spielen fördert die Konzentrationsfähigkeit und das logische Denken. Es freut mich sehr, dass sich bereits so viele Schulen in Niedersachsen beim Schulschach engagieren. Doch könnte es künftig noch mehr geeignete Angebote geben. Das könnte ich mir gut vorstellen. Wir werden das prüfen. Auf Ebene der Kultusministerkonferenz werde ich mich dafür einsetzen, dass das Thema „Schulschach“ auf die Agenda gesetzt wird,“ meinte der Kultusminister.

Nach der kurzen Mittagspause präsentierte sich Kasparov selber als Schachtrainer und zeigte dem Lüneburger Talent Till Schreiner im Showtraining ein paar neue Tricks.



Danach stand der 13. Weltmeister für Autogrammwünsche und Interviews zur Verfügung. Die Resultate kann man in den TV-Beiträgen von ZDF und NDR sehen.



Das Thema Jugendschach und "Schach in den Schulen" wurde dann noch einmal von Schachlehrern, Trainern und der deutschen Schachjugend in vielen Facetten vorgestellt. Am späten Nachmittag trug sich Kasparov ins Goldene Buch der Stadt Lüneburg ein, bevor der Tag bei einem Dinner ausklang.


Am Freitag und am Sonntag arbeitete der frühere Weltmeister im ChessBase-Studio und nahm eine neue DVD mit Glanzpartien aus seiner Karriere auf.



Besprechung mir Rainer Woisin


Kommunikation per Ipad


Kasparov und Pascal Simon: Wie war das nochmal mit dieser Partie?


Nachschlagen im eigenen Buch.

 

 

 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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