Schach-WM in der Kirche -
Klaus Klundt holt Silber!
Von Dagobert Kohlmeyer
Bei der am Freitag beendeten Senioren-WM in Halle verteidigte Juri Schabanow aus
Russland seinen Titel. Er brauchte dazu allerdings einiges Glück, denn gleich
fünf Spieler hatten zuletzt 8,5 Punkte aus elf Partien. Nach Feinwertung reichte
es für den Russen. Erfreulich aus deutscher Sicht: Zweiter wurde Klaus Klundt
aus Aschaffenburg, der in damit in diesem Jahr so viele Erfolge einheimste, wie
kein anderer Senior weltweit.
Juri Schabanow
Klaus Klundt
Bereits im Frühjahr holte der
Bayer mit dem deutschen Team (Wolfgang Uhlmann, Hajo Hecht, Klaus Klundt,
Burkhard Malich) in Dresden EM-Gold und dann im Herbst auf der Isle of Man auch
den WM-Mannschaftstitel. Fast hätte es für Klaus in Halle zum Hattrick gereicht.
In der letzten Runde gegen Anatoli Donchenko, es war die Spitzenpaarung, stand
er recht aussichtsreich, aber es wurde nach hartem Kampf ein Remis. So musste
die Feinwertung über die Medaillen entscheiden: 1. Schabanow, 2. Klundt, 3.
Spassow (Bulgarien).
Klundt- Donchenko)
Von Klundts Teamgefährten war noch Burkhard Malich am Start, der ein Heimspiel
hatte, weil er in Halle zu Hause ist. Am Ende belegte Malich mit 7,5 Punkten den
13. Platz. Wolfgang Uhlmann und Hajo Hecht waren diesmal leider verhindert.
Klaus Klundt mit dem Pokal
Der Hallenser Burkhard Malich
Zum Pechvogel des Turniers wurde
Janis Klovans aus Lettland. (Foto)
Janis Klovans
Der dreifache
Seniorenweltmeister führte rundenlang und schien einem sicheren Sieg entgegen zu
streben. Am vorletzten Spieltag wurde er jedoch durch Donchenko (Foto) gestoppt.
Anatoli Donchenko
Dabei war es nur ein
Fingerfehler. Klovans hatte seinen Turm angefasst, als er bemerkte, dass die
eigene Dame angegriffen ist. Er musste den Turm mit Schach opfern, um seine Dame
zu retten. Danach war die Partie natürlich nicht mehr zu halten. In der
Schlussrunde hatte Klovans einen Mehrbauern gegen Ljuben Spassow, aber der
Bulgare gewann und holte damit Bronze. Zur abendlichen Siegerehrung befand sich
der alte und neue Weltmeister Schabanow bereits auf der Heimreise, so dass wir
hier nur das Foto der beiden anderen Medaillengewinner präsentieren können.
Schabanow erhielt 2500 Euro, Klaus Klundt 2000 und Spassow 1500.
Klaus Klundt und Ljuben Spassow
Unterschrift für 2000 Euro
Weniger Preisgeld gab es bei den Damen, die in Halle nur neun Runden spielten.
Der WM-Titel war mit 1000 Euro dotiert. Und den gewann Jelena Fatalibkowa
(Russland), die in Halle ihren dritten WM-Erfolg bei den Seniorinnen feiern
konnte.
Jelena Fatalibekowa
Damit hat sie mit Janis Klovans
gleichgezogen. Die Moskauerin siegte mit 8 Punkten vor Tamari Chmidiaschwili
(Georgien/7,5), Marta Litinska (Ukraine/7) und Nana Alexandria (Georgien/7).
Die Preisträgerinnen
Exotischster Teilnehmer war Lhamsuren Myagmarsuren aus der Mongolei.
Lhamsuren Myagmarsuren, Mongolei
Der heute 66jährige Großmeister
aus Ulan Bator spielte schon bei der Schacholympiade 1960 in Leipzig für sein
Land. In seiner besten Zeit erbeutete er so manchen Skalp berühmter Großmeister,
darunter den von Bent Larsen.
Noch nie hat es eine Schach-Weltmeisterschaft in einer Kirche gegeben. Bei den
Senioren in Halle war dies der Fall. Die Ulrichskirche im Stadtzentrum, nur
wenige Schritte vom Marktplatz mit dem Händel-Denkmal entfernt und seit längerem
in einen festlichen Konzertsaal umgewandelt, bot ein einmaliges Ambiente für
„göttliche“ Züge. Es war schon beeindruckend, 230 Spielerinnen und Spieler aus
aller Welt in absoluter Stille in dem schönen Gebäude über ihren Partien grübeln
zu sehen. „Ein Glücksgriff, zu dem man nur gratulieren kann“, erklärte Klaus
Gohde, Referent für Seniorenschach des DSB. Er dankte in einer Ansprache dem
WM-Organisationsteam um Anton Csulits für die hervorragende Arbeit.
Weltmeisterliche Organisatoren: Anton Csulits, Claudia Eckhardt
Bei der Siegerehrung versüßte ein Schokoladenmädchen den Preisträgern den Abend.
Melanie Lutter (20) arbeitet in der berühmten Halloren Schokoladenfabrik. Diese
existiert schon seit 1804 und ist damit die älteste Fabrik ihrer Art in
Deutschland.
Schokoladenmädchen Melanie Lutter
Text und Fotos: Dagobert Kohlmeyer