Schach am Meer
Das Porticcio Open wird immer beliebter - und das aus gutem Grund. Die Spielbedingungen sind ausgezeichnet und auch die Spitzengroßmeister, die auf einen möglichst großen Teil des Preisgelds hoffen, genießen Stand und Meer.
Der Strand von Porticcio
Das Turnier begann mit Überraschungen: So verlor der an zwei gesetzte Großmeister Sergei Zhigalko aus Weißrussland (Elo 2648) in Runde eins gegen den 14-jährigen Albert Tomasi aus Korsika. Am Tag darauf gewann der gerade einmal 10-jährige Maurizzi Marc Andria (Elo 1841), der ebenfalls aus Korsika stammt, gegen den französischen Großmeister Fabien Libiszewski (2542). Incroyable!
Die korsische Nachwuchshoffnung Maurizzi Marc Andria (rechts) | Foto: Fiona Steil-Antoni
Mehr Glück als Libiszewski hatte Michal Krasenkow (2630): Er stand gegen Paul Geuss (2234) aus Deutschland zwar gefährdet, aber konnte sich am Ende ins Remis retten. (Siehe Partien am Ende des Artikels).
Aber Krasenkow ließ sich von dem frühen Rückschlag nicht entmutigen und gewann das Turnier überzeugend mit 8,0/9. In der Runde gewann er gegen seinen größten Rivalen, Gawain Jones. Krasenkow brauchte eigentlich nur ein Remis zum Turniersieg, aber beim Porticcio Open sind Remisabsprachen nicht erlaubt. Vor der letzten Runde erklärte Turnierorganisator Léo Battesti noch einmal, dass Schach für ihn Sport ist und kurze Remis nicht akzeptabel wären. Unverblümt meinte er, dass die Spieler natürlich ein schnelles Remis vereinbaren könnten - allerdings würden sie dann nie wieder zu einem Turnier in Korsika eingeladen werden.
Platz zwei teilten sich fünf Spieler mit je 7 Punkten. Zweiter nach Wertung wurde Eltaj Safarli aus Aserbaidschan, Platz drei nach Wertung ging an Gadir Guseinov, der ebenfalls aus Aserbaidschan stammt.
(Von links nach rechts) Turniersieger Michal Krasenkow, Eltaj Safarli und Gadir Guseinov. Der amtierende Französische Meister Matthieu Cornette freute sich über Platz 4 und Sergei Zhigalko wurde trotz der Niederlage in Runde 1 am Ende Fünfter. | Fotos: Fiona Steil-Antoni
Noch nie hatten so viele Teilnehmer in Porticcio gespielt wie dieses Jahr und noch nie so viele Frauen.
(Von links nach rechts) IM Nino Batsiashvili aus Georgien (Gewinnerin des Frauenpreises), IM Dorsa Derakshani aus dem Iran, IM Deimante Daulyte, WFM Tatiana Revo aus Weißrussland und WIM Sue Maroroa aus Neuseeland | Foto: Fiona Steil-Antoni
Traditionell findet in Porticcio parallel zum Open ein Turnier für Kindert (mit einer Wertungszahl von unter 1300) und ein Simultan statt. Dieses Jahr testete Matthieu Cornette das Können der jungen Schachfans.
Die vielen Preise spornten die Teilnehmer des Kinderturniers noch mehr an | Foto: Ligue Corse d’echecs
Im Open wurde auch der neue korsische Meister ermittelt. Bester Korse war IM Pierluigi Piscopo, der auch ein sehr beliebter Schachtrainer ist. Bei der Preisverleihung erhielt er dann auch deutlich mehr Applaus von der örtlichen Schachjugend als die anderen Gewinner. Der Preis für die beste Leistung der jungen korsischen Spieler ging an Albert Tomasi.
IM Pierluigi Piscopo (links) nimmt seinen Preis entgegen und hält eine kurze Rede. Die charmante Turnierorganisatorin Marie Paule Mondoloni Tomasi (Mitte) hatte mehr als einen Grund zu feiern: das Turnier war erfolgreich verlaufen und ihr Sohn Albert hatte sehr gut gespielt und unter anderem GM Zhigalko geschlagen. | Foto: Ligue Corse d’echecs
Nach der Preisverleihung ging es schnell zu einem anderen Turnier — dem Ciamannacce Blitzturnier in den Bergen. Die Fahrt dahin war zwar nicht immer ein Vergnügen, aber der atemberaubende Blick von den Bergen, das phantastische Essen und die attraktiven Preise waren die Mühe wert. Schirmherrin des Turniers war die Bürgermeisterin des Dorfes, Felicia Francisci, die alle Teilnehmer herzlich willkommen hieß.
Die Turniersieger: Matthieu Cornette (2.), Gadir Guseinov (1.), Sergei Zhigalko (3.) Links neben Guseinov steht die Bürgermeisterin, ganz rechts Turnierorganisator Léo Battesti | Foto: Ligue Corse d’echecs
Am Abend nach dem Blitzturnier wurde gefeiert. Nach dem Essen gab es Tanz, Gesang und die Spieler lernten eine ganze Reihe traditioneller Bräuche kennen. Zum Beispiel den 'paquito' aus Bayonne, den Rugbyfans entwickelt haben, um ihr Team zu unterstützen. Dabei sitzt man auf dem Boden, singt und trägt einen der Teilnehmer auf Händen. Wenn derjenige, der durchgereicht wird, am Ende der Kette angekommen ist, setzt er sich auf den Boden und der nächste Mitspieler ist an der Reihe.
Der indische IM Viani Antonio Dcunha fliegt durch die Hände der Großmeister | Foto: Sue Maroroa
Das nächste Porticcio Open findet vom 30. Juli bis 7. Juli 2017 statt. Dieses Jahr gab es zwei Doppelrunden, nächstes Jahr gibt es nur eine - so haben die Spieler einen Tag mehr Zeit, um die Schönheit Korsikas zu genießen.
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Ergebnisse des Porticcio Opens
BErgebnisse des Blitzturniers