2. Radzikowska-Gedenkturnier
Text: WGM Beata Kadziolka Fotos: Lena Skrypczak
Das 2. Frauengroßmeisterturnier zur Erinnerung an WGM Krystyna Holuj Radzikowska
fand vom 2. bis 9. Juli in Warschau statt. Mit 7 aus 9 wurde WGM Inga Charkhalashvili
souverän Erste.
Das Frauengroßmeisterturnier bot eine Mischung auf Schönheit und
Intelligenz, Jugend und Erfahrung und begann direkt nach Ende der Fußballweltmeisterschaft.
Organisiert wurde das Turnier vom Polnischen Schachverband, der einerseits an die
beste Schachspielerin erinnern wollte, die Polen Mitte des 20. Jahrhunderts
hatte, aber zugleich auch jungen polnischen Spielerinnen die Möglichkeit
geben wollte, gegen erfahrene Gegnerinnen zu spielen. Deshalb gingen neben fünf
Großmeisterinnen auch drei Medaillengewinnerinnen der Polnischen U-18
Meisterschaft an den Start. Vervollständigt wurde das Feld durch zwei junge
WIMs aus Holland.
Schirmherrinnen des Turniers waren Jagna Marczulajtis Walczak, ihres Zeichens
Mitglied im polnischen Parlament und ehemalige Snowboard-Europameisterin, und
Henryka Bochniarz, Vorsitzende des Polnischen Verbands der Privatangestellten,
Lewiatan. Henryka Bochniarz ist eine herausragende Figur der polnischen Wirtschaft,
die durch ihr Engagement für zahlreiche wirtschaftliche und soziale Projekte,
die sehr oft Frauenrechte thematisiert haben, bekannt ist. 2005 hat sie für
das Präsidentenamt Polens kandidiert.
Weitere Ehrengäste bei der Eröffnungsfeier waren WIM Miroslawa Litmanowicz,
ehemalige polnische Meisterin im Schach, die ihr Land zwischen 1957 und 1972
bei fünf Schacholympiaden vertreten hat. Heutzutage kennt man sie vor allem
wegen ihrer zahlreichen Schriften zum Thema Schach und wahrscheinlich hat niemand
auf der ganzen Welt so viele Schachbücher geschrieben wie sie. Eingeladen
war sie aber vor allem als gute Freundin von Krystyna Radzikowska und ihre Erinnerungen
an die polnische Schachmeisterin wollte sie den Teilnehmerinnen mitteilen. Bei
ihrer Ansprache während der Eröffnungsfeier verriet sie auch, was
ihr Traum ist - sie möchte, dass jedes Kind auf der Welt Schach spielen
kann. Deshalb richten sich die meisten ihrer Bücher auch an Kinder.

Gespielt wurde im Gebäude des Polnischen Schachverbands
WIM Miroslawa Limanowicz erzählt über ihre Zeit mit WGM Krystyna Holuj-Radzikowska
Henryka Bochniarz eröffnet das Turnier, indem sie den ersten Zug am Brett
von WGM Karina Szczepkowska-Horowska ausführt, der Gewinnerin des letztjährigen
Turniers.
Nach Ende des offiziellen Teils begann das Turnier. Als Favoritinnen galten
die an Eins gesetzte Georgierin WGM Nino Batsiashvili, die amtierende polnische
Meisterin IM Iweta Rajlich und Vorjahressiegerin WGM Karina Szczepkowska-Horowka.
Aber Sport ist Sport und Favoriten haben keine Sonderrechte. Klare Siegerin
war am Ende die an fünf gesetzte WGM Inga Charkhalashvili, die fünf
Partien gewann und vier remisierte. Sie war in phantastischer Form, führte
von Beginn an und gewann schließlich verdient.
Die verdiente Siegerin - WGM Inga Charkhalashvili aus Georgien
Platz zwei ging an WGM Nino Batsiashvili, die auf 6,5 Punkte kam. Vor dem Turnier
hatte sie vielleicht auf einen Sieg gehofft, aber am Ende landete sie einen
halben Punkt hinter ihrer Kollegin.

WGM Nino Batsiashvili
Die Spielerinnen auf den Plätzen drei bis fünf waren weniger zufrieden
mit ihren Ergebnissen. IM Iweta Rajlich gewann in der letzten Runde gegen WGM
Karina Szczepkowska-Horowska und sicherte sich erst mit diesem Sieg Platz drei.
Karina war ebenfalls unzufrieden mit ihrem Ergebnis, denn natürlich hätte
sie ihren Titel gern verteidigt, aber durch ihre Niederlage in der Schlussrunde
kam sie nicht einmal auf den geteilten zweiten Platz.
Die ehemalige georgische Nationalspielerin WGM Sofio Gvetadze hatte ebenfalls
auf mehr gehofft. Aber sie war nicht in Bestform und kam lediglich auf 50%.
Die Plätze sechs bis acht gingen an die jungen polnischen Spielerinnen.
Alle drei gewannen Elo-Punkte hinzu, aber nur WIM Anna Iwanow kam auf 50%. Klaudia
Wisniowska und WFM Aleksandra Lach holten 3,5 Punkte und verpassten die Frauen-IM-Norm
damit um einen halben Punkt. Diese Ergebnisse sind nicht herausragend, aber
mehr oder weniger akzeptabel. Die jungen polnischen Spielerinnen müssen
weiter hart trainieren und internationale Erfahrungen sammeln, um bei stärkeren
Turnieren mithalten und gewinnen zu können. Trotzdem war es schön
zu sehen, wie sie Punkte gegen die Titelträgerinnen geholt haben, man denke
nur an Iwanows Gewinn gegen Rajlich.
In jedem Fall ist die Idee des Turniers lobenswert, da junge Spielerinnen in
Polen nur selten Gelegenheit haben, gegen anerkannte Großmeisterinnen
zu spielen. Zum Beispiel hat Klaudia Wisniowska das erste Mal an einem so starken
Turnier teilgenommen und vielleicht hat sie hier in einem Turnier gegen mehr
WGMs gespielt als in ihrer bisherigen Karriere überhaupt!
WIM Anna Iwanow – die beste polnische Spielerin
Klaudia Wisniowska – erfolgreiches Debüt im Großmeisterturnier

WFM Aleksandra Lach – der ehemaligen Weltmeisterin fehlte ein halber Punkt zu
ihrer letzten WIM-Norm.
Auf den letzten beiden Plätzen landeten die Holländerinnen WIM Anne
Haast und WIM Arlette Van Weersel. Sie waren nicht in Bestform, aber unterschätzen
durfte man sie nicht. Anne Haast zerstörte Batsiashivilis Hoffnungen auf
den Turniersieg, indem sie ihr ein Remis abnahm und Arlette Van Weersel kam
gegen die spätere Siegerin zu einem Remis. Die holländischen Spielerinnen
werden aus diesem Turnier sicher ihre Schlüsse ziehen und bei der kommenden
Olympia besser in Form sein.

WIM Anne Haast
WIM Arlette Van Weersel – eine der wenigen Spielerinnen, die gegen Turniersiegerin
Inga Charkhalashvili zu einem Remis kam.
Abschließend kann man sagen, dass die Damen wie in allen Frauenturnieren
kompromisslos gekämpft haben und viele Partien erst Remis gegeben wurden,
als nur noch die blanken Könige auf dem Brett standen. Ohne das Engagement
IM Piotr Murdzias vom Polnischen Schachverband und die großzügige
Hilfe durch Partner und Sponsoren wie Budimex, Isolution und Dr. Erina Eris,
die das Turnier zum zweiten in Folge unterstützten, wäre das Turnier
nicht möglich gewesen. Die Organisatoren hoffen, das Radzikowska Gedenkturnier
auch im nächsten Jahr durchführen zu können.