London Chess Classic: Auslosung und Pressekonferenz
Von John Saunders
Auf der gestrigen Pressekonferenz zum heute beginnenden London Chess Classic,
dem best besetzten Turnier in London seit 25 Jahren, überraschte
Turnierdirektor Malcom Pein die Journalisten mit einem visionären Ausblick
auf die mögliche Zukunft des Londoner Turniers. So wie es in diesem Jahre
stattfindet, mit dem repräsentativen Olympia Konferenz Center als
Austragungsort, ist man in England von der Inszenierung durchaus schon
angetan, aber laut Pein soll es in Zukunft sogar noch spektakuläreres Schach
in London geben.
Malcolm Pein stellt Spieler und Turnier vor
Möglicherweise findet hier auch der WM-Kampf 2012 statt - die FIDE hat
den Organisatoren für das Olympiajahr eine entsprechende Option gegeben.
Zahlreiche englische Schulschachveranstaltungen haben in jüngster
Vergangenheit das Interesse am Schach zu vermehren versucht.
Auch die acht Teilnehmer am Turnier waren an PR-Aktionen beteiligt. Luke
McShane und Nigel Short spielten blind am Riesenrad London Eye. Magnus
Carlsen stellte sich dem Guardian-Journalisten Stephen Moss in einer Partie.
Trotz 1100 Elopunkte Unterschied hielt der Vertreter der schreibenden Zunft
bei der Partie im Hilton-Hotel lange mit.
Die Auslosung vor der Pressekonferenz wurde mit Hilfe von übergroßen
Holzschachfiguren vorgenommen, unter deren Fuß jeweils eine Nummer geklebt
war. Jeder der Spieler kam auf die Bühne - in der Reihenfolge der Elozahlen
- und wählte eine Figur und damit seinen Platz auf der Setzliste. Magnus
Carlsen kam als Erster und nahm sich zielsicher einen Bauern, der die Nummer
Eins trug, wie sich beim Umdrehen der Figur heraus stellte.
Die Nummer eins für den Ersten der Rangliste
Ni Hua repräsentiert China und Asien
Kramnik schüttelte den Kopf:" Das geleiche wie in Moskau!" Dann kam der
14. Weltmeister auf die Bühne und zog die "Acht". Kenner der
Auslosungstabelle wussten sofort, das diese bedeutete, dass Kramnik in Runde
Eins mit Schwarz auf Carlsen treffen wird.
Die Auslosung ergab insgesamt folgendes: 1 Carlsen, 2 McShane, 3 David
Howell, 4 Hikaru Nakamura, 5 Ni Hua, 6 Michael Adams, 7 Nigel Short, 8
Vladimir Kramnik. Die vier Erstgenannten Spieler werden in diesem Turnier
einmal mehr die weißen Steine führen, sicher ein Vorteil.
Nach der Auslosung verkündete Schiedsrichter Albert Vasse die Paarungen
der ersten Runde und rief den Fototermin aus. Die unterschiedliche Größe
zwischen Vladimir Kramnik und den übrigen Spielern sorgte bei den Fotografen
für Schwierigkeiten bei der Motivwahl. Ob er sich nicht vielleicht hinknien
könnte, um auf gleiche Höhe wie die anderen zu kommen, wurde der Großmeister
gefragt.
Kramnik ist zu groß!
Das wollte er aber nicht. Den letzten Fototermin dieser Art in London
hatte Kramnik im Jahr 2000 vor dem WM-Kampf gegen Kasparov absolviert. Da
wurde er aufgefordert zu lachen. "Russische Großmeister lachen nicht," war
damals sein Antwort. Nach einer kurzen Pause: "Vielleicht nach dem
Titelgewinn."
Stephen Moss gegen Magnus Carlsen zum Nachspielen