Norway Chess: Gukesh holt einzigen Dreier in Runde acht

von André Schulz
09.06.2023 – D. Gukesh war der einzige Spieler, der in der vorletzten Runde des Norway Chess Turniers seine klassische Partie gewinnen konnte. Gegen Aryan Tari gelang dem jungen Inder ein kleines Kunstwerk. Hikaru Nakamura verlor sein Armageddon gegen Nodirbek Abdussatorv, hat aber noch Chancen auf den Turniersieg. Fabiano Caruana bleibt in Führung. | Fotos: Lenart Ootes/ Norway Chess

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Auch das 11. Norway Chess Turnier in Stavanger ist nun bald Geschichte. Am Donnerstag wurde die achte und vorletzte Runde gespielt und die Weichen für den Turnierausgang gestellt. Am Freitag entscheidet sich dann in einer Art Finalpartie, wer als Turniersieger aus Stavanger abreist. Den besten Eindruck in dieser langen Turnierwoche hinterließ Fabiano Caruana, der die meisten der klassischen Partien gewann und das Feld fast die ganze Zeit anführte. Einzig Hikaru Nakamura kann seinen Landsmann noch einholen. Das Los, genauer: die Platzierung im vorangestellten Blitzturnier, wollte es, dass die beiden Führenden es in der letzten Runde im Vergleich Mann gegen Mann untereinander ausmachen können. Wenn Hikaru Nakamura Fabiano Caruana in der letzten Runde in der klassischen Partie schlägt, ist er der Turniersieger. 

Magnus Carlsen kann in den Kampf um den Turniersieg nicht mehr eingreifen. Sein "Heimturnier" war für Carlsen im Laufe seiner Geschichte auch nie ein Selbstläufer. Bei der Premiere 2013 musste er Sergey Karjakin den Vortritt lassen ebenso 2014. Erst 2016 konnte Carlsen sich als Turnierseiger eintragen lassen. Von 2019 bis 2022 gewann er dann aber alle Turniere. 

Der neue Modus, mit drei Punkten für eine gewonnene klassische Partie und einem halben Extrapunkt für einen Armageddon-Sieg nach Remis kam Carlsen entgegen, der im Schnellschach kaum zu besiegen ist. Für einen Turnierseig muss man aber auch mal eine klassische Partie gewinnen.

Das gelang Magnus Carlsen mit den schwarzen Steinen auch gegen Shakhriyar Mamedyarov nicht. 

Der erste Zug

Helen Totland, CEO von Ernst & Young Norwegen eröffnete die Partie am Brett von  Mamedyarov und Carlsen.

Der Weltranglistenerste hatte sich in einem Blog beklagt, dass das klassische Schach zu sehr durch die Eröffnungsvorbereitung determiniert sei und es immer schwerer werde, eine richtige Partie zu spielen. So auch gegen Mamedyarov. Es kam eine Variante des Damengambits aufs Brett, in der aus der Eröffnung heraus so gut wie alle Figuren nach und nach abgetauscht wurden. Die Partie hat nicht lange gedauert und Carlsen zog etwas Positives aus der Geschichte - dass es ein kurzer Arbeitstag würde.

In der folgenden Armageddonpartie fuhr Carlsen mit einem positionellen Qualitätsopfer im Endspiel dann einen ungefährdeten Sieg ein.

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Den meisten anderen Spielern erging es in dieser Runde, was das Ergebnis angeht, aber auch nicht besser. 

Nodirbek Abdusattorov und Hikaru Nakamura übten sich in der Spanischen Berliner Verteidigung mit etwa anderen Stellungsbildern als den üblichen. Irgendwann waren die Positionen aber doch festgefahren und die Partie endete ohne Sieger. Im Armageddon wurde die Eröffnung wiederholt, aber diesmal gelang es dem Usbeken die Berliner Mauer des US-Amerikaners zu einzureißen.

Tabellenführer Fabiano Caruana konnte Wesley So in der klassischen  Partie nicht besiegen. Er gewann immerhin die Armageddonpartie und konnte so seinen Vorsprung auf die Verfolger ausbauen, aber nicht weit genug, um schon den Turniersieg feiern zu dürfen.

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Italienisch gilt als gediegener Partieanfang, bei dem wenig Figuren getauscht werden und gehaltvolle Stellungen entstehen, in denen es mehr auf Pläne ankommt als auf forcierte Varianten. So zeigt hier die Pläne aus schwarzer Sicht.

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Einen langen und interessanten Kampf lieferten sich Alireza Firouzja und Anish Giri. Die Initiative lag zumeist beim Franzosen, der die weißen Steine führte, aber Giri verteidigte sich aufmerksam. Schließlich stand ein Endspiel Turm und Läufer gegen Turm gegen zwei Bauern auf dem Brett, das keiner gewinnen konnte.

Die Armageddonpartie gewann dann aber Anish Giri, nachdem er einen heftigen Königsangriff von Firouzja hatte abwehren können.

So war es D. Gukesh vorbehalten, als einziger Spieler die klassische Partie zu gewinnen. Gegen Aryan Tari gelang dem jungen Inder ein kleines Kunstwerk.

In der Live-Eloliste ist Gukesh nun in den Top 20 angekommen, als Nr. 17 der Weltrangliste.
 

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.