Opfer in Linares

von ChessBase
29.02.2008 – Keine Partie ohne Opfer. Das schien das Motto der ersten Runde in Linares zu sein. Bauern, Qualität, Figuren, leicht und schwer, alles wurde ins Geschäft gesteckt. Und tatsächlich triumphierte am Ende der Geist über die Materie. Magnus Carlsen gab zwei Figuren gegen einen Turm und gewann, Aronian opferte die Qualität und gewann. Was Radjabov alles opferte, ist schwer zu zählen, aber am Ende reichte es nur zum Remis. Shirov jedoch bescherte seine Freigiebigkeit kein Glück. Anand nahm die ihm gebotenen Bauern weg, verteidigte sich geschickt und gewann im Endspiel. Nachfolgend ein bebilderter Überblick über einen wundervollen Auftakt in Linares. Mehr...

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V. Anand gegen A. Shirov



Die Spitzenpaarung der achten Runde des Superturniers Morelia/Linares war die Begegnung zwischen Vishy Anand und Alexei Shirov. Anand führte das Feld nach dem ersten Durchgang in Mexiko mit 4,5 Punkten aus 7 Partien an und Shirov zählte mit 4 Punkten genau wie Topalov zu seinen ärgsten Verfolgern. Shirov mit Schwarz entschied sich für die Sveshnikov-Variante und versuchte deren strukturellen Schwächen im frühen Mittelspiel mit aktivem Vorgehen auszugleichen.


Der letzte schwarze Zug war 23...e4

Obwohl Weiß den Bauern nicht sofort nehmen kann, musste er über kurz oder lang fallen. Shirov bekam etliche Kompensation dafür, aber Anand verteidigte sich geschickt und konnte alle schwarzen Drohungen parieren und in ein vorteilhaftes Endspiel überleiten.

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Weiß hat soeben 37...Td4 gezogen. Nach dem Tausch des aktiven Turmes auf d3 kämpft Schwarz um das Remis - in der Partie jedoch ohne Erfolg.


Schlussstellung.


Vishy Anand bewies kühlen Kopf und defensive Fähigkeiten


Alexei Shirov stimmt sich auf die Partie ein

Teimour Radjabor gegen Peter Leko


Teimour Radjabov wirft noch einen letzten Blick auf sein Formular, dann legt er los.


Vor der Partie wird noch einmal alles ordentlich aufgestellt - doch schon bald wurden Lekos Figuren ordentlich durcheinander gewirbelt.


Aufmunternde Worte von Levon Aronian

Die spektakulärste Partie dieser Runde voll interessanter Partien war vielleicht das einzige Remis. Radjabov spielte von Beginn an offensiv und scheute keine Opfer:


Das erste Bauernopfer gab es gleich in der Eröffnung.




Wenig später: Der weiße Damenflügel ist noch nicht entwickelt, die weiße Dame steht auf der gleichen Diagonale wie der schwarzfeldrige Läufer des Schwarzen, der weiße Springer dafür am Rand. All das hindert Weiß nicht an einem weiteren Opfer. Er spielte 15.Sxg6 hxg6 16.Dxg6+ Kd8, um danach den sensationell ruhigen Zug 17.a3 folgen zu lassen. Nach 17...b5 18.e4 Sb6 19.Sc3 d6 20.Lf4 De6 kam es dann zu folgender Stellung:



Wieder zeigt sich Weiß entschlossen und spielte: 21.Lxd6, was zu weiteren Verwicklungen führte, die schließlich im Remis endeten. 21...Lxd6 22.Dg7 Te8 23.e5 Dxe5 24.Lxb7 Se6 25.Dg4 Sd4 26.Lxa8 Sxa8 27.Te1 Dxe1+ 28.Txe1 Txe1+ 29.Kg2 Sc7 30.Se4 Se8 31.Dg6 Le7 32.Sc3 Te5 33.h4 a5 34.Dd3 Sd6 35.Dh7 Se8 36.f4 Te6 37.h5 f5 38.h6 Td6 39.a4 ½-½


Schlussstellung

Vassily Ivanchuk gegen Magnus Carlsen


Vassily Ivanchuk, der Mann in der Lederjacke


Magnus Carlsen auf dem Weg zur Partie. Sollte er seinen Weg zum Weltmeistertitel allerdings weiter beschreiten, wäre es im Sinne modisch-eleganten Auftretens vielleicht keine schlechte Idee, die Plastiktüte zu Haus zu lassen.


Tja, einfach machen es einem die jungen Leute nicht


Magnus Carlsen wird älter - und immer besser

Auch die Partie Magnus Carlsen gegen Vassily Ivanchuk hatte es in sich - trotz der von Carlsen gewählten, eigentlich ruhigen Berliner Verteidigung. Wie Teimour Radjabov, der andere junge Nachwuchsstar im Feld, entschloss sich Carlsen für ein früher Opfer:


Hier spielte er 10...Dd7 und setzte nach 11.dxe5 seelenruhig mit ...Lc5 12.Txe4 0-0-0 fort. Auch danach hatte er keine Eile, den weißen Turm auf e4 zu schlagen. Es folgte 13.Sbd2 Dd5 14.Kf1 The8 15.b3 g5 16.Lb2 g4 17.Sd4 Lxd4 18.cxd4 c5 19.Tae1 cxd4 20.Dc4 und erst jetzt griff Schwarz zu, was zu einem faszinierenden Endspiel führte, indem Schwarz am Ende die Oberhand behielt: 20... Lxe4 21.Txe4 Txe5 22.Txg4 Tde8 23.Sf3 Dxc4+ 24.bxc4 Te2 25.Lxd4 Txa2 26.Tg7 a5 27.Txf7 Tc2 28.g4 a4 29.g5 a3 30.Txh7 a2 31.Th8 Txh8 32.Lxh8 Txc4 33.h3 c5 34.Se1 Tc1 35.g6 Kd7 36.Lb2


Hier zog Carlsen 36...Ke6, was den g-Bauern stoppt. Nach 37.h4 c4 38.h5 c3 39.Lxc1 a1D 40.Sd3 gab Weiß auf.

Levon Aronian gegen Veselin Topalov


Alles klar, kann's losgehen?

Für die längste Partie der Runde sorgten Levon Aronian und Veselin Topalov. Sie verlief unglücklich für Topalov. Der Bulgare spielte von Beginn an aggressiv und sicherte sich nach der Eröffnung und im Mittelspiel eine bessere Stellung. Aber dann kam Sand ins Getriebe und er erlaubte Aronian ein Qualitätsopfer, das der Partie eine andere Wendung gab.


Weiß am Zug spielte 38.Txe7+ und nach 38...Lxe7 (38...Kxe7 39.Sxc6+; 38...Txe7 39.Dxd5) 39.Lxf4 hatte er mit Bauern und aktivem Spiel plötzlich gute Chancen, die er auch verwertete.


Schlussstellung


In Spitzenturnieren immer gut gekleidet: Levon Aronian


Entschlossen und kampfbereit: Veselin Topalov

Tabelle nach der 8. Runde



Alle Partien von Morelia/Linares...








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