Ergebnisse der 10. Runde, 24. September 2007:
V.Kramnik - V.Anand 0,5:0,5
B.Gelfand - P.Leko 0,5:0,5
L.Aronian - A.Grischuk 1:0
A.Morozevich - P.Svidler 0,5:0,5
Tabelle:
Alle Partien bisher...
Bericht:
V. Kramnik - V. Anand
Spannung und Konzentration vor der Partie
Die ersten Züge werden schnell gemacht.
Die Partie nimmt Formen an.
Allmählich wurde es ernst und da zog der Weltmeister doch lieber sein Jackett
aus.
Es war eine packende und würdige Spitzenpaarung. Kramnik entschied sich für
eine sehr scharfe aktuelle Variante im Slawen, die Anand bereits mehrfach auf
dem Brett hatte. Nach der Eröffnung entstand eine zweischneidige Stellung
mit ungleicher Materialverteilung: Kramnik hatte eine Qualität für einen
Bauern gewonnen, allerdings stand Anands Springer sehr stark. Außerdem verfügte
Anand über zwei Freibauern am Damenflügel - die jedoch bereits so weit
vorgerückt waren, dass der schwarze König recht luftig stand.
Stellung nach 28.Dxh6.
Das waren auch die zentralen Motive im weiteren Verlauf der Partie. Kramnik parierte
erst alle Drohungen gegen seinen König und versuchte dann mit seinen Schwerfiguren
die unsichere schwarze Königsstellung auszunutzen. Anand hatte unterdessen
den schwachen weißen d-Bauern eingesammelt und setzte auf die Kraft seiner
Freibauern am Damenflügel.
Stellung nach
38...a4. Es folgte noch
39.De8 Kb6 40.Tb8+ Ka5 41.Ta8+
und die hübsche Kampfpartie endete schließlich doch noch Remis. Damit
ist Anand dem Weltmeistertitel wieder einen Schritt näher gerückt.
Kramnik konzentriert...
...und nachdenklich.
L. Aronian - A. Grischuk
Auch diese Partie war typisch für Grischuk und zeigte, warum die Fans ihn
mögen: Nach nur 7 Zügen bekundete er mit dem zweischneidigen 7...g5
offen aggressive Absichten - allerdings hatte er da bereits fast eine Stunde Bedenkzeit
verbraucht.
Stellung nach 7...g5.
So ging es auch weiter. Nach 20 Zügen hatte Grischuk nur noch 11 Minuten
auf der Uhr - und einen Bauern weniger, den er mutig geopfert hatte. Aber Grischuks
Mut zahlte sich nicht aus und am Ende musste er den Preis für seinen hohen
Zeitverbrauch in der Eröffnung zahlen. Seine Stellung wurde immer schlechter,
er suchte sein Heil in taktischen Verwicklungen, doch Aronian behielt die Übersicht
und am Ende war er es, der Matt setzte.
Schlussstellung
P. Leko - B. Gelfand
Ebenfalls eine vorentscheidende Partie. Sowohl Gelfand als auch Leko würden
bei einer Niederlage den Kontakt zur Spitze verlieren, aber könnten nach
einem Sieg weiter vom WM-Titel träumen - vor allem, wenn Anand gegen Kramnik
verlieren sollte. Nach einer katalanischen Eröffnung kam es im frühen
Mittelspiel zu einem taktischen Scharmützel, aber die Aufregung legte sich
rasch und die Partie endete mit Dauerschach schnell Remis.
Schlussstellung
Boris Gelfand: Gibt es mehr als Dauerschach?
A. Morozevich - P.Svidler
Das Duell der Kellerkinder. Für Peter Svidler lief bei dieser WM bislang
nicht viel zusammen und er ist der einzige Spieler, der nach neun Runden noch
keinen einzigen Sieg verzeichnen konnte - obwohl er in einigen Partien nahe davor
stand. Gegen Morozevichs Caro-Kann Verteidigung entschied er sich für einen
aggressiven Aufbau, der zu einer lebhaften Stellung führte.
Peter Svidler sucht...
...den Gewinn - und verpasst ihn.
Im Mittelspiel baute Svidler allmählich einen Angriff auf, der zu für
ihn günstigen taktischen Verwicklungen führte. Aber bei knapper werdender
Zeit übersah er den Gewinn:
Stellung nach
32...Db6. Hier verweist Fritz auf die Möglichkeit 33.Lxe6+.
Nach 33...Dxe6 gewinnt Weiß mit 34.Lxc5 eine Qualität oder die Dame
und nach 34...Kh8 setzt Weiß mit 35.Dxh6 Matt. In der Partie folgte
33.Lxc5?
Dxc5 34.Lxe6 Kh8 und jetzt deckt die Dame auf c5 den Bauern f5.
In den Partie stand Svidler zwar immer noch etwas besser, aber am Ende reichte
es nicht mehr zum Gewinn.
Schlussstellung