ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Jakovenko schaltet den Turbo ein
Dmitry Jakovenko ist neuer Europameister!
In der Schlussrunde gewann er an Tisch 1, holte damit seinen dritten Sieg in Folge und krönte so ein bemerkenswertes Finish.
In seinen letzten Partien konnte er noch einmal zusätzliche
Kräfte mobilisieren und holte sich mit sechs Siegen und fünf Remis den
verdienten Titel. Wie vier Jahre zuvor ging der Sieg in der Europameisterschaft
an den einzigen Spieler der Spitzengruppe, der in der letzten Runde gewinnen
konnte. Doch der Titelgewinn war für den russischen Top-GM alles andere als
leicht.
In Runde neun besiegte er A. Timofeev mit Schwarz, danach riskierte er in Runde
10 gegen seinen Landsmann Kobalia ein Figurenopfer und in der letzten Runde
bewies er gegen Laurent Fressinet schließlich ausgezeichnete Technik (der
französische GM lag vor der letzten Runde alleine an der Spitze).
Auf dem zweiten Platz tummelten sich viele Spieler, doch die Silbermedaille ging
an Laurent Fressinet, der die beste Wertung hatte.
Fressinet
Als alleiniger Tabellenführer vor der letzten Runde hatte er
gute Chancen, Europameister zu werden, aber in der letzten Runde gegen Jakovenko
griff er bereits in der Eröffnung fehl.
Jakovenko gegen Fressinet
Dies ist sein erster großer Erfolg bei Europameisterschaften. Die Bronzemedaille
ging an V. Malakhov, der nach Performance-Wertung einen halben Punkt vor D.
Andreikin lag.
Malakhov ging in den letzten drei Runden kein Risiko mehr ein und spielte alle drei Partien Remis, dies allerdings regelkonform.
Malakhov und Dreev
Malakhovs Partie in Runde neun gegen den Armenier Vl. Akopian
endete nach 16 Zügen mit Remis durch Zugwiederholung. Anders als die Partie
Baron-Safarli, die in der gleichen Runde gespielt wurde und weltweit für
Aufregung sorgte, wurden Akopian und Malakhov nicht genullt, da sie wussten, wie
man die Turnierregeln anzuwenden hatte. Malakhov schrieb den Zug, der zur
dreimaligen Stellungswiederholung führen würde, erst auf sein Partieformular,
dann hielt er die Uhr an und rief den Schiedsrichter, um Stellungswiederholung
zu reklamieren.
Inarkiev und Vallejo Pons
Allerdings zeigte diese Europameisterschaft, dass die meisten Spieler die neuen
Regeln noch nicht völlig verstehen – genau wie manche Schiedsrichter. Zunächst
einmal ist da die Frage, was man unter einer abgesprochenen Partie versteht. Ist
das eine Partie, die eine Stunde oder zwei Stunden dauert? Und wie lang darf und
muss eine Partie denn sein? Das sind nur ein paar einer ganzen Reihe von Fragen,
aber generell herrschte der Eindruck vor, dass die Spieler keine Lust haben,
durch noch mehr Regeln eingeschränkt zu werden, vor allem, wenn sie die Kosten
für das Turnier aus eigener Tasche tragen. Zugleich räumen die meisten meiner
Kollegen ein, dass unser Sport für das große Publikum attraktiver werden muss.
Diese ominöse neunte Runde war zugleich auch die längste. Die Partie zwischen
den türkischen Spielern Sanal Vahap und Emre Can dauerte sieben Stunden und 52
Minuten, dann endete sie nach 228 Zügen mit Remis! Das ist vermutlich die
längste Partie, die je bei einer Europameisterschaft gespielt wurde. Sie wurde
an Tisch 129 gespielt und war, was die Qualifikationschancen beider Spieler
betraf, ohne Bedeutung.
Bei einem Blick auf die Spitzenplätze in der Tabelle sehen wir, wie sehr die
russischen Spieler das Turnier dominiert haben. D. Andreikin wurde Vierter,
Andreikin
E. Inarkiev verdarb in den letzten beiden Runden ausgezeichnete Gewinnchancen und landete auf Rang fünf, während M. Matlakov für eine angenehme Überraschung sorgte und Sechster wurde.
Azarov-Matlakov
Matlakov
Ich bin sicher, dass wir von diesem jungen Spieler in Zukunft noch hören werden.
Vitiugov
Ivanisevic
Areshchenko
Navara
Bartel
Saric-Linchevskiy
Naiditsch startete gut, ließ dann aber nach
Nispeanun
Areshchenko-Volkov bei der Analyse
Grandeliaus und Bejtovic
Kirill Alekseenko, ein weiteres aufstrebendes Talent, spielte ebenfalls ein
starkes Turnier und holte eine GM-Norm. Alles in allem wurden bei der
Europameisterschaft 20 Normen erzielt – zehn GM-Normen und zehn IM-Normen. Irina
Bulmaga aus Moldawien spielte das Turnier ihres Lebens und holte dabei zugleich
die letzte Norm, die ihr noch zum IM-Titel der Männer fehlte.
Was die 23 Qualifikationsplätze für den Welt-Cup betrifft, gab es hier nur eine
einzige große Überraschung: die Qualifikation des aserbaidschanischen Spielers
Vasif Durarbeyli. Der größte "Unruhestifter" war Gawain Jones, der bis zur
letzten Runde immer wieder Material opferte, die größte Aufholjagd gelang Jan
Smeets, der nach schlechtem Start (1/3) 7 aus 8 holte.
Ungeachtet aller Probleme mit den neuen Regeln war die Europameisterschaft in
Plovdiv ausgezeichnet organisiert. Die Spielbedingungen waren ausgezeichnet,
alle Spieler bekamen Erfrischungen angeboten und verfügten in punkto
Übernachtung und Verpflegung über eine Reihe von Möglichkeiten.
Die Organisatoren versuchten allen zu helfen, die Hilfe brauchten und lange
nachdem das Turnier schon vorbei war, brachten Mitglieder des
Organisationskomitees noch zwei französische Spieler nach Sofia, von wo aus sie
nach Hause flogen. Grund der verzögerten Abreise war ein Pass-Patzer in einer
Diskothek in Plovdiv.
GM Dejan Bojkov
www.dejanbojkov.blogspot.com