Rezension: A tricky repertoire

von ChessBase
11.11.2015 – Besonders in den Offenen Spielen nach 1.e4 e5 kann man mit guten Eröffnungskenntnissen ordentlich punkten. Manche alten Varianten sind recht konkret, aber in Vergessenheit geraten. Wer sich hier gut auskennt und auf einen Gegner trifft, bei dem das nicht der Fall ist, ist im Vorteil. Unser Anwender Holger Blauhut hat sich Andrew Martins "The Two Knights: A tricky repertoire for White" angesehen. Mehr...

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Andrew Martin: The Two Knights: A tricky repertoire for White

Rezenison von Holger Blauhut

Die Grundstellung, die Andrew Martin in seinem Video behandelt, ist nach folgenden Zügen erreicht: 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 4.d4 exd4 5.e5. Diese Stellung lässt sich auch durch Zugumstellung erreichen, z.B. nach schottischem Beginn: 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.d4 exd4 4.Lc4. An dieser Stelle ist Schwarz aber nicht gezwungen mit 4…Sf6 fortzusetzen, sondern kann auch und sogar besser 4…Lc5 spielen. Auf diese Variante geht Martin nicht weiter ein, da es ja um ein Repertoire für Weiß geht.

Ich spiele statt 4…d4 meistens 4.d3, habe die von Martin beschriebene Variante aber regelmäßig als Schwarzer auf dem Brett und wollte mal sehen, ob man das Video auch benutzen kann, wenn man auf der falschen Seite des Brettes sitzt.

5…d5 ist die Variante, die am häufigsten gespielt wird und ist deshalb Hauptbestandteil des Videos. Weiter geht es mit 6.Lb5 Se4 7.Sxd4 Ld7. Sollte Schwarz 7…Lc5 spielen, rät Martin vom Bauerngewinn auf c6 ab, da Schwarz einen starken Angriff bekommt. Stattdessen bringt 8.Le3 Ld7 9.Lxc6 bxc6 die Partie wieder zurück in die Hauptvariante.

Nach 8.Lxc6 bxc6 9.0-0 muss Schwarz sich wieder zwischen drei Varianten entscheiden: 9…Lc5, 9…Le7 und 9…c5.

 

Schwarz ist im Besitz des Läuferpaares, aber Weiß hat einiges dafür bekommen. Der weiße f-Bauer wird mit Tempo (indem er zuerst nach f3 geht) nach f4 gelangen und seinen Weg nach f5 fortsetzen. Schwarz wird um die kurze Rochade nicht herumkommen, was der weißen Bauernmehrheit am Königsflügel noch mehr Wirkung verschafft. Die schwarze Bauernmehrheit am Damenflügel ist dagegen nicht einmal in der Lage einen Freibauern zu bilden.

Die Pläne für Weiß sind recht einfach: Entwicklung, Kampf um die schwarzen Felder d4 und c5 sowie Vormarsch der Bauern am Königsflügel. Andrew Martin zeigt eine Partie zwischen Carlsen und Harikrishna, in der diese Stellung über die Ponziani-Eröffnung erreicht wird, womit ein weißer Bauer bereits auf c3 steht: 1.e4 e5 2.Sf3 Sc3 3.c3 Sf6 4.d4 d5 5.Lb5 exd4 6.e5 Sd4 7.Sxd4 Ld7 8.Lxc6 bxc6. Carlsen spielt wenige Züge später mit dem Zug b2-b4 eine Neuerung, mit der er die Koordination der schwarzen Figuren stört und den Kampf um die Kontrolle der Felder d4 und c5 aufnimmt. Als Harikrishna sich am Damenflügel befreit hat, sind die weißen Königsflügelbauern schon partieentscheidend weit vorgerückt.

Die zweite Möglichkeit für Schwarz im 5. Zug (siehe 1. Diagramm) ist 5…Sg4. Weiß wird versuchen nachzuweisen, dass der Springer auf g4 falsch platziert ist und ihn möglichst mit dem Zug h3 völlig aus dem Spiel nehmen. Aber das erweist sich als gar nicht so einfach. Martin empfiehlt die Partien von Sveshnikov zu dieser Variante zu studieren und den Zug 5…Sg4 ernst zu nehmen, und nicht etwa mit 6.Lxf7+ zu antworten. Nach 6…Kxf7 7.Sg5+ Kg8 8.Dxg4 hat Schwarz keine große Mühe die Probleme zu lösen.

In der im Video vorgestellten Sveshnikov-Partie folgt 6.De2 De7 7.Lf4, wonach Schwarz sich zwischen d6 und f6 entscheiden kann. Nach 7…d6 8.exd6 cxd6 hat Schwarz zwei schwache Bauern auf der d-Linie von denen er mindestens einen verlieren wird. Aber Schwarz ist nicht gezwungen gleich auf d6 wieder zu nehmen. In seinem Buch Geheimnisse moderner Schacheröffnungen, Band 1 zeigt John Watson die Partie Fernandez Garcia – Ivkov, in der Schwarz den Bauern auf d3 zurückgab. Nach 8.exd6 folgte 8…Dxe2+ 9.Lxe2 Lxd6 10. Lxd6 cxd6 11.Sa3 Sge5 12.Sb5 d3! 13.Sxe5 dxe5 14.Lxd3 Ke7 mit ausgeglichenem Spiel.

Im fünften Zug (siehe 1. Diagramm) kann Schwarz auch 5…Se4 spielen. Mit diesem Zug verfolgt Schwarz die Idee, den Springer via c5 nach e6 zu überführen. Weiß hat mit 6.Ld5 und 6.De2 zwei gute Antworten und bekommt in beiden Varianten nach einem Bauernopfer auf c3 ausgezeichnetes Spiel.

In der Partie Palkovi – Lengyel geschah 6.Ld5 Sc5 7.c3 dxc3 8.Sxc4 Se6 und Weiß begann den Angriff mit 9.h4.

Aus Sicht des Schwarzen habe ich zwar keine konkreten Varianten gelernt, kann aber nun die Pläne meiner Gegner besser einschätzen und als Weißer werde ich, zumindest im Blitzschach, öfter auf 4.d3 verzichten und zu 4.d4 greifen. Nicht so sehr weil die Eröffnung tricky ist, sondern weil Weiß, wenn auch nur mit kleinem Vorteil, solide spielen kann.

 

Andrew Martins "A tricky Repertoire" ist eine Produktion der Reihe "60 Minutes" und nur per Downloads im ChessBase Shop erhältlich.

 

 

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