Schach in Bulgarien

von ChessBase
26.01.2010 – Kürzlich wurden in Bulgarien fast zeitgleich zwei Turniere durchgeführt. In Blagoevgrad trafen sich zahlreiche Spieler des Landes, um mit ihrer Teilnahme am 2. Nino Kirov- Gedenkturnier, dem vor kurzem verstorbenen bulgarischen Großmeister zu gedenken. Das Turnier wurde von Kirovs Sohn Kiril, selber ein starker Schachspieler, organisiert. Am Ende kamen gleich sechs Spieler punktgleich ins Ziel. Evgeni Janev wurde Turniersieger aufgrund der besten Sonderwertung. In Pleven wurde zu dieser Zeit das Finale des Balkan Grand Prix gespielt. Vuckovic Bojan gewann mit 6 aus 9. Dejan Bojkov berichtet. Bericht, Bilder, Partien...

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Siege sind wichtig
Von GM Dejan Bojkov
Fotos: Dimitar Iliev, Stefi Bednikova


Hoteleigner Vasil Antonov mach den ersten Zug


Spielsaal

Mitte Januar (11. bis 17. Januar) fanden in Bulgarien zwei interessante Turniere statt. In Blagoevgrad wurde das 2. GM Nino Kirov Gedenkturnier gespielt und in Pleven wurde das letzte Turnier des Balkan Grand Prix ausgetragen.

Blagoevgrad wurde nicht zufällig als Austragungsort für das zweite Gedenkturnier ausgewählt, denn hier kam GM Kirov 1945 zur Welt und nach wie vor ist er der einzige Großmeister aus dieser Stadt. 1974 wurde Nino Kirov Großmeister, ein Jahr nach seinem Sieg bei der bulgarischen Meisterschaft. 1978 gewann er die bulgarische Meisterschaft erneut und im Laufe seiner Karriere hat er die bulgarischen Farben mit guten Erfolgen bei zahlreichen internationalen Turnieren vertreten.


Eines der letzten Bilder von Nino Kirov

Sein bohemien-artiger Lebensstil, sein bemerkenswerter Sinn für Humor wie auch seine Freundlichkeit und Offenheit brachten ihm den Spitznamen “The King” ein und machten ihn zu einer bekannten und geschätzten Person in der bulgarischen Schachszene. Er starb im September 2008 nach kurzer Krankheit und sein plötzlicher und unerwarteter Tod versetzte der bulgarischen Schachgemeinde einen tiefen Schock.

Wenig später, im Januar 2009, rief sein Sohn Kiril Ninov, ein erfolgreicher Geschäftsmann und internationaler Meister im Schach (in einem Buch mit Anands Partien ist er Anands Gegner in der ersten Partie des späteren Weltmeisters), zu Ehren seines Vaters das Nino Kirov Gedenkturnier ins Leben. Vater und Sohn Kirov sind oft gemeinsam zu Turnieren gefahren und mussten gelegentlich sogar gegeneinander spielen. Zum Beispiel bei der bulgarischen Meisterschaft 1995, die nach K.O.-System ausgetragen wurde, und natürlich trafen die beiden Kirovs hier irgendwann aufeinander. Die Erfahrung setzte sich gegen die Jugend durch, woraufhin “The King“ lediglich meinte: “Er hat sich mit dem Königsgambit noch nicht beschäftigt.”

Dieses Jahr fand das Nino Kirov Gedenkturnier zum zweiten Mal statt. 56 Spieler aus fünf Ländern nahmen teil, darunter 7 GMs und 11 IMs. Wie im Vorjahr schrieben die Regeln vor, dass sich bei Punktgleichheit der Spieler mit der größeren Zahl von Gewinnpartien durchsetzen würde. Eine gute Idee, die kämpferisches, aggressives Schach fördert und auch “Außenseitern” eine Chance gibt, das Turnier zu gewinnen. Tatsächlich hat letztes Jahr ein Außenseiter das Turnier gewonnen, aber dieses Jahr rechnete man damit, dass der an Eins gesetzte Kiril Georgiev bequem gewinnen würde.


GM Krasimir Rusev und IM Petar Arnaudov

Mit 3/3 hatte er dann auch einen Auftakt nach Maß. Der Nummer Zwei der Setzliste, Julian Radulski, erging es weniger gut, denn er verlor die ersten beiden Runden. Ich habe schon oft erlebt, wie viele starke Spieler in solchen Situationen plötzlich “krank werden” und abreisen. Doch nicht Julian, der aus den nächsten 6 Runden 6 Punkte holte, wonach er sich mit einem kurzen Remis in der Schlussrunde mindestens Platz 2 sicherte. Vom ersten Platz trennte ihn nur GM Evgeny Janev, der in der gleichen Mannschaft wie Radulski spielt und mit 2,5/5 ebenfalls schlecht ins Turnier gestartet war.


Julian Radulski


Janev gegen Todorov


Marian Petrov


Kiril Badev, Gewinner des letzten Jahres gegen Metodi Stoinev

Tatsächlich ging der erste Platz am Ende an Janev, allerdings nur nach dritter Tie-Break-Wertung. Neben Janev und Radulski landeten noch vier weitere Spieler mit 6,5 Punkten auf dem geteilten ersten Platz, darunter auch Georgiev, der gut im Rennen lag, aber in der vorletzten Runde gegen Grigor Grigorov seine einzige Niederlage hinnehmen musste. Grigorov stammt aus der gleichen Stadt wie Georgiev, was ein paar Scherzbolde dazu inspirierte, Grigorov zum neuen Stadtmeister von Petrich zu krönen.


Janev und Georgiev


Vladimir Georgiev und Stefi Bednikova


Kiril Georgiev


Velikov gegen Georgiev


Einer der jüngsten Spieler


Radoslav Dimitrov gegen Adriana Nikolova


Sasho Nikolov, Ruem Kostadinov, Vladimir Petkov nebeneinander


Steffi Bednikova (re.)

Grigorov ging ungeschlagen durchs Turnier, aber gewann nur vier Partien, was ihm am Ende dank der oben erwähnten Tie-Break-Regelung nur Platz 6 bescherte.

Die beste Frau war WIM Adriana Nikolova, die sechs Punkte holte und damit vier GMs und etliche IMs hinter sich ließ. Die am zweitbesten platzierte Frau war Stefi Bednikova, die zugleich ihre letzte, noch fehlende, Frauen-IM-Norm machen konnte.


Siegerehrung




Adriana Nikolova bei der Preisverleihung

Turnierseite: http://2nd-kirov-memorial.chessmix.com/

Endstand

Rank SNo.   Name Rtg FED Club Pts vict BH. BH. Fide
1 10 GM Janev Evgeni 2461 BUL Plovdiv 6,5 6 32,0 40,5 29,0
2 2 GM Radulski Julian 2577 BUL Lokomotiv2000 Plovdiv 6,5 6 32,0 40,5 27,5
3 1 GM Georgiev Kiril 2672 BUL Sofia 6,5 5 38,0 49,5 36,5
4 5 IM Petrov Marijan 2500 BUL Naiden Voinov Vidin 6,5 5 36,0 46,5 34,5
5 7 IM Drenchev Petar 2477 BUL Plovdiv 6,5 5 36,0 46,0 32,0
6 4 IM Grigorov Grigor 2508 BUL Lokomotiv2000 Plovdiv 6,5 4 38,0 49,0 31,5
7 9 IM Bratanov Zsivko 2463 BUL Lokomotiv2000 Plovdiv 6,0 5 38,5 50,0 32,5
8 20 WIM Nikolova Adriana 2336 BUL Lokomotiv2000 Plovdiv 6,0 5 32,5 42,5 27,5
9 18 IM Panbukchian Valentin 2361 BUL Lokomotiv2000 Plovdiv 6,0 5 32,0 41,5 27,5
10 6 GM Petkov Vladimir 2490 BUL Vidin 6,0 4 38,5 50,0 34,0
11 8 GM Vasilev Milen 2466 BUL Lukoil Burgas 6,0 4 35,0 46,0 31,5
12 23   Nikolaou Georgios 2292 GRE Thessaloniki 6,0 4 28,5 37,0 26,0
13 30   Stanoev Atanas 2202 BUL Viktory Blagoevgrad 5,5 4 35,0 44,0 27,0
14 13 IM Nikolov Sasho 2403 BUL Sofia 5,0 4 40,0 50,0 31,5
15 15 FM Badev Kiril 2369 BUL Sofia 5,0 4 39,0 49,0 28,5
16 25   Argiroudis Stamatis 2284 GRE Thessaloniki 5,0 4 36,0 44,5 27,0
17 16 FM Kukov Velislav 2367 BUL Pirin Blagoevgrad 5,0 4 35,5 45,5 28,0
18 21 IM Todorov Ognjan 2309 BUL Lokomotiv Sofia 5,0 4 33,0 41,5 25,0
19 29   Daels Marc 2207 BEL Heuvelland 5,0 4 31,5 41,0 23,5
20 28 NM Gochev Mladen 2248 BUL Maritsa-Iztok Radnevo 5,0 4 27,5 35,0 22,0
21 3 GM Rusev Krasimir 2547 BUL Spartak-Pleven 21 Pleven 5,0 3 41,0 52,0 32,5
22 11 GM Velikov Petar 2433 BUL Lokomotiv Sofia 5,0 3 38,0 47,5 30,0
23 26 NM Stoinev Metodi 2268 BUL Dupnitsa 5,0 3 35,5 44,5 27,0
24 17 IM Dimitrov Pavel 2361 BUL Veliko Turnovo 5,0 3 35,0 44,0 28,5
25 22 IM Andonov Bogomil 2302 BUL Pirin Blagoevgrad 5,0 2 34,0 44,0 26,0
26 24   Veleski Robert 2289 MKD Prilep 4,5 4 34,5 43,5 23,5
27 34 NM Ljangov Petar 2107 BUL Maritsa-Iztok Radnevo 4,5 4 31,5 40,5 20,0
28 19 FM Menkinoski Riste 2355 MKD Struga 4,5 4 29,0 38,0 21,5
29 46   Lichkov Ivan 2109 BUL Pirin Blagoevgrad 4,5 4 28,0 35,5 17,0
30 36 NM Bednikova Stefi 2094 BUL Kapablanka Dupnitsa 4,5 3 37,0 47,0 24,5
31 33   Ivanov Borislav 2128 BUL Viktory Blagoevgrad 4,5 3 34,0 44,0 19,5
32 35   Gavrilidis Georgios 2100 GRE Thessaloniki 4,5 3 31,5 39,5 20,5
33 12 IM Arnaudov G Petar 2413 BUL Lokomotiv2000 Plovdiv 4,5 3 28,5 37,0 22,5
34 14 IM Dimitrov Radoslav 2394 BUL Veliko Turnovo 4,5 2 35,5 45,0 25,0
35 32 FM Vachev Vladimir 2145 BUL Blagoevgrad 4,0 4 34,0 42,5 21,0
36 31 NM Kostadinov Rumen 2200 BUL 64 Stara Zagora 4,0 3 35,0 44,0 23,5
37 41   Vrban Rok 2005 SLO Maribor 4,0 3 34,0 43,5 21,0
38 37 NM Karadimov Marin 2081 BUL Burgas 4,0 3 32,5 41,0 21,0
39 38   Gantar Jan 2077 SLO Vodice 4,0 3 31,5 40,0 21,5
40 43 NM Georgieva Emilia 1934 BUL Sofia 4,0 3 24,5 33,5 13,5
41 51   Dimitrov Ivan 1849 BUL Viktory Blagoevgrad 3,5 3 26,0 33,0 14,5
42 49   Stankov Stanimir 1975 BUL Sofia 3,5 3 25,0 32,0 14,5
43 56   Alexiou Andomahi 0 GRE Thessaloniki 3,5 2 29,5 38,0 17,0
44 40   Lalev Ivan 2026 BUL Pirin Blagoevgrad 3,5 2 26,5 34,5 15,0
45 47   Simeonov Ventsislav 2021 BUL Kustendil 3,5 2 24,5 32,5 14,0
46 27 NM Angelov Georgi 2257 BUL Pirin Blagoevgrad 3,0 3 28,0 38,0 20,0
47 50   Vakavchiev Ivan 1898 BUL Viktory Blagoevgrad 3,0 3 26,0 34,0 13,0
48 45   Davidov Stefan 2138 BUL Sandanski 3,0 2 29,5 38,5 16,5
49 42   Savov Zheljazko 1989 BUL Chirpan 3,0 2 29,0 38,5 14,0
50 39   Petrovski Igor 2032 MKD Tetovo 3,0 2 27,5 35,5 16,0
51 55   Ismail Tamer 1746 BUL Svilengrad2004 Svilengrad 3,0 1 22,5 29,0 11,5
52 44   Krastev Krasimir Naidenov 1825 BUL CSKA 2,5 2 25,0 32,5 12,5
53 54   Vezenkov Stoyan 1786 BUL Pirin Blagoevgrad 2,5 2 19,5 26,5 7,5
54 48   Mandzhukov Stoyan 2004 BUL Pirin Blagoevgrad 2,0 2 24,5 31,5 11,0
55 53   Chorapinov Marian 1800 BUL Kapablanka Dupnitsa 2,0 1 24,5 33,0 5,0
56 52   Manov Jordan 1809 BUL Dunav Ruse 1,5 1 18,5 25,0 7,0

 


Krasimir Rusev auf dem Weg nach Hause

 

Vuckovic gewinnt Balkan Grand Prix
Von GM Dejan Bojkov
Fotos: Dimitar Iliev, Stefi Bednikova


Zeitgleich trugen in Pleven zehn Spieler ein Turnier der Kategorie 12 (Elo-Durchschnitt 2543) aus, bei dem es etwas solider zuging. Das Finale des ersten Balkan Grand Prix stand unter der Schirmherrschaft des Abgeordneten Rumen Petkov und fand im Hotel Rostov statt. Zu den fünf Besten aus den Balkan-Turnieren kamen fünf Spieler, die von ihrem jeweiligen Landesverband nominiert worden waren.

Aus unterschiedlichen Gründen konnten nicht alle fünf Qualifikanten dabei sein, aber dennoch war dies das zweitstärkste internationale Turnier Bulgariens (nach den M-Tel Masters-Turnieren). Der Preisfonds betrug 7000 Euro, wobei der Sieger 1.500 Euro erhielt und der Letztplatzierte 300 Euro. Das hochklassige Feld führte dazu, dass die Teilnehmer vorsichtig und risikoscheu spielten.

Für den Elo-Favoriten Bojan Vuckovic aus Serbien schien der Sieg ein Spaziergang zu sein: Er gewann seine ersten drei Weiß-Partien, um sich danach mit einer Reihe von relativ kurzen Remispartien den Titel zu holen.


Bojan Vuckovic

Die Plätze zwei bis vier teilten sich Constantin Lupulescu aus Rumänien (der in der Schlussrunde gegen Vuckovic mit Schwarz kein Risiko eingehen wollte und ein schnelles Remis machte), Momchil Nikolov aus Bulgarien und Nikola Sedlak aus Serbien.


Die ersten Drei: Constantin Lupulescu, Bojan Buckovic, Momchil Nikolov

Hätte man in diesem Turnier mit der Zahl der Gewinnpartien das gleiche Tie-Break System wie beim Nino Kirov Memorial angewandt, dann wäre Sedlak mit vier Siegen und zwei Niederlagen Zweiter geworden. Momchil Nikolov erzielte in den Turnieren des Balkan Grand Prix eine Reihe herausragender Ergebnisse. Als Bestplatzierter dieser Turnierserie qualifizierte er sich für das Finale, in dem er auch weit oben landete. In vier Turnieren hintereinander war er ohne Niederlage geblieben und hatte dabei eine GM-Norm erzielt, und in Pleven machte er jetzt schließlich seine letzte GM-Norm und holte sich den Titel (wobei es fast schon selbstverständlich ist, dass er auch in Pleven ohne Niederlage blieb).
Das zweite Finale des Balkan Grand Prix wird im Dezember in Belgrad gespielt.


Alle Teilnehmer
 

Rank   Name Rtg FED 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Pts Res. Koya SB.
1 GM Vuckovic Bojan 2626 SRB * ½ ½ ½ ½ 1 ½ 1 ½ 1 6,0 0,0 2,0 24,75
2 GM Lupulescu Constantin 2592 ROU ½ * ½ 1 ½ ½ 1 ½ ½ ½ 5,5 1,5 2,5 24,50
3 IM Nikolov Momchil 2539 BUL ½ ½ * 1 ½ ½ ½ ½ ½ 1 5,5 1,5 2,5 24,00
4 GM Sedlak Nikola 2563 SRB ½ 0 0 * ½ ½ 1 1 1 1 5,5 0,0 1,0 21,00
5 GM Chatalbashev Boris 2561 BUL ½ ½ ½ ½ * ½ ½ ½ 1 ½ 5,0 0,0 2,0 21,50
6 IM Stojanovic Dalibor 2473 BIH 0 ½ ½ ½ ½ * ½ ½ ½ ½ 4,0 0,5 2,0 17,50
7 GM Iotov Valentin 2575 BUL ½ 0 ½ 0 ½ ½ * ½ ½ 1 4,0 0,5 1,5 16,50
8 GM Drasko Milan 2537 MNE 0 ½ ½ 0 ½ ½ ½ * 1 0 3,5 0,0 1,5 15,00
9   Krivokapic Marko 2422 MNE ½ ½ ½ 0 0 ½ ½ 0 * ½ 3,0 0,5 1,5 14,00
10 GM Szabo Gergely-Andras-Gyula 2541 ROU 0 ½ 0 0 ½ ½ 0 1 ½ * 3,0 0,5 1,0 12,25



 

Turnierseite: http://balkangrandprix-final-2010.chessmix.com/

 

 


 



 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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