Vierzig Kerzen für das Festival
Von Oliver Breisacher
Die beste Spielerin der Welt, die zwei besten Junioren des Schachzirkus, ein
Finalist der Weltmeisterschaft 2007 und vier Super-Grossmeister, alle über der
magischen Grenze von 2700 Elo klassiert: zu seiner Jubiläumsveranstaltung vereinigt
das Internationale Schachfestival Biel ein Teilnehmerfeld allererster Güte.
Sein Grossmeisterturnier umfasst bei dieser Gelegenheit zehn Spieler und wird
die Kategorie 18 (gemäss FIDE) erreichen. Am ersten Wochenende sind mehrere
Festivitäten vorgesehen, u.a. ein Gala-Blitzturnier mit der Präsenz von Anatoly
Karpov, Ex-Weltmeister und dreifacher Sieger in Biel. Nicht weniger als zehn
Turniere stehen auf dem Programm.
Vierzig Kerzen, vierzig Jahre Schachturniere, in denen praktisch all die besten
Profis der Welt ihr Glück in Biel versucht haben. Vier aufeinanderfolgende Jahrzehnte
Schach auf hohem Niveau: das kommende Ereignis soll ein Meilenstein in der
Geschichte des Schachfestivals sein, welches es vom 21. Juli bis am 3. August
im Kongresshaus gebührend zu feiern gilt.
Als drittälteste Schachveranstaltung in Europa hat das Festival in all den Jahren
mit seinen finanziellen Möglichkeiten überlebt, trotz der immer stärkeren Konkurrenz
in der internationalen Schachszene. Für diese Jubiläumsveranstaltung sind die
Organisatoren ihren Prinzipien treu geblieben, um unter dem gleichen Dach, in
zehn verschiedenen Turnieren mit einem Gesamtbudget von 400'000 Franken, nicht
nur einige der besten Spieler der Welt (das Grossmeisterturnier hat das höchste
Niveau, das je in Biel erreicht wurde), sondern auch Hunderte von Amateuren
zu beherbergen.
Aber sie haben auch grossen Wert darauf gelegt, dass das 40. Jubiläum unterschiedlich
zu den anderen wird: die Festivitäten vom ersten Wochenende (21./22. Juli) sehen
am Samstag Nachmittag in der Bieler Innenstadt die Eröffnungszeremonie mit
einem Jugendturnier und zwei Simultanveranstaltungen für alle Amateure vor.
Am Sonntag findet ein Gala-Blitzturnier als Vorspiel des Festivals statt, mit
einem prominenten Eingeladenen, dem Ex-Weltmeister Anatoly Karpov.

Einer der besten und erfolgreichsten Spieler aller Zeiten: Ex-Weltmeister Anatoly
Karpov
DIE HÖHEPUNKTE DES FESTIVALS
1. GROSSMEISTERTURNIER: Sprung auf über 2700 Elo-Punkte
Die beste Spielerin der Welt (Judit Polgar), die zwei besten Junioren des Schachzirkus
(Radjabov, Carlsen), ein Finalist der nächsten Weltmeisterschaft (Grischuk):
das ist das "Wahnsinnsquartett" des Grossmeisterturniers von Biel. Logischerweise
sollte der Sieger aus diesem Quartett stammen. Das Aushängeschild des Festivals
erreicht mit der Kategorie 18 (Durchschnitt von 2679 Elo-Punkten) das Bieler
Niveau von 2004 (welches aber nur sechs Spieler umfasste) und ist somit das
stärkste geschlossene Turnier, das je in der Schweiz organisiert wurde.
In der Vergangenheit gab es nie vier Super-Grossmeister (Spieler über der magischen
Grenze von 2700 Elo) gleichzeitig in diesem Turnier. Umso beachtlicher, dass
die vier Favoriten alle zu den charismatischen Zugpferden der Schachwelt gehören.
Dies trotz der Absenz des Titelverteidigers Alexander Morozevich, der im letzten
Moment seine Teilnahme entgegen seinem Willen leider absagen musste (siehe sein
Communiqué
auf der offiziellen Website des Schachfestivals). Dafür sind seine zwei grössten
Widersacher des letzten Jahres (Carlsen und Radjabov) bereit in die Bresche
zu springen.
Die Teilnahmen von Judit Polgar in geschlossenen Turnieren - als einzige Frau
in der Männerelite - werden immer seltener. Biel ist eine der wenigen Ausnahmen,
wo die Spielerin aus Budapest in diesem Jahr zu sehen ist. Die Nummer 1 im Frauenschach
ist seit dem Interzonenturnier 1993 nicht mehr im Kongresshaus angetreten.
Judit Polgar: Endlich wieder einmal in Aktion
Die Welt-Nummer 9 und bestklassierter Spieler in Biel, der Aserbaidschaner Teimour
Radjabov, kehrt nach einem Jahr voller Erfolge zurück. Glanzpunkt war sein Sieg
in Wijk aan Zee (Holland) im vergangenen Januar in einem der stärksten Turniere
der Welt.
Jungstar Teimour Radjabov
Trotz dem jugendlichen Alter von nur sechzehn Jahren beeindruckt Magnus Carlsen
nichts mehr in der Schachwelt. Als Nummer 17 der Welt (absoluter Jugendrekord
in der Geschichte) wurde der Norweger zu einem der begehrtesten Grossmeister.
Seine rasanten Fortschritte, besonders sein 2. Rang im Februar in Linares, flössen
Ehrfurcht ein.
Weiter auf dem Weg nach oben: Magnus Carlsen
Magnus Carlsen hat übrigens seine Qualifikation zur Weltmeisterschaft nur knapp
verfehlt, im Gegensatz zu Alexander Grischuk (Welt-Nr. 14), der nach sechs Jahren
Abwesenheit wieder nach Biel kommt.
Blitz- und Schnellschachspezialist Alexander Grischuk
Für die Verpflichtung der anderen Rivalen fehlen keine Argumente, besonders
nicht für den aufgehenden Stern, Bu Xiangzhi. Dieser hat in den letzten drei
Monaten mit dem 25. Rang, der besten Klassierung in seiner Karriere, einen bemerkenswerten
Aufstieg in der Welthierarchie erzielt. Der Grossmeister aus Peking wird der
erste Chinese, der am Bieler Turnier teilnimmt.
Hat gerade in Ottawa gewonnen und ist der erste Chinese beim Großmeisterturnier
in Biel: Bu Xiangzhi
Der amerikanische Kontinent wird durch den Vize-Meister der USA, Alexander Onischuk,
vertreten.
Alexander Onischuk
Nicht zu vergessen ist natürlich Yannick Pelletier, treuer Bieler Aussenseiter,
welcher vor einer heiklen Aufgabe steht. Er hat aber bisher immer besser als
seine Startklassierung abgeschnitten, speziell sein dritter Rang 2005 ist bemerkenswert.
Tapferer Außenseiter: Der Schweizer Yannick Pelletier
Vom 23. Juli - 2. August (ausser 26. und 30. Juli), täglich ab 14 Uhr
Lesen Sie die Portraits der zehn Grossmeister auf der
offiziellen
Website
2. OFFIZIELLE ERÖFFNUNG : in der Innenstadt
Ausser bei einem Unwetter wird das Schachfest am 21. Juli in der Innenstadt
stattfinden. Ab 11 Uhr werden an der Ecke Dufourstrasse/Nidaugasse die Figuren
auf den traditionellen Brettern sowie auf dem Gartenschach gezogen. Um 16 Uhr
beginnt die offizielle Eröffnungszeremonie in Anwesenheit der zehn Grossmeister
und von Anatoly Karpov.
Um 11 Uhr startet zuerst ein Jugendturnier (in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek).
Später werden zwei Simultanturniere organisiert, das erste um 13.30 Uhr mit
dem neuen israelischen Grossmeister Maxim Rodshtein (18-jährig, 2586 Elo),
Juniorenmeister seines Landes.
Hinweis an alle Amateure: sie können sich bis am 14. Juli auf unserer
Website
(www.bielchessfestival.ch) einschreiben oder anschliessend per Email (
info@bielchessfestival.ch)
nachmelden.
Ab 16.15 Uhr kann dem Simultan von Magnus Carlsen (2710 Elo) gegen verschiedene
Persönlichkeiten der Region beigewohnt werden.
3. GALA-BLITZTURNIER: mit dem Ex-Weltmeister
Das Vorspiel wird explosiv: Spektakel, Emotionen und Blitzlichter wird es am
Sonntag, 22. Juli (ab 14 Uhr) im Konzertsaal geben. Das Gala-Blitzturnier (5
Minuten Bedenkzeit) mit den zehn Teilnehmern des Grossmeisterturniers, dazu
der aktuelle Schweizer Meister Florian Jenni sowie ein prominenter Eingeladener
namens Anatoly Karpov, Weltmeister von 1975 - 1985, dann FIDE-Weltmeister 1993,
1996 und 1998. Er ist dreifacher Sieger in Biel (1990, 1992, 1996) und Ehrenmitglied
des Schachfestivals. Er kommt speziell für das Eröffnungswochenende.
Florian Jenni
Das Turnier wird nach dem Ausscheidungsverfahren durchgeführt. Der Favorit wird
Alexander Grischuk sein, gekrönter Weltmeister dieser Spezialität im September
2006.
Sonntag, 22. Juli, ab 14 Uhr 4.
TOTAL ZEHN TURNIERE: ca. 120 Teilnehmer werden im Meisteropen erwartet
Zehn verschiedene Turniere stehen während den vierzehn Tagen zur Auswahl. Das
Gross-meisterturnier und das Gala-Blitzturnier sind zwei Einladungsturniere.
Alle anderen Wettbewerbe sind für alle, je nach ihrer Spielstärke, offen. Besonders
erwähnt sind die Schweizerische Schnellschach- (22. Juli) und die Schweizerische
Blitzmeisterschaft (29. Juli).
Das BrainStore-Meisterturnier (das stärkste Open des Jahres in der Schweiz)
erstreckt sich über 11 Spieltage. Etwa 120 Teilnehmer werden erwartet, wovon
ca. 25 Grossmeister und 20 Internationale Meister. Der Titelverteidiger, Bartosz
Socko, ist als Welt-Nr. 49 der FIDE (2660 Elo) der bestklassierte Grossmeister.
Der Pole gilt als einer der wichtigsten Kandidaten für seine Nachfolge.
Mitfavorit im BrainStore-Meisterturnier: Bartosz Socko
Das Stiftung Vinetum-Juniorenturnier wird am Sonntag, 29. Juli durchgeführt.
Die Anmeldung zur Gratisteilnahme kann auf der offiziellen Website gemacht werden.
Die Einschreibegebühren, das Mittagessen und die Preise übernimmt die Stiftung.
5. CHAMPIONS: mit dem jüngsten Grossmeister
In der langen Geschichte des Internationalen Bieler Schachfestivals wurde immer
auf die jungen, vielversprechenden Talente gesetzt. Teimour Radjabov entdeckte
das Kongresshaus im Alter von 12 Jahren (1999), Alexander Grischuk nahm 1999
mit 15 Jahren im Open teil, dann war es an Magnus Carlsen als 14-jähriger sein
erstes, aüsserst starkes, geschlossenens Grossmeisterturnier zu bestreiten (2005).
Welche Namen gilt es dieses Jahr zu beachten? Zuerst Parimarjan Negi, indisches
Wunderkind von 14 Jahren, der sich im Moment brüsten darf, der jüngste Grossmeister
zu sein. Im Juli 2006, im Alter von 13 Jahren, 3 Monaten und 22 Tagen, wurde
ihm der Titel eines Grossmeisters verliehen. Dabei verfehlte Negi die Ehre,
der jüngste Grossmeister der Geschichte zu werden, nur um einige Monate.
Parimarjan Negi
Zwei andere Namen werden sicherlich in der nahen Zukunft auf sich aufmerksam
machen: der Russe Ian Nepomniachtchi (17-jährig, 2613 Elo), aktueller Vize-Weltmeister
U18 und der Israeli Maxim Rodshtein (18-jährig, 2586 Elo)
Konzentriert und ernst: Ian Nepomniachtchi
6. INTERNET: Live-Übertragungen und tägliche Videos
Im vergangenen Jahr wurde die offizielle Website des Festivals (www.bielchessfestival.ch)
von 350'000 verschiedenen Personen besucht. Während des Sommers und den Wettkämpfen
waren ca. 14.000 verschiedene Besucher täglich gleichzeitig auf der Website.
Der absolute Tagesrekord stand bei 1,5 Mio. Clicks. Ein beeindruckendes Resultat,
wenn man bedenkt, dass die Partien der Grossmeister nicht nur auf unserer Website
live übertragen wurden, sondern auch auf den wichtigsten englischen, deutschen,
französischen und russischen Schachsites, um nur einige zu nennen.
Die
Website des Festivals
wird in drei Sprachen (englisch, französisch, deutsch) geführt. An jedem Wettkampftag
werden alle Partien des Grossmeisterturniers ab 14 Uhr dank der Unterstützung
der Firma ChessBase direkt übertragen. Neben anderen Partien und Analysen gibt
es dort auch Portraits, Biografien und Fotos der wichtigsten Spieler.
Neuheit für 2007 :
Europe Echecs,
führendes französisches Schachmagazin und Website (
www.europe-echecs.com)
verfolgt die Taten der Grossmeister mit abendlichen Videos, Interviews und Tagesjournalen
aus dem Kongresshaus. Einige Videos betreffend dem Schachfestival finden sich
bereits auf der Website von
Europe Echecs.
7. MEDIENARBEIT
Auf Anfrage wird eine tägliche Zusammenfassung jeden Abend per email zugestellt.
Die Agentur Sportinformation leitet ebenfalls täglich die wichtigsten Geschehnisse
und Resultate des Tages weiter.
Für Organisationsfragen, insbesondere was Anatoly Karpov, Judit Polgar und Magnus
Carlsen betrifft, werden die Journalisten gebeten, frühzeitig mit dem Medienverantwortlichen
(
media@ww.bielchessfestival.ch)
Kontakt aufzunehmen, um ihre Wünsche bekannt zu geben. Einige Pressetermine
werden am Eröffnungswochenende und am ersten Ruhetag (26. Juli) organisiert.
Mehr Informationen in den nächsten Tagen (auf Anfrage).
8. WUSSTEN SIE SCHON? Die Geschichte des Schachfestivals auf der Website
Wussten Sie es? Ab 1975 fanden die Schachfreunde ihr neues Zuhause im Kongresshaus.
Es war 1976 als sich der Schachkongress in das Internationale Schachfestival
umwandelte. In den Jahren 1976, 1985 und 1993 wurden in Biel drei Interzonenturniere
organisiert. Anatoly Karpov und Alexander Morozevich sind die zwei einzigen,
welche dreimal gewonnen haben. Viktor Kortschnoi setzte sich zweimal durch,
aber unterbrochen durch 21 Jahre…etc.
Finden Sie auf der offiziellen Website (ab 19. Juli) die 40-jährige Geschichte
des Internationalen Schachfestival Biel. Sein Anfang, sein Aufstieg, die grossen
Momente, die Spieler, welche das Geschehen geprägt haben.