Chess Classic beginnen mit der Pressekonferenz und dem Simultan des Weltmeisters
Vishy Anand
Von Harry Schaack
Heute hat mit der Pressekonferenz die Chess Classic 2008 begonnen. Eine Woche
lang messen sich nun die besten Schnellschachspieler beim weltgrößten Schachfestival
dieser Art. Organisator Hans-Walter Schmitt führte noch einmal kurz durch die
einzelnen Events.
Hans-Walter Schmitt: Organisator und treibende Kraft der Chess Classic Mainz
Morgen bildet das 2. Mini-Ordix Open den Auftakt, in dem sich die Jüngsten im
Chess960 messen. Am Dienstagabend beginnt die 2. FiNet Chess960 Female World Championship.
An den folgenden Tagen geht es dann Schlag auf Schlag mit dem 2. Mini-FiNet Open,
der Livingston Chess960 Computer World Championship, dem großen Finet Open, und
dem Ordix. Der Höhepunkt der diesjährigen Chess Classic ist die GRENKELEASING
Rapid World Championship, in der Jungstar Magnus Carlsen, der Weltranglisten-Zweite
Alexander Morozevich, sowie die beste Frau der Schachgeschichte dem amtierenden
Weltmeister und 10-maligen Sieger der Veranstaltung den Titel entreißen wollen.
Bei der Pressekonferenz sagte Anand, dass er die Besetzung in diesem Jahr als
eine der stärksten in der Geschichte der Chess Classic empfindet. Insbesondere
Magnus Carlsen schätzte der Weltmeister als ganz gefährlichen Gegner ein.
Magnus Carlsen
Aber alle seine Kontrahenten sind im Moment in Topform. Insbesondere das aggressive
Spiel und der unbedingte Siegeswille zeichnen alle Teilnehmer aus, sodass die
Zuschauer ein Spitzenturnier erleben werden. Auf die Frage eines Journalisten,
der die Anwesenden um einen Tipp bat, glaubte allerdings nur einer auf der Bühne
der Pressekonferenz, dass Magnus Carlsen die Dominanz des Inders, der die letzten
sieben Mal in Mainz erfolgreich war, brechen kann. Alle anderen waren einhellig
der Meinung, Anand werde erneut siegreich sein.
Doch in Mainz werden sich zunächst die Frauen bei der 2. FiNet Chess960 Female
World Championship messen. Von den vier Teilnehmerinnen fehlte nur Katherina Lahno,
die erst am späten Nachmittag anreiste. Die anderen drei Frauen verbindet einiges.
Chess960 Weltmeisterin Alexandra Kosteniuk ist wie Natalia Zhukova Europameisterin
gewesen. Viktorija Cmilyte gelang dieses Kunststück im letzten Jahr im Schnellschach.
Alexandra Kosteniuk
Natalia Zhukova
Victorija Cmilyte
Auch sind alle drei mit Deutschland verbunden. Kosteniuk gewann ihren Chess960
WM-Titel in Mainz und den Europameister-Titel in Dresden. Natalia Zhukova ist
im Elbflorenz geboren und Viktoria Cmilyte spielt seit Jahren in Baden-Baden.
Auf die Frage, wie die Rivalität zwischen den Dreien sei, bekundeten alle, dass
sie Freundinnen seien, am Brett gegeneinander aber bis zum letzten Bauern kämpfen.
Alle freuten sich, Chess960 spielen zu können, denn es bedarf keiner großen Partievorbereitung
und man kann ohne den Ballast der Eröffnungstheorie spielen, was auch die Remisquote
senkt. Der Mainzer Oberbürgermeister und Schirmherr der Veranstaltung, der die
Chess Classic einst durch sein Engagement nach Mainz brachte, äußerte sich positiv
über die Entwicklung der Chess Classic. Mit einem Augenzwinkern wies er darauf
hin, dass das Festival mittlerweile mit acht Jahren Frankfurt überholt hat, wo
es nur siebenmal stattfand, und dass in Frankfurt nur "geübt" wurde. Er konnte
außerdem verkünden, dass die Finanzierung der Chess Classic bis ins Jahr 2013
gesichert sei.
Jens Beutel: Schachfan, Oberbürgermeister von Mainz und Schirmherr der Chess
Classic
Auch der Vorstandvorsitzende des Sponsors GRENKELEASING, Wolfgang Grenke, äußerte
sich lobend über das Turnier, wobei er besonders die professionelle Organisation
um den Macher Hans-Walter Schmitt und die Chess Tigers lobte. Im Anschluss an
die Pressekonferenz fand die Auslosung statt. Sie ergab, dass am Dienstag in der
ersten Runde der FiNet Chess960 World Championship Kostenjuk gegen Cmilyte und
Zhukova gegen Lahno spielen. Die GRENKELEASING Rapid World Championship beginnt
dagegen am Freitag gleich mit dem "Knaller" Anand gegen Carlsen.
Nach der Auslosung testeten die beiden Weltmeister Anand und Kostenjuk noch die
Spielbarkeit eines von James Rizzi entworfenen künstlerischen Schachspiels, das
freundlicherweise vom Congress Centrum Mainz zur Verfügung gestellt wurde. Zeitgleich
mit den Chess Classic findet in der Rheingoldhalle eine Ausstellung des Künstlers
statt.
Anand und Kosteniuk beim Spielen
Im Anschluss an die Pressekonferenz versuchte Anand im Simultan an 40 Brettern
seinen eigenen Rekord zu verbessern. Beim ersten Mal 1994 konnte der Inder mit
nur vier abgegebenen Remisen eine Marke aufstellen, die selbst Kasparov nicht
knacken konnte. Um 20.43 Uhr, nach knapp fünf Stunden Spielzeit konnte sich der
Weltmeister mit 39-1 eines neuen Rekords sicher sein, derer er in Mainz so viele
hält.
Auf dem Weg zu einem neuen Rekord: Vishy Anand beim Simultanspiel in Mainz
Nur Roland Dürmeier und Dimitri Bondarew hielten der indischen Koryphäe stand.
Wer an dem großartigen Schachereignis noch teilnehmen möchte und sich im FiNet
Chess960 Open oder im Ordix Open mit der Weltklasse in einem Turnier messen will,
kann sich bis kurz vor Turnierbeginn noch anmelden. Wer lieber zuschauen will,
der findet in der Rheingoldhalle eines der besten Schachpräsentationen der Welt
vor. Sachkundige Erklärungen im Silent oder Public Viewing durch Großmeister und
an großen Leinwänden machen die Chess Classic zu einem Erlebnis. Wer aber nicht
die Zeit findet nach Mainz zu kommen, der kann das Turnier im Internet live verfolgen,
wo im Laufe der Woche hunderte Partien übertragen werden.