Schlussrunde der Bundesliga

von Marco Baldauf
24.04.2016 – Nach dem gestrigen Sieg über Hockenheim schien die Meisterschaft für Solingen am 15. Spieltag - zumindest auf dem Papier - eine klare Angelegenheit zu werden. Gegner war schließlich Griesheim, der 14. der Tabelle. Baden Baden hoffte auf einen Solinger Ausrutscher und erfüllte derweil die Pflichtaufgabe gegen Dortmund souverän. Spannung pur auch im Kampf um Platz fünf. Mehr...

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Griesheim – Solingen

SV Griesheim              3 - 5 SG Solingen              
 4 Tazbir,Marcin          0 : 1 Rapport,Richard         3
 5 Krassowizkij,Jaroslaw  0 : 1 Van Kampen,Robin        6
 7 Izsak,Gyula            0 : 1 Smeets,Jan              7
 9 Farago,Ivan            ½ : ½ Sandipan,Chanda         8
10 Jarmula,Lukasz Andrzej 1 : 0 Nikolic,Predrag         9
11 Baskin,Robert          ½ : ½ Jussupow,Artur         10
12 Walter,Stefan          ½ : ½ Naumann,Alexander      11
16 Koehler,Ronald         ½ : ½ Handke,Florian,Dr.     12

 

Große Freude beim frischgebackenen Meister (Foto: Guido Giotta)

Nach dem gestrigen Sieg über Hockenheim galt es heute für Solingen nur noch die Tabellenführung über die Ziellinie zu bringen. Drei recht deutliche Siege an den Spitzenbrettern reichten dem haushohen Favoriten zu einem nie gefährdeten 5-3 Erfolg. Den einzigen vollen Zähler für Griesheim sorgte der polnische Nachwuchsspieler FM Jarmula, der mit Schwarz Nikolic besiegen konnte.

 

Griesheim beendet nach null Punkten an diesem Wochenende die Saison auf einem nominellen Abstiegsplatz.

 

Hockenheim - Trier

SV Hockenheim             3½-4½ SG Trier                
 3 Wagner,Dennis          ½ : ½ Erdos,Viktor            1
 4 Saric,Ivan             ½ : ½ Lupulescu,Constantin    2
 6 Moiseenko,Alexander    0 : 1 Parligras,Mircea-Emili  3
 7 Buhmann,Rainer         ½ : ½ Haslinger,Stewart G     8
 8 Baramidze,David        ½ : ½ Gonda,Laszlo           10
 9 Banusz,Tamas           ½ : ½ Seger,Ruediger         12
10 Braun,Arik             1 : 0 Kolbus,Dietmar         13
15 Boguslavskyy,Oleg      0 : 1 Cioara,Andrei-Nestor   14

 

Für eine große Überraschung sorgte die SG Trier, die das klar favorisierte Hockenheim knapp besiegt. Die Saison über immer in latenter Abstiegsgefahr festigen die Trierer damit ihren Mittelfeldplatz, während Hockenheim den Heimweg mit leeren Händen antreten muss. Die großen Erwartungen, die Hockenheim vor der Saison unter anderem durch die Verpflichtung vom russischen Nationalspieler Tomashevski geschürt hatte wurden letztlich nicht erfüllt und die Saison am Ende sogar mit einer zweistelligen Platzierung abgeschloßen.

 

Baden Baden – Hansa Dortmund

OSG Baden Baden           6½-1½ SC Hansa Dortmund        
 4 Wojtaszek,Radoslaw     ½ : ½ Donchenko,Alexander     1
 6 Kasimdzhanov,Rustam    1 : 0 Berg,Emanuel            7
 9 Vallejo Pons,Francisco 1 : 0 Heberla,Bartlomiej      8
10 Naiditsch,Arkadij      1 : 0 Mons,Léon               9
11 Nisipeanu,Liviu-Dieter 1 : 0 Wegener,Olaf           13
12 Movsesian,Sergei       1 : 0 Kotter,Ralf            15
14 Meier,Georg            1 : 0 Karger,Frank           16
16 Schlosser,Philipp      0 : 1 Schroeder,Kevin        17

 

Baden Baden wird nicht deutscher Meister – diese Nachricht allein ist ja schon ungewöhnlich genug. Nichtsdestotrotz probierte der Vizemeister bis zuletzt alles, auch gegen die deutlich schwächeren Dortmunder ging man mit starker Aufstellung und konzentriert zu Werke. Sechs Favoritensiege, einzig allein Schlosser auf Brett acht verliert in Zeitnot und komplizierter Stellung die Übersicht, sodass er nach dem 40. Zug eine Verluststellung zu verwalten hat – sein Gegner, das Dortmunder Jugendbrett Kevin Schröder schließt eine sehr starke Saison ab: 4.5/7 und ein sattes Eloplus stehen für den Jugendlichen am Ende zu Buche. Dortmund wird nach schwieriger Saison 12. und schafft sportlich den Klassenerhalt.

 

Bayern München – Mühlheim

FC Bayern München         1½-6½ SV Mülheim Nord          
 2 Gabriel,Christian      0 : 1 Motylev,Alexander       3
 3 Bischoff,Klaus         ½ : ½ Landa,Konstantin        7
 4 Schenk,Andreas         0 : 1 Berelowitsch,Alexander 10
 5 Fedorovsky,Michael     ½ : ½ Levin,Felix            11
 6 Mesaros,Florian        0 : 1 Feygin,Michael         13
 8 Belezky,Alexander      ½ : ½ Saltaev,Mihail         14
11 Meister,Peter          0 : 1 Dinstuhl,Volkmar,Dr.   15
14 Schneider,Stefan       0 : 1 Beerdsen,Thomas        16

 

Nachdem sich für die Münchner nach der gestrigen Niederlage gegen den direkten Konkurrenten aus Dortmund die letzten Hoffnungen auf einen Nichtabstiegsplatz zerschlagen hatten, ging heute gegen das favorisierte Mühlheim ebenfalls nicht mehr viel. GM Gabriel, der eine beachtenswerte Saison auf Brett Zwei bzw. Eins gespielt hatte, quittiert gegen Motylev seine erste Saisonniederlage.

Mühlheim beendet eine so stark begonnene Saison im Mittelfeld der Tabelle, 17-13 Punkte stehen am Ende zu Buche, was Platz sieben bedeutet.

 

Schwäbisch Hall – Turm Emsdetten

SK Schwäbisch Hall        4 - 4 SK Turm Emsdetten        
 4 Inarkiev,Ernesto       ½ : ½ Swiercz,Dariusz         2
 5 Laznicka,Viktor        ½ : ½ Mchedlishvili,Mikheil   5
 6 Gharamian,Tigran       1 : 0 Pruijssers,Roeland      9
 8 Cornette,Matthieu      1 : 0 Burg,Twan              10
12 Wirig,Anthony          0 : 1 Janssen,Ruud           12
13 Womacka,Mathias        ½ : ½ Fiebig,Thomas          13
14 Zeller,Frank           0 : 1 Zumsande,Martin        14
15 Raykhman,Alexander     ½ : ½ Richter,Christian      15

 

Emsdetten hatte ja vor wenigen Wochen für kommende Saison den Rückzug aus der Bundesliga bekannt gegeben, für die Spieler ging es nun vor allem darum, sich ordentlich aus der Liga zu verabschieden bzw. vielleicht noch einmal die Chance zu nutzen, sich bei möglichen Interessenten gut zu präsentieren. Der Abschied gelang Emsdetten zumindest auf voller Linie, nach der gestrigen Kantersieg über Erfurt ließen sie heute ein an mancher Stelle vielleicht etwas glückliches 4-4 gegen Schwäbisch Hall folgen. Die vorerst letzte Bundesligasaison wird also mit einem ordentlichen achten Platz beendet, nächste Saison wird dann zweitklassig gekämpft.

Schwäbisch Hall beendet eine gute Saison. Die ganz Großen zu ärgern gelang ihnen dieses Jahr nicht, doch die Etablierung unter den Top Fünf der Liga ist nach dem wiederholten vierten Platz gesichert.

 

Erfurter SK – Werder Bremen

Erfurter SK               1½-6½ SV Werder Bremen         
 4 Votava,Jan             0 : 1 Areshchenko,Alexander   2
 8 Machelett,Heiko        0 : 1 McShane,Luke J          3
 9 Enders,Peter           ½ : ½ Bluebaum,Matthias       5
10 Voekler,Bernd          0 : 1 Hracek,Zbynek           7
11 Troyke,Christian       ½ : ½ Babula,Vlastimil        9
12 Casper,Thomas          ½ : ½ Smerdon,David          10
14 Brueggemann,Joachim    0 : 1 Markgraf,Alexander     12
16 Steinacker,Alex        0 : 1 Koop,Thorben           15

 

Werder Bremen steht schon vor dieser Runde sicher auf dem dritten Platz – dennoch gehen sie mit einer Aufstellung von sechs Großmeistern die Schlussrunde ernst an. Erfurt hingegen besetzt nur das Spitzenbrett mit einem Profi, ab Brett zwei reihen sich Spieler um die 2400 Elo ein. Dementsprechend klar fällt das Endergebnis aus. Hervorzuheben ist auf Seiten der Bremer das Einzelresultat von Alexander Markgraf – mit einer Siegesserie von acht Partien schließt er die Saison mit 9.5/11 ab, GM-Norm inclusive.

Alexander Markgraf (Foto: Souleidis)

 

 

Hamburger SK – Schachfreunde Berlin

Hamburger SK              3½-4½ Schachfreunde Berlin     
 1 Duda,Jan-Krzysztof     0 : 1 Vocaturo,Daniele        2
 4 Miton,Kamil            1 : 0 Kraemer,Martin          3
 5 Svane,Rasmus           ½ : ½ Schneider,Ilja          4
 8 Ftacnik,Lubomir        0 : 1 Mista,Aleksander        5
 9 Lampert,Jonas          0 : 1 Piorun,Kacper           6
13 Kollars,Dmitrij        ½ : ½ Jakubowski,Krzysztof    7
14 Carlstedt,Jonathan     1 : 0 Sprenger,Jan Michael,D  9
15 Heinemann,Thies        ½ : ½ Baldauf,Marco          13

 

Grund zur Freude gab es heute für alle Schachfans aus der Hauptstadt. Nach drei Siegen an diesem Wochenende schließen die Schachfreunde die Saison auf dem fünften Platz ab, wer hätte das vor der Saison für möglich gehalten? Zu den Matchwinnern avancieren Kacper Piorun, der mit 11.5/13 eine unglaubliche Saison hinlegte, sowie Alexander Mista. Das einzige Ärgernis bleibt die vergebene Chance auf eine GM-Norm von Jan Sprenger. Ebenso schade ist der nicht genutzte Matchball Dmitrij Kollars’. Für das junge Hamburger Team ist die Saison auf dem sechsten Platz beendet, was sicherlich als Erfolg zu werten ist. Mit Duda, Svane, Lampert, Kollars und Carlstedt hat die Mannschaft eine ganze Reihe an talentierten Spielern in ihren Reihen, die kommende Saison sicherlich weiter an Spielstärke zulegen werden.

Die entscheidende letzte Partie des Kampfes: Lubomir Ftacnik (r.) - Alexander Mista (0-1)

 

Piorun Kacper gewinnt gegen Jonas Lampet und wird mit 11.5 Punkten der Topscorer der Liga.

 

Norderstedt – Dresden

SK Norderstedt            1½-6½ USV Dresden              
 1 Olszewski,Michal       0 : 1 Gajewski,Grzegorz       3
 3 Bekker-Jensen,Simon    0 : 1 Bartel,Mateusz          4
 4 Kopylov,Michael        0 : 1 Socko,Bartosz           5
 7 Powierski,Emil         ½ : ½ Maiwald,Jens-Uwe        7
 9 Polischuk,Viktor       1 : 0 Gauglitz,Gernot        10
10 Jochens,Arne           0 : 1 Hoffmann,Paul          14
11 Michna,Christian       0 : 1 Vogel,Roven            17
14 Kahlert,Thomas         0 : 1 Moehn,Hans             18

 

Die Außenseiter aus dem Norden lieferten wie schon die Runde zuvor einen guten Kampf ab, am Ende bleiben die Punkte jedoch in Dresden. Norderstedt schließt damit erwartungsgemäß auf dem letzten Tabellenrang ab, nächste Saison werden sie als großer Favorit in der 2. Liga Nord um den sofortigen Wiederaufstieg kämpfen.

Dresden rettet das schlecht gelaufene Heimwochenende mit diesem Sieg halbwegs. Nach äußerst verkorkstem Start wird die Saison auf einem einstelligen Tabellenplatz noch recht zufriedenstellend beendet.

Der aktuelle U16-Weltmeister Roven Vogel (r.) gewinnt eine interessante Partie gegen Christian Michna.

 

Tabelle:

 

 

 

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Marco Baldauf, Jahrgang 1990, spielt seit seinem sechsten Lebensjahr Schach. Zwei Mal wurde er Deutscher Jugendmeister, seit 2015 spielt er für die Schachfreunde Berlin in der Bundesliga. Für Chessbase schreibt er gelegentlich auf der Homepage, kommentiert live oder versucht sich als Autor von Fritztrainern.

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