Challenge de la ville de Diekirch / 19.
Pokal der Stadt Diekirch
Von Gerd Densing
Am vergangenen
Sonntag, dem 04.07.2010 fand in Diekirch, einer sehr schönen – und alten - Stadt
im Nord-Osten Luxemburgs bereits zum 19. Mal das traditionelle Schnellschachopen
statt. Anlässlich des 750 jährigen Bestehens der Stadt Diekirch wurde ein
Sonderpreis ausgelobt für den Verein, welcher mit seinen Teilnehmern und deren
Alter in der Summe am nächsten an die Zahl von 750 Jahren heranreicht.
Eingangsbereich
Während
traditionell am Samstag in verschiedenen Altersklassen Jugendturniere
durchgeführt wurden, richtete der örtliche Verein, der Schachclub Nordstad
bereits zum 19. Mal dieses Schnellschachopen aus, welches neben den
Schnellschachturnieren in Echternach und Dudelange jedes Jahr eines der
beliebtesten und schönsten Schachturniere des Großherzogtums ist.
Erfahrungsgemäß
befanden sich unter den Spielern viele bekannte Luxemburger Schachgrößen, sodass
die ersten 18 der 50 Spieler eine Wertungszahl jenseits der 2000 aufwiesen und
für ein hohes Spielniveau sorgten. Ebenso spielten natürlich Jugendspieler,
Damen und Senioren mit. Neben den Lokalmatadoren spielten auch einzelne starke
Spieler aus Deutschland und Belgien im 50-köpfigen Teilnehmerfeld mit. An der
Spitze war das Feld mit 6 Internationalen Meistern etwas stärker besetzt als im
Vorjahr. Einziger Großmeister im Teilnehmerfeld war der gerade frisch aus
Marokko zurückgekehrte Diekirch-Seriensieger der Jahre 2007 – 2009, Georg Meier
aus Trier.
Blick auf die Spitzenbretter
Gespielt wurden 7
Runden nach Schweizer System mit 25 Minuten Bedenkzeit pro Spieler und Partie
mit einer langen Mittagspause, in welcher es wieder leckere „Spaghetti
Bolognese“ gab.
Neben dem
Turnierumfeld, den netten Gastgebern und Teilnehmern sprechen insbesondere die
hervorragenden Turnierbedingungen in der „Aal Seeerei“ – zu Deutsch – „im alten
Sägewerk“ für das Turnier.
Das alte Sägewerk in Diekirch
Vom Charme eines
Sägewerks ist (zum Glück) nicht mehr viel übrig geblieben, denn vor einigen
Jahren wurde die große Halle zu einem sehr modernen und stilvoll gestalteten
Veranstaltungszentrum hergerichtet, welches sehr viel Platz und eine
hervorragende Klimatisierung bietet, sodass es trotz sommerlicher Temperaturen
stets angenehm kühl während den Partien war. Holz fand man keines mehr im
Sägewerk – abgesehen vom Gebälk des schön hergerichteten Dachstuhls sowie des
vielen „Holz“ auf den Schachbrettern in Form der Schachfiguren!
Die
Turnierorganisation erfolgte routiniert, souverän und ohne jegliche Streitfälle
durch den internationalen Schiedsrichter und Vereinsvorstandsmitglied René
Recking.
Mit einem
Elo-Vorsprung von ungefähr 150 Punkten ging Georg Meier als klarer Favorit und
Titelverteidiger ins Rennen, bestätigt durch seine gute Form und Performance in
Marrakesch (ELO-Performance über 2800).
Bereits in der
ersten Runde stand am Spitzenbrett das Duell der Trierer Spieler Maxim Korman
(Ersatzspieler der Trierer Bundesligamannschaft) und Georg Meier auf dem
Programm.
Korman gegen Meier
Eine „kleine
Vorentscheidung“ für den Turniersieg fiel bereits früh in Runde 3, dem ersten
Duell von Titelträgern (Meier gegen Boidman), welches nach zwischenzeitlichem
leichtem Vorteil für den GM nur in einem ausgekämpften Remis endete.
Boidman gegen Henrichs
Durch ein
schnelles Kurzremis an Brett 1 in Runde 5 zwischen den befreundeten und
gemeinsam angereisten Internationalen Meistern Thomas Henrichs und Svetlin
Mladenov blieb das Titelrennen bis zum Schluss spannend, da sich kein Spieler
nennenswert absetzen konnte. Durch ein weiteres Remis in Runde 5 zwischen Georg
Meier und Thorsten Michael Haub (nach erneut vergebener Siegchance des Favoriten
im Endspiel) lag besonderes Augenmerk auf die Zweitwertung (Punktsummenwertung
bzw. Fortschrittswertung).
Haub (re.) gegen Meier
Mit einer anderen
Form der Zweitwertung (Anzahl der Gewinnpartien) hatte Georg ja in Marokko vor
wenigen Tagen bereits negative Erfahrung gesammelt.
Die
entscheidenden Duelle in der letzten Runde waren sehr spannend und wurden bis
ins Endspiel ausgekämpft (siehe Diagramme).
Georg Meier gegen Fred Berend nach ... Kc3. Es folgte
e6 f6 und Le7
(1-0)
Boidman gegen Mladenov
Letztendlich
konnte sich Georg Meier zwar gegen Thomas Henrichs in einer interessanten Partie
durchsetzen.
Durch eine etwas
bessere Zweitwertung wurde allerdings der Internationale Meister Svetlin
Mladenov nach seinem überzeugenden Sieg in der letzten Runde gegen IM Boidman
bereits bei seiner ersten Teilnahme Sieger des Schnellschachopens in Diekirch.
Svetlin Mladenov
Interessanterweise haben die beiden Erstplatzierten im Turnierverlauf nicht
gegeneinander gespielt, was unter anderem daran lag, dass keine 9 Runden,
sondern nur 7 Runden gespielt wurden sowie wegen der oben beschriebenen frühen
Remispartien. Durch die entschiedenen Partien an den ersten beiden Brettern
schob sich der in Luxemburg in einer Bank arbeitende und für Echternach
spielende IM Michael Wiedenkeller an Boidman und Henrichs vorbei und landete auf
Platz 3.
Wiedenkeller gegen Henrichs
Die letzte Runde
Der ausrichtende
Schachclub Nordstad in Diekirch bot mit André Frank den mit einem Alter von 84
Jahren ältesten aktiven Luxemburger (Vereins-)Schachspieler auf.
Neben einem
weiteren 84 jährigen Clubkammeraden und mehreren weiteren Spielern aus Diekirch
war die Vergabe des Eingangs beschriebenen Sonderpreises eindeutig!
Die stärkste
luxemburgische Schachspielerin WGM Elvira Berend spielte auch dieses Jahr einige
Partien ganz vorne mit und gewann souverän den Damenpreis. Unter den
Jugendlichen stachen Nachwuchshoffnungen und Talente Lev Yankelevic sowie Vlada
Boyarchenko hervor.
Siegerehrung: Svetlin Mladenov
Georg Meier
Michael Wiedenkeller
Fazit: Es war
auch dieses Jahr wieder ein sehr schönes kleines und feines Schnellschachopen in
sehr angenehmer, freundschaftlicher und netter Atmosphäre.
Die komplette Tabelle als
pdf...
Gruppenfoto
Die Erstplatzierten: Mladenov, Henrichs, Meier