Skilling Open: Carlsen, Nakamura, So und Nepomniachtchi im Halbfinale

von André Schulz
27.11.2020 – Giri, Nepomniachtchi, So und Nakamura mussten heute ihre Matches gewinnen, um vielleicht über den Stichkampf noch das Halbfinale beim Skilling Open zu erreichen. Außer Giri - gegen Carlsen - schafften das tatsächlich alle. Nepomniachtchis Sieg gegen Aronian fiel am deutlichsten aus.

ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024 ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024

ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan

Mehr...

Anish Giri, Wesley So, Hikaru Nakamura und Ian Nepomniachtchi waren die vier Spieler, die am ersten Spieltag des Viertelfinales ihre Matches verloren hatten und nun gewinnen mussten, um dann dann vielleicht im folgenden Stichkampf die nächste Runde zu erreichen. Drei der vier schafften das tatsächlich.

Die schwierigste Aufgabe hatte natürlich Anish Giri. Er hatte zwar nach Spielanteilen das erste Match gegen Magnus Carlsen ausgeglichen gestaltet, nach Punkten aber nicht. Die vierte Partie war an Carlsen gegangen. Das bedeutete, dass dem Weltmeister ein 2:2 reichen würde, um weiterzukommen. Wenn Carlsen eine Partie gewinnen will, dann kann es schon mal passieren, dass ein Spieler im Konter einen Lucky Punch landet und gegen den Weltmeister gewinnt. Wenn Carlsen aber nichts riskiert, ist es sehr schwer den Norweger zu besiegen. Vier Remis sollten Carlsen also reichen und so kam es dann auch. In der ersten Partie konnte Giri etwas Druck erzeugen und kam mit einem, allerdings nicht verwertbaren, Mehrbauern ins Turmendspiel. In den übrigen drei Partien kam der Niederländer aber nie in die Nähe eines Gewinns. Carlsen kam also zu seinem Wunschergebnis und stand im Halbfinale.

Hikaru Nakamura kassierte gegen Maxim Vachier-Lagrave am ersten Viertelfinaltag eine Match-Niederlage und benötigte nun ebenfalls einen Gewinn. Er startete mit einem Sieg gegen Vachier-Lagraves Najdorf-Variante und wiederholte das Kunststück in der 3. Partie mit einem weiteren Sieg. Beide Male ließ Nakamura sich nicht auf Theorie-Abfragen ein, sondern bemühte erfolgreich eine Nebenvariante.

Selten sah man Vachier-Lagrave in einem Najdorf-Sizilianer so chancenlos.

 

Weiß steht aktiver und der schwarze König hat eine nur löchrige Königsstellung. 20.Lxh7 Db4 21.b3 Kb8 22.Dg5 Td4 23.Le4 [Droht einfach Lxc6 und Dxe5.]

23...Thd8 24.Tc1 Dc3

 

25.h4 [Weiß ist Chef am Königsflügel und hat einen ganz einfachen Gewinnplan. Umwandlung des h-Bauern.] 

25...Ka8 26.h5 Td2 27.Ld3 [Das auch noch. Turm eingesperrt.] 1–0

Im Stichkampf verlor Nakamura die erste Partie und gewann die zweite. Im Armageddon hielt er dann mit Schwarz remis und gewann so das gesamte Match.

Wesley So war gegen Teimour Radjabov nach der Niederlage im ersten Tag ebenfalls im Zugzwang. Nach einem Remis in Partie eins gewann der US-Großmeister die zweite Partie, dank der Mithilfe seines Gegners.

 

42.La5 Lb6 [Nach 42...La3!? 43.Txc7 Td4 44.Td7 Kf8 45.Lc7 g5 46.Kh2 Ke8 ist die Aufgabe für Weiß schwieriger.]

43.Lxb6 cxb6 44.Tc6 Kf7 45.Txb6 Td4 46.d6 Ke6 47.Kh2?! [47.d7+! Kf5 48.Tb7 nebst Vormarsch der Königsflügelbauern.]

47...Kf5 [47...Txd6 48.Txd6+ Kxd6 49.Kg3 Ke6 50.Kg4 Kf6 51.h4 ist glatt verloren.]

48.Kg3 g5 [Weiß hat zwei Bauern mehr, aber wie soll er hier weiterkommen?]

49.Kf3 Td3+ 50.Ke2 Td4 51.Ke3 Td1 52.d7?! [Noch ein Versuch, der aber eigentlich zum Remis führen sollte. 52.Ta6 Td5 bringt nichts.]

52...Txd7 53.g4+ Ke5 54.Tg6 Th7 55.Txg5+

 

55... Kf6? [Schenkt Weiß das Schach auf f5 und verliert. Nach 55...Ke6 gewinnt Schwarz den h-Bauern und die Partie ist remis.]

56.Tf5+ Kg6 57.Tf3 Kg5 58.Kf2 Kh4 59.Tf5 1–0

Dieser eine Sieg reichte den US-Großmeister zum Weiterkommen. Die übrigen Schnellschachpartien endeten ebenso remis wie die Stichkampfblitzpartien. Und auch im Armageddon genügte So ein Remis, denn er hatte Schwarz.

Auch Ian Nepomniachtchi brauchte heute einen Matchsieg gegen Levon Aronian, um erst einmal auszugleichen und dann sein Glück im Stichkampf zu suchen. 

Mit einem Sieg in der 3. Partie ging Nepomniachtchi in Führung.

 

11.Lxc6 bxc6 [Der Doppelbauer soll zum Angriffsobjekt werden. Weiß nimmt dafür die Abwesenheit seines weißfeldrigen Schutzläufers am Königsflügel in Kauf. Das Konzept funktioniert in dieser Partie überhaupt nicht.]

12.f3 Tb8 13.b3 f5 [Schwarz kommt nun sehr rasch mit einer gewaltigen Bauernwalze.]

14.Sf2 h5 15.Kh1 g5 16.Sa4 Tb5 17.Ld2 g4 18.e4? [Besser war 18.fxg4 hxg4 19.e4= z.B.: 19...Sd4 20.Le3 Sf3 21.exf5 Lxf5]

18...Sd4 19.f4 Sf3 20.Le3

 

20... h4 [Weiß wird am Königsflügel erdrückt.]

21.Kg2 [21.Sc3 hxg3 22.hxg3 Lh4]

21...De8 22.Lxc5 [Dafür ist keine Zeit. Nötig war 22.exf5]

22...Lxc5 23.Sxc5 Dh5 24.Th1 exf4 25.gxf4 h3+ 26.Kf1 fxe4 27.Scxe4 Txf4 [Weiß wird zerlegt.]

28.Txc6 Lb7 29.Tf6 Tbf5 30.Sg3

 

30... Sd2+ 31.Ke1 De8+ 0–1

Nepomniachtchi gewann auch die vierte Partie und dann den Stichkampf mit 2:0 im Blitzen.

Im Halbfinale sitzen sich nun Magnus Carlsen und Ian Nepomniachtchi sowie Hikaru Nakamura und Wesley So gegenüber.

Partien

 

Turnierseite...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

Diskutieren

Regeln für Leserkommentare

 
 

Noch kein Benutzer? Registrieren