Kyrill in Wijk aan Zee
Von André Schulz
Seit mehren Tagen wurde in den Wetterdiensten eindringlich vor
dem herauf ziehenden Orkan Kyrill gewarnt.
Trotzdem gab es einige naive Journalisten in Wijk, genau genommen war es nur
einer, der meinte, gerade heute sei der beste Tag zur Abreise. Man muss schon
mit einem gewissen Maß an Borniertheit ausgestattet sein, dass einem die
verblüfften Gesichter auf die Aussage, man würde heute abreisen, nicht gewarnt
hätten. "Pass gut auf dich
auf !" "Viel Glück!" "Mach schnell, dass du weg kommst!", waren typische
Abschiedswünsche.
Kyrill und das Taxi nach Bewerwijk erschienen fast gleichzeitig vor dem Hotel
Zeeduin.
Kyrill kommt
Gleich ist auch das Taxi da
Zuvor hatte sich dort schon das Dach des Wintergartens, der als
Restaurant genutzt wird, mit Durchfeuchtung abgemeldet. Der tagelange Regen hat
dort einen tiefen Eindruck hinterlassen. Beim Abnehmen zerbröselten einige
Dachplatten erschöpft.
Nachdem es schon die Nacht hindurch und den ganzen Vormittag gestürmt hatte,
erschien der Orkan in Form einer Wasserwand mit einigen Kilometern Dicke, die
mit hohe Geschwindigkeit in der Luft durch den Küstenort und dann ins
Landesinnere raste. Beim Versuch, das Taxi zu erreichen, ergriff der Sturm den
einige Kilo schweren Koffer und versuchte ihn mitsamt seinem Träger dorthin zu
werfen, wo die leider nicht auf dem Kopf festgeschnallte Mütze schon war.
Angesichts der Gewalten war der Lauf auf dem kürzesten Weg durch eine
knöcheltiefe Pfütze - ach was: einen See - das kleinere Übel. Die Tür des Taxis
gegen den Sturm zu öffnen, erforderte unmenschliche Kräfte.
Auf dem Weg nach Beverwijk lagen zahlreich umgeknickte Bäume am Straßenrand.
Einer war dabei anscheinend mit einem Bus frontal zusammengeknallt und hatte dem
Fahrzeug die Frontscheibe zerstört. Am Bahnhof von Beverwijk gab es dann bald
die Durchsage, dass es keinen Bahnverkehr mehr gäbe. Was nun? Per Taxi weiter
nach Amsterdam, um dann dort vielleicht festzusitzen, im Bahnhof von Beverwijk
auf eine Bahn warten und dann die Nacht auf einer Bank am Bahnsteig verbringen
oder zurück nach Wijk ins überfüllte Hotel Zeeduin, auf Chance?
"Wijk at what?" Der Taxifahrer hatte das noch nie gehört. "Do you know the way?"
Wijk aan Zee liegt normalerweise 4 km von Beverwik entfernt. Aber vielleicht war
es ja schon weg geschwemmt und die Taxifahrer über Funk auf die neuesten
geografischen Daten upgedatet? Er stellte schließlich eine Navi auf seinem Handy
ein, drehte den Wagen und fuhr in die entgegen gesetzte Richtung zu der, die die
Hinweisschilder auswiesen. "No, no. This is only for bicycle". Im Endeffekt
leitete ihn seine Navigationssoftware in einem großen Bogen um den Bahnhof
herum, zwischendurch tankend. 20 Minuten und 18 Euro später konnte der Fahrer
sich mit seinem Fahrgast darauf einigen, dass die Software nicht ganz präzise
arbeitet und akzeptierte Nachverhandlungen über den Fahrpreis. " I`am from
Amsterdam. I hoped for a guest to Amsterdam. You only must bay what you normally
bay." Ein kleiner Sprachfehler erschwerte die Verständigung.
Im Hotel Zeeduin hatte sich auch noch die automatische Tür vom Dienst
verabschiedet, aber es gab tatsächlich noch ein freies Zimmer für eine einzige
Nacht. Man musste es nur schaffen, die Tür von Hand aufzudrücken. Morgen ist
definitiv Abreise.
Talk Talk
Inzwischen haben sich Kramnik und Ponomariov angesichts des
lärmenden Sturms über der Halle mit Remis verabschiedet.
Anand hat Svidler vielleicht aus dem gleichen Grund schnell weg
geputzt.
Auch Aronain und Carlsen trennten sich unentschieden.
Van Wely freute sich über einen Sieg gegen Angstgegner Shirov.
Loek heute wie ein Orkan.
Gute Stimmung im Van Wely Team: Marion und Trainer Chuchelov
Für diesen ist das Turnier mit 0,5/5 bisher grausam. Navara stand
gegen Radjabov sehr gut, vielleicht auf Gewinn, übersah aber einen tödlichen
Gegenangriff.
Lief heute nicht: David Navarra
Navarra un d Trainer Stohl
Damit bleibt Radjabov mit nun 4,5 aus 5 an der Spitze.
Verfolger Topalov büßte einen halben Punkt gegen Tiviakov ein.
Mit Mark Crowther
Mr TWIC, Mark Crowther
Catyh und Ian Roger
Kamen aus dem sonnigen Sydney: Die Rogers
und Dagobert Kohlmeyer
Dagobert schäkert mit Marion Van Wely
sind einige weitere prominente Journalisten angereist. Heute ließ
sich auch Galina Tiviakova sehen, die Muter von Sergey.
Tatiana Karjakina ist ebenfalls wieder vor Ort.
Die Bulgaren, Veselin Topalov und Silvio Danailov haben mit einer
Schleife mit den Farben der Landesflagge ihr Solidarität für die bulgarischen
Krankenschwestern bekundet, die in Libyen unter Mordanklage stehen und
hingerichtet werden sollen.
Topalov solidarisch
Ebenso Danailov
Die noch leere Halle
Viktor Bologan ist ein sehr freundlicher Mensch, auch wenn sein Gesichtsausdruck
hier das Gegenteil zu behaupten scheint.
Während Tatiana Kosintseeva immer in die Kamera schaut...
... macht Magnus Carlsen das aus scheuem Prinzip nicht.
Sergey Tiviakov
Bu Xianghzi
Turnierdirektor Van den Berg kann zufrieden sein.