Talking Chess in Teheran
Im Iran geht man neue Wege, um Schach für das Pubikum verständlicher zu
machen. Vom 8.-12. März spielte der iranische Spitzenspieler Ehsan Ghaem Maghami
einen Wettkampf gegen Nigel Short mit vier Partien mit Turnierbedenkzeit, vier
Schnellschachpartien und acht Blitzpartien. Das Besondere war, dass die beiden
Spieler dem Publikum abwechselnd regelmäßig erklärten, weshalb sie bestimmte Züge
gemacht haben und was ihre Pläne und Absichten sind.
Pressekonferenz
Alle sechs Züge wurde die laufende Partie unterbrochen und die Spieler
berichteten in einem Nebenraum vor einer Webcam den Zuschauern, was sie zur
Partie zu sagen hatten. Der Gegner konnte die Analysen natürlich nicht
verfolgen. Anders als bei den inzwischen schon auf vielen Turnieren üblichen
Pressekonferenzen nach der Partie, erfährt der Zuschauer bei "Talking Chess"
schon während der Partie, worum es geht. Die Kommentare der Spieler wurden in
den Zuschauerraum auf Kopfhörer übertragen und waren auch auf der Turnierseite
während der Partieübertragung zu hören.
Nigel Short ist ein gern gesehener Gast im Iran. Eine Zeit lang hat er das
iranische Frauenteam trainiert.
Organisator dieses einzigartigen Wettkampfes war Mehrdad Pahlevanzadeh. Er
berichtete, dass er bereits Anfragen von einem iranischen TV-Sender habe, der
das Format gerne übernehmen würde.
Der Vizeweltmeister von 1993 gewann den Wettkampf in klassischer Bedenkzeit,
wobei Ghaem Maghami in der dritten Partie eine ausgeglichene Stellung einzügig
wegwarf.
Der Schnellschach- und der Blitzwettkampf endeten offenbar remis, wobei jedoch
nicht alle Partien fest gehalten wurden und die Webseite nur für Kenner des Farsi
vollständig zugänglich ist.
Die Idee eines solchen von den Spielern selbst kommentierten Wettkampfes ist
nicht ganz neu. Die Idee wurde Anfang der neunziger Jahre schon innerhalb der
PCA diskutiert, kam aber nie zur Anwendung. Deutsche Fernsehzuschauer kennen das
Format von den WDR-Sendungen "Schach der Großmeister". Auch die BBC hat in
Kooperation mit dem NDR zuvor schon solche "Live"- Kommentare simuliert, indem
sie die Kommentare von den Spielern im Nachhinein einsprechen ließ, in die
Partien montierte und dann als Aufzeichnung ausstrahlte.
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