Tata-Steel-Turnier, Runde 10: Giri übernimmt die Führung

von Klaus Besenthal
27.01.2021 – Beim Tata Steel Chess Tournament hat Anish Giri heute spät im Endspiel gegen Radoslaw Wojtaszek gewonnen, und weil die zuvor gleichauf liegenden Konkurrenten Caruana (gegen Carlsen) und Firouzja (gegen Grandelius) jeweils nur zu einem Remis kamen, brachte dieser Sieg dem Niederländer zudem die alleinige Tabellenführung ein. In die Verfolgergruppe geschafft hat es Andrey Esipenko dank eines Sieges gegen David Anton Guijarro. Alexander Donchenko stand gegen Maxime Vachier-Lagrave zunächst glänzend, verlor aber schließlich sogar noch. | Fotos: © Jurriaan Hoefsmit – Tata Steel Chess Tournament 2021

ChessBase 18 - Megapaket ChessBase 18 - Megapaket

Das Wissen, das Du jetzt brauchst!
Die neue Version 18 bietet völlig neue Möglichkeiten für Schachtraining und Analyse: Stilanalyse von Spielern, Suche nach strategischen Themen, Zugriff auf 6 Mrd. LiChess-Partien, Download von chess.com mit eingebauter API, Spielervorbereitung durch Abgleich mit LiChess-Partien, eingebaute Cloud-Engine u.v.m..

Mehr...

Tata Steel Chess Tournament

Giri hat 7,0 Punkte aus den zehn Partien herausgeholt; die Verfolger Caruana, Firouzja und Esipenko haben jeweils 6,5/10 vorzuweisen. Auf Platz 5 folgt Jorden van Foreest mit 6,0/10. Für diese fünf Spieler zusammen steht bislang nur genau ein Partieverlust zu Buche (Firouzja gegen Carlsen) - Solidität lohnt sich also! Weltmeister Carlsen, seines Zeichens siebenmaliger Wijk-Gewinner, hat mit 5,5/10 auf Platz 6 in diesem Jahr wohl keine realistischen Chancen mehr auf den Turniersieg.

Vachier-Lagrave 1-0 Donchenko

Alexander Donchenko stand in dieser Partie auf Gewinn, doch die entscheidende Stellung kurz nach dem 20. Zug war auch schwer zu verstehen. Man war versucht, einen kurzfristigen taktischen Gewinn ausfindig zu machen, tatsächlich hätte der deutsche Großmeister aber einfach seinen bereits auf die zweite Reihe vorgerückten Bauern absichern sollen. Das hätte wohl zum Gewinn gereicht. MVL wurstelte sich aus der Situation heraus, konnte im Damenendspiel einen Bauern gewinnen und fühlte sich dadurch zum Weiterspielen motiviert. Das Ende für Donchenko war dann ein Blackout, der einen weiteren Bauern kostete.

 

Maxime Vachier-Lagrave: in der Krise, aber eben auch ein alter Fuchs

Duda ½-½ J. van Foreest

Jorden van Foreest überraschte seinen Gegner mit einem Bauernopfer in der Eröffnung. In der Folge stand der Niederländer wohl tatsächlich auf Gewinn, doch der Vorteil entglitt ihm schnell wieder. In der Schlussstellung konnte sich Duda zwar kaum rühren und demzufolge auch seinen Mehrbauern nicht verarbeiten, doch die Gefahren für seinen König und seine Dame, die zuvor bestanden hatten, hatte der Pole glücklich abgewehrt.

 

Harikrishna ½-½ Tari

Aryan Tari hatte nach abgeschlossener Eröffnung einigen Vorteil, agierte dann aber zu friedfertig.

 

Esipenko 1-0 Anton Guijarro

David Anton Guijarro hatte eine sehr gute Stellung, in der er aussichtsreich am Damenflügel hätte angreifen können. Doch der Spanier agierte so unglücklich, dass Esipenko auf dieser Brettseite sogar das Heft des Handelns in die Hand bekam.

 

Andrey Esipenko hat seinen Bekanntheitsgrad mit diesem Turnier zweifellos gesteigert

Grandelius ½-½ Firouzja

In einem Endspiel mit einem Mehrbauern war Grandelius offenbar mit einem Remis zufrieden, während Firouzja den Schweden gleichzeitig mit kleinen Nadelstichen traktierte. Es wurde dann auch ein Remis - der Verlauf sagt aber vielleicht etwas darüber aus, wie sich die unausgesprochene Hackordnung auf dieser schachlichen Ebene mittlerweile gestaltet: Man hat Respekt vor dem 17-jährigen Firouzja!

 

Alireza Firouzja wählte heute gegen Nils Grandelius die Sizilianische Verteidigung

Caruana ½-½ Carlsen

Eigentlich war es nur ein weiteres prosaisches Remis, das die Nummer 2 und 1 der Eloweltrangliste ihrer langen gemeinsamen Historie hinzugefügt haben, doch es war ein Remis von der interessanteren Sorte. Carlsen hatte Kompensation für einen verlorenen (geopferten?) Bauern in Form aktiver Figuren; Caruana verteidigte sich präzise dagegen und ließ gar nichts anbrennen. Man kann sich aber gut vorstellen, wie Carlsen gegen einen schwächeren Gegner mit diesem Vorgehen einen lockeren Sieg hätte einfahren können:

 

Caruana gegen Carlsen: Das ist immer eine besondere Partie - und könnte in zehn oder fünfzehn Jahren immer noch eine besondere Partie sein

Giri 1-0 Wojtaszek

Nach einem schweren Missgriff Wojtaszeks gewann Giri diese Partie unmittelbar. Die alleinige Tabellenführung fiel dem Niederländer dadurch förmlich in den Schoß, aber zu Wojtaszeks Ehrenrettung darf nicht verschwiegen werden, dass er schon längere Zeit eine ermüdende Verteidigung hatte führen müssen.

 

Ergebnisse der 10. Runde

 

Tabelle nach der 10. Runde

 

Partien

 

Turnierseite


Klaus Besenthal ist ausgebildeter Informatiker und ein begeisterter Hamburger Schachspieler. Die Schachszene verfolgt er schon seit 1972 und nimmt fast ebenso lange regelmäßig selber an Schachturnieren teil.

Diskutieren

Regeln für Leserkommentare

 
 

Noch kein Benutzer? Registrieren