Tod des Schachprofis
von André Schulz
Nedzad Jakubovic (Foto: SC Schwarzach)
Der bosnische Schachprofi Nedzad Jakubovic (36) wurde Ende
November tot mit einem Messer im Bauch auf einem Waldweg in der Nähe des
Holzöster Sees bei Franking (Krs. Braunau, Österreich) von Spaziergängern
aufgefunden. Zunächst ging die Polizei von einem
Selbstmord aus, da sich bei der ersten Untersuchung keine Anhaltspunkte für
einen Mord finden ließen. So gab es keine Verletzungen, die durch
Abwehrbewegungen entstanden wären. Außerdem hinterließ der Asylbewerber einen
Abschiedsbrief. Eine Whiskeyflasche, die sich neben der Leiche fand, deutete
zunächst auf
Alkoholkonsum hin. Ein solcher ließ sich aber bei der folgenden chemischen
Untersuchung der Leiche
nicht verifizieren. Stattdessen fanden sich auf der Flasche DNA-Spuren einer
anderen Person, und zwar, wie sich später herausstellte, die des eines
26-jährigen bosnischen Fleischers aus Ostermiething, der zum Bekanntenkreis des
Opfers gehörte.
Im Laufe der Ermittlungen meldete sich dann eine Autowerkstätte aus
Bayern. Dort hatte Elfad N.einen blut getränkten Autositz auswechseln lassen.
Nachdem das Landeskriminalamt den Sitzbezug, sowie ein blutdurchtränktes
Handtuch auf dem Mülle gefunden hatte, konnte die Salzburger Gerichtsmedizin,
dass das Blut eindeutig vom opfer stammte. Ein Graphologe bestätigte zudem, dass
der vermeintliche Abschiedsbrief gefälscht war. Der Verdächtige hatte ein Motiv
für die Tat, da er Begünstigter der Lebensversicherung des Opfers war. Gegen ihn
wurde Haftbefehl erlassen.
Links:
Letzte Partie von Jakubovic bei SC ASK Salzburg...
Artikel bei nachrichten.at...
Schon einmal wurde ein
bekannte Schachprofi Opfer eines Mordes. Gilles Andruet, Sohn des bekannten Rally-Rennfahrers Jean- Claude Andruet, war am 22.
August 1995 am Ufers der Yvette in der Nähe von Versailles tot aufgefunden
worden. Der französische Landesmeister des Jahres 1988 hatte sich seit 1993
intensiv in Spielcasinos betätigt und dort zunächst große Gewinne gemacht. Bald
verlor er diese jedoch wieder, wurde drogenabhängig und verfiel ins Elend.
Anfang 1995 trat er schließlich ein Erbe in Höhe von 400.000 Franc an. Diese
Geld in seinen Besitz zu bringen, war offenbar das Motiv für die Mörder. Erst im
April 2006 konnte der Fall zum Abschluss gebracht werden. Der 56-jährige Robert Liany wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt. Eine Reihe von Mittätern oder
Mitwissern des Mordes, die in Abwesenheit verurteilt wurden, befinden sich
jedoch noch auf der Flucht.
Jakubovic
war nicht der erste Schachspieler, der im Jahr 2006 Opfer einer Gewalttat war.
Aufsehen erregte der Tod des Fernschachgroßmeisters und Autors des bekannten
Lehrbuches "Schach für Tiger" Simon Webb. Er wurde im März tot in seiner
Stockholmer Wohnung aufgefunden. Im Streit mit seinem Sohn hatte dieser zu einem
Küchenmesser gegriffen und auf seinen Vater eingestochen. Dieser erlag seinen
Verletzungen. Der Sohn versuchte sich danach, mit seinem Auto selbst
umzubringen.
Ein tragisches Schicksal erlitt auch die junge englische Schachspielern Jessie
Gilbert. Sie fiel am 26. Juli bei einem Schachturnier in Pardubice, wo sie am Czech
Open teilnahm, nachts aus dem achten Stock ihres Hotels.
Die
Hintergründe ihres Todes sind ungeklärt. Vermutet wurde zunächst, dass sich der
tödliche Sturz ereignet habe, weil Gilbert eine Neigung zum Schlafwandeln gehabt
haben soll. Sehr wahrscheinlicher ist jedoch, dass der tödliche Sturz ein
Selbstmord war.
Die Spielerin soll regelmäßig Antidepressiva
eingenommen haben und bereits einen Selbstmordversuch hinter sich gehabt haben.
Im Hintergrund des Ereignisses könnte eine Familientragödie stehen, deren
Ausgangspunkt Jessica Gilberts Vater ist.
Wikipedia (engl.)...