Nächste Woche beginnen die Deutschen Einzelmeisterschaften 2016. Gastgeber ist diesmal der traditionsreiche Lübecker Schachverein, der das Turnier im Lübecker Holiday Inn durchführen wird. Der Lübecker Schachverein führt die Zahl 1873 in seinem Namen, das Jahr seiner Gründung. Fast ebenso weit zurück reicht die Tradition der Deutschen Meisterschaften, deren Geschichte zwei Jahre nach der Gründung des Deutschen Schachbundes (1877), also 1879 beginnt. In seiner Broschüre zur DEM 2016 hat der Lübecker SV alle bisherigen Sieger aufgeführt und deren Namen sind überaus klangvoll. Erster Sieger war Berthold Englisch. Später finden wir die Namen von Tarrasch, Grünfeld, Schlechter, Bogoljubow und vielen anderen berühmten Leuten. Da die Meisterschaften of auch international offen waren, konnten sich auch Winawer, Burn, Janowsky oder Marshall als Sieger eintragen.
Nach dem Krieg gab es noch bis 1953 Gesamtdeutsche Meisterschaften, dann zerfielen die Titelkämpfe in Meisterschaften der BRD und der DDR. In beiden Staaten nahmen in der Folge meist die besten Spieler teil und einer von ihnen gewann den Titel.
Doch nach der Wiedervereinigung, die auch im Schach sogar recht schnell und glatt vollzogen wurde, änderte sich das Bild zunehmend. Mancher Spitzenspieler blieb nun den Meisterschaften fern, weil die Teilnahme finanziell unattraktiv war oder weil der Modus nicht gefiel.
Seit vielen Jahren wird die Deutsche Meisterschaft unter den Siegern der Landesverbände ausgetragen. Das Turnier wird mit neun Runden nach Schweizer System ausgetragen, so wie ein Open. Auch die Spielstärke der teilnehmenden Qualifikanten erinnert an ein Open, denn die Meisterschaften der Landesverbände sind nicht immer gut besetzt und so können sich auch Spieler der "zweiten" oder "dritten" Garde für die Endrunde qualifizieren, wobei deren Leistung hier nicht geschmälert werden soll. Allerdings ergibt sich dadurch in der Spielstärke der Teilnehmer ein großes Gefälle. Seit vielen Jahren steht der Modus der Meisterschaft in der Kritik, aber bisher fehlte entweder der Wille oder die Möglichkeit zu einer Änderung. Die Diskussion ist darüber ist noch abgeschlossen und wer sich beteiligen will, kann seine Meinung hier im Kommentar (s.u.) kundtun.
Auch für die deutschen Spitzenspieler und Großmeister ist die Teilnahme an der DEM mit Freiplätzen offen. Doch die Profis nehmen nur teil, wenn sie attraktive Bedingungen vorfinden. Das ist nicht immer für jeden der Fall.
Der diesjährige Gastgeber, der Lübecker SV, konnte offenbar keinen attraktiven Preisfonds ausloben, zumindest nicht früh genug, um die Profis anzulocken. In der offiziellen Ausschreibung auf der Turnierseite fehlt die Information über den Preisfonds noch. So ist plötzlich das Lübecker Eigengewächs Rasmus Svane, gerade einmal 19 Jahre alt, der Turnierfavorit. Kürzlich war er noch einer der Spieler der DSB-Talentgruppe "Prinzen", die sich ja alle prächtig entwickelt haben. Rasmus Svane ist einer von nur zwei Großmeistern, die bei der DEM 2016 mitspielen werden. Der zweite ist Sergei Kalinitschew aus Berlin.
Mit seinen 2551 Elo führt Rasmus Svane die Setzliste deutlich an. Der zweite der Liste ist Alexander Gasthofer mit 2437. Das Gefälle der 26 Teilnehmer reicht bis zu Frank Schellmann, der sich über den Deutschen Blindenschachbund qualifiziert hat mit knapp 2100 DWZ.
Rasmus Svane
Den Mangel an spielstarken Teilnehmern versuchen die Organisatoren durch eine besonders engagierte Durchführung des Turniers mit einem netten Rahmenprogramm wettzumachen. Wer das Turnier besuchen möchte, findet drumherum außerdem eine der schönsten Städte Deutschlands und zudem das weltbeste Marzipan.
Die ersten vier Bretter des Turniers werden auf der Turnierseite, der Seite des Sponsors Viactiv und natürlich auch auf Playchess live übertragen. Vor Ort werden die Partien auch kommentiert.
Teilnehmer
Quelle: Lübecker Schachklub
Der Lübecker Schachklub hat eine hübsche und informative Broschüre zusammengestellt, u.a. mit einer Liste aller Deutscher Meister.
Broschüre...
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