21.01.2020 – Alireza Firouzja gegen Magnus Carlsen, der 16-jährige mit dem Talent zum Weltmeister gegen den Weltmeister, das war die mit Spannung erwartete Top-Partie der 9. Runde. Carlsen hatte Schwarz, aber ihm gelang ein souveräner, scheinbar müheloser Sieg. Alleiniger Spitzenreiter ist jetzt jedoch Fabiano Caruana, der nach einem Remis gegen Nikita Vitiugov auf 6 Punkte aus 9 Partien kommt. Einen halben Punkt dahinter teilen sich Carlsen, So, van Foreest und Firouzja die Plätze 2 bis 5. Im Challengers liegen drei Spieler gemeinsam an der Spitze und Vincent Keymer bleibt nach einem Remis gegen Surya Shekhar Ganguly weiter bei 50 Prozent. | Fotos: Alina l'Ami für Tata Steel Chess
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probiert hat, allen voran dabei 6. h3, aber auch Züge wie 6. g3, 6. Tg1 und viele mehr.
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Tata Steel, Runde 9: Carlsen überspielt Firouzja
A. Firouzja 0-1 M. Carlsen
In Blitz- und Schnellturnieren haben Firouzja und Carlsen schon oft gegeneinander gespielt und sich bemerkenswerte Duelle geliefert, aber dies war ihre erste Partie mit klassischer Bedenkzeit. In dieser prestigeträchtigen Begegnung wollte sich Firouzja nicht verstecken und statt vorsichtig zu spielen, hatte er nichts gegen eine inhaltsreiche Variante des Spaniers.
Der Auftakt der Partie Firouzja gegen Carlsen | Foto: Alina l'Ami
Aber dann fehlten Firouzja überzeugende Ideen. "Ich habe schon ziemlich früh eine schöne, spielbare Stellung bekommen, und ich hatte den Eindruck, als ob er ins Schwimmen gerät", meinte Carlsen nach der Partie. Firouzja hatte Schwierigkeiten, einen überzeugenden Plan zu finden und Carlsens Vorteil vergrößerte sich Zug um Zug, bis er schließlich mit einer einfachen taktischen Abwicklung eine Figur gewann.
Video-Analyse von IM Georgios Souleidis
Damit kam Carlsen, der das Turnier mit sieben Remis begonnen hatte, zu seinem zweiten Sieg in Folge. "Natürlich bin ich sehr froh. So froh, wie man nur sein kann, wenn man gegen einen 16-jährigen gewinnt und nach neun Runden +2 hat", meinte Carlsen nach der Partie mit breitem Lächeln.
Im Interview nach der Runde spricht Carlsen über seine Partie gegen Firouzja und seine Chancen, auch dieses Jahr in Wijk zu gewinnen.
V. Kovalev ½-½ J. van Foreest
Es fehlte nicht viel und Jorden van Foreest, der nominell schwächste Spieler im Feld, wäre neuer Tabellenführer gewesen. Van Foreest hatte Schwarz gegen Vladislav Kovalev, der in der Eröffnung fehlgriff und nach nur zehn Zügen mit Weiß in schweres Fahrwasser geraten war. Doch in einer taktisch komplizierten Stellung verpasste van Foreest die beste Möglichkeit und ließ Kovalev in einer Endspiel entwischen, in dem Weiß eine Qualität weniger hatte, aber Schwarz nicht gewinnen konnte.
Jorden van Foreest | Foto: Alina l'Ami
D. Dubov ½-½ V. Anand
Die kürzeste Partie der Runde spielten Daniil Dubov und Vishy Anand. Wie Dubov nach der Partie verriet, hatten die beiden zwar schon zahlreiche Blitz- und Schnellpartien gegeneinander gespielt, aber noch nie mit klassischer Bedenkzeit. Und obwohl Anand in den Blitz- und Schnellpartien schon oft mit Schwarz im Rossolimo-Sizilianer (1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5) gewonnen hatte, vertraute Dubov dieser Variante weiterhin. Allerdings ohne viel Erfolg. Anand kam mit Schwarz problemlos zu Ausgleich, aber war nach der unglücklichen Niederlage gegen Caruana in Runde 8, in der Anand eine Gewinnstellung zum Verlust verdorben hatte, gegen Dubov nach 19 Zügen mit Remis zufrieden.
N. Vitiugov ½-½ F. Caruana
Zu einem kurzen Remis kam es auch in der Partie zwischen Nikita Vitiguv und Fabiano Caruana. In einer scharfen Variante des Nimzo-Inders folgten beide Seiten 18 Züge lang bekannten Vorbildern, vier Züge später stand dann ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern auf dem Brett und die Partie endete mit Remis.
Fabiano Caruana kam mit Schwarz zu einem problemlosen Remis und liegt nach 9 Runden alleine in Führung. | Foto: Alina l'Ami
W. So ½-½ A. Giri
Ähnlich verlief die Begegnung zwischen So und Giri. 25 Züge lang folgten beide einer Partie zwischen Kramnik und Anand aus dem Jahre 2008, von der So als erster abwich. Doch nur wenige Züge später stand auch hier ein vollkommen ausgeglichenes Endspiel auf dem Brett und man schloss Frieden.
Anish Giri | Foto: Alina l'Ami
V. Artemiev ½-½ Yu Yangyi
Ungewöhnlich verlief die Partie zwischen Vladislav Artemiev und Yu Yangyi. Artemiev gewann im 18. Zug einen Bauern und stand nach Meinung der Engines klar besser, aber danach fiel ihm nicht ein, wie er seine Stellung verbessern konnte. Im weiteren Verlauf der Partie zog er mit seinen Figuren hin und her, um halbherzige Gewinnversuche zu machen, aber viel Aufregendes geschah dabei nicht und nach 50 Zügen endete die Partie mit Remis.
J. Duda ½-½ J. Xiong
Einen faszinierenden taktischen Schlagabtausch, in dem Weiß die besseren Chancen hatte, lieferten sich Jan-Krzysztof Duda und Jeffery Xiong. Doch auch Duda konnte seine Chancen nicht nutzen und ließ Xiong in ein Remis-Endspiel entschlüpfen.
Nach Firouzjas Niederlage gegen Carlsen ist Caruana nach 9 von 13 Runden mit 6 aus 9 jetzt alleiniger Spitzenreiter. Mit einem halben Punkt Rückstand folgen Carlsen, van Foreest, Firouzja und So.
Ergebnisse
Partien
Stand
Challengers
Im Challengers gab es drei entschiedene Partien: Anton Guijarro gewann mit Schwarz gegen Nils Grandelius, Erwin l'Ami gewann mit Weiß gegen Rauf Mamedov und Nodirbek Abdusattorov gewann mit Schwarz (und sehr viel Glück!) gegen Anton Smirnov. Damit teilen sich Guijarro, l'Ami und Pavel Eljanov mit je 6 aus 9 die Tabellenführung.
Vincent Keymer spielte mit Weiß gegen Surya Shekhar Ganguly und kam nach einer taktisch interessanten Partie zu einem Remis.
Johannes FischerJohannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".
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