
Das Radison Blue in Erfurt


4. Runde
Zur vierten
Runde waren einige prominente Zuschauer angereist. Bundestrainer Uwe Bönsch
machte sich vor Ort ein Bild vom Turnier. Allgemein lobte er die Erfurter
Initiative fürs Frauenschach. Besonders positiv strich er die Kampfbereitschaft
und die Kompromisslosigkeit aller zehn Teilnehmerinnen heraus. Sein spezielles
Augenmerk war nach der Absage von Elisabeth Pähtz auf Deutschlands Nr. 2, Marta
Michna aus Hamburg gerichtet. Nach einer wechselvollen Partie besiegte sie Filiz
Osmanodja aus Dresden. Das schachliche Niveau überzeugt mich noch nicht
vollständig, einzügiges Matt übersehen, einige Einsteller und eine hohe
Fehlerquote sind vielleicht auch auf das Wetter zurückzuführen.
Von den ausgezeichneten Spielbedingungen im Hotel Radisson Blu überzeugten sich
gestern ebenfalls IM Joachim Brüggemann (Erfurter SK), IM Thomas Casper (ESK)
und Kristin Müller Ludwig (mit Tochter Helena vom Ausrichter SV Medizin Erfurt).

Uwe Bönsch zu Besuch in Erfurt
5. Runde
Viele der Partien wurden heute eher
verhalten angelegt. Vielleicht setzt bereits zur Halbzeit das Taktieren ein,
vielleicht wollen aber auch die erfahrenen Großmeisterinnen ihren jugendlichen
Kontrahentinnen keine Möglichkeit zu taktischen Scharmützeln einräumen. An vier
der fünf Bretter sitzt jeweils eine WGM mit Weiß gegen eine Deutsche
Nachwuchsspielerin mit Schwarz. Nach einer Stunde Spielzeit gerät Anna Endress
in einer als harmlos geltenden Variante des c3 Sizi unter Druck und muss die
Qualität abgeben. Vielleicht kann sie den d4 Isolani im Gegenzug belagern und
erobern. Im Spitzenkampf zwischen Joanna Dworakowska und Irina Zakudjajeva setzt
die Polin mit g2-g4 voll auf Attacke. Immerhin liegt sie einen halben Zähler
zurück und könnte einen Sieg vorausgesetzt weiter nach vorn rücken. Anna
Sharevich möchte die punktlose Filiz Osmanodja als Punktelieferant nutzen.
Hoffentlich erhält die Dresdnerin heute endlich mal den verdienten Lohn für ihre
guten Stellungen. Marta Michna hat gegen Doreen Troyke ebenfalls einen
Sturmtrupp nach vorn beordert. Hier übernimmt der h-Bauer die Rolle des
Mauerbrechers. Elena Boric spielt gegen Katja Jussupow fast so ähnlich, wie
Katja manchmal selbst eröffnet. Sie sollte sich also gut auskennen. Hier hat der
f-Bauer von Elena die Mittellinie überschritten.
In dieser Partie gewann Elena zwar eine
Figur, die Kompensation von Katja ist jedoch nicht zu unterschätzen. IM
Christian Troyke unterstützte heute seine Doreen bei ihrer Partie gegen Marta.
Leider half die Anwesenheit wenig, da Marta alle Figuren zum Mattangriff in
Stellung gebracht hatte. Filiz verlor ebenso, wie Katja. Im Spitzenkampf
konterte Irina Joanna geschickt aus.
Bernd Vökler