Eine Lanze für den Sizilianer

von ChessBase
16.07.2015 – Anhänger großer Sizilianischer Systeme haben es speziell auf Amateurniveau derzeit oft schwer. Immer wieder bekommen sie ein unorthodoxes System vorgesetzt und gelangen so gar nicht zu ihren Varianten. Als bekennender Najdorf-Fan lässt sich Daniel King nicht so leicht entmutigen. Auf seiner DVD "Powerplay 21" zeigt er seinen Mitstreitern Mittel und Wege gegen die populären Anti-Sizilianer. Mehr...

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Daniel King: Powerplay 21 - Ein Repertoire für Schwarz gegen die Anti-Sizilianer

Rezension von Dr. Stefan Beulertz (Malta)

Daniel Kings Powerplay Reihe, die es inzwischen auf 21 DVDs gebracht hat, gehört zu den tragenden Säulen des Chessbase Trainingsprogramms. Nur Karsten Muellers monumentale Endspielserie kann da mithalten. King deckt in seiner Serie allerdings alle Hauptphasen der Schachpartie ab, wobei grob gerechnet je 25% schwerpunktmäßig auf Eröffnungen und Endspiele und 50% auf das Mittelspiel entfallen. Kings große Stärke ist es dabei - wie auch in seinen Post-Mortem-Analysen bei laufenden Topturnieren – die Spannung immer hoch zu halten und eine permanente Leidenschaft für das Spiel zu vermitteln. Das ist bemerkenswert, denn King selbst hat sich vom praktischen Spiel, wie es scheint, weitgehend verabschiedet - den “Stress of Chess” also gegen die Vermittlung seiner “infinite finesse” (um Walter Brownes Buchtitel zu zitieren) eingetauscht. Auch in der etwas trockenen Atmosphäre des ChessBase-Studios bleibt die Präsentation lebendig und humorvoll.

Gerne widmet sich King – wenn es um Eröffnungen geht – dem Repertoire, das er als praktischer Spieler selbst gepflegt hat. Das heißt: 1.e4 mit Weiß und mit Schwarz Sizilianisch. Auf diesem Terrain fühlt sich der Autor zweifellos am wohlsten und kann sich sicher sein, seiner Zielgruppe, die hauptsächlich in der ELO Klasse 1700-2100 anzusiedeln ist, nützliche Hinweise für die Praxis zu geben. Enzyklopädisches Herunterbeten von Computervarianten ist nicht sein Ding und man fragt sich, ob er – neben einer aktuellen Partiedatenbank - überhaupt eine Engine bei seiner Vorbereitung zu Rate zieht. Sehr wahrscheinlich nicht.

Das Thema seiner Powerplay DVD 21 trifft nun - wohl nicht nur beim Rezensenten - eine Schwachstelle im Schwarzrepertoire gegen 1.e4. Gehören auch Sie zu den Spielern, die es nach manchen Jahren aufgegeben haben, mit Schwarz gegen 1.e4 mit c5 zu antworten, weil ihr Hauptsystem Drachen, Najdorf oder Taimanov praktisch nie aufs Brett kommt, da die Gegner beschlossen haben, sie mit den sogenannten Antisizilianern zu nerven?

Hier setzt King an und bietet Vorschläge für nahezu alle unorthodoxe Systeme gegen Sizilianisch, die gewöhnlich (außer einem gewissen Überraschungseffekt) Weiß wenig Vorteil einbringen - vorausgesetzt Schwarz weiß, wie er sich am besten dagegen wehren kann!

Das geschieht in 31 Videoclips und weiteren ausführlich kommentierten 7 Testpositionen, in denen zum Schluss zentrale Motive des Repertoires in leicht abweichenden Stellungen erkannt und angewandt werden müssen (insgesamt 5 Std 22 Min Laufzeit).

Behandelt werden der Geschlossene Sizilianer, der Grand-Prix-Angriff, der von King so getaufte Gawain-Jones-Angriff (1.e4 c5 2. Sc3 Nc6 3.Lb5), das Alapin c3-System, das Moskau-System und die Rossolimo-Variante, Zugumstellungsfragen und Spezialfälle (etwa 1.e4 c5 2. g3 oder 2.d3). Das ist ganz schön viel Material, ohne dass man das Gefühl bekäme, die Präsentation vereinfache zu stark. Auch zum Morra-Gambit (1. e4 c5 2. d4 cxd4 3. c3) weiß King aus eigener Praxis das Gegenrezept. Das Gambit ist mir am Brett selbst nie begegnet. Muss ich das also im Detail kennen? Eher nein. Aber vielleicht wäre es mal mit Weiß im Rapid oder Blitz einen Versuch wert ;-). 

Der Autor macht durchgängig klare Vorschläge und immer wieder öffnet die DVD dem Zuschauer die Augen für bisher von ihm missachtete Möglichkeiten, die er nun in Zukunft mit Kings Rückendeckung in der Praxis erproben kann.
Gegen den c3-Sizilianer weist King zum Beispiel auf das mir bis dato unbekannte – und in der Literatur bis hin zu Sveshnikov nicht ausanalysierte – unternehmungslustige Bauernopfer 1. e4 c5 2. c3 d5 3. exd5 Sf6 hin, dessen Annahme Schwarz praktische Chancen bietet; doch auch nach sofortiger weißer Rückgabe des Bauern kommt Schwarz zu ordentlichem Spiel. Wem das zu gewagt vorkommt, kann sich an den Alternativ-Vorschlag Kings halten und mit 2. … e6 in französische Stellungstypen überleiten.

Gelegentlich geraten King seine eigenen Empfehlungen aus anderen DVDs “in die Quere”, wo er den Weißspielern etwa den Grand-Prix Angriff nahebringt (Powerplay 17). Auch solche (scheinbaren) Klippen werden angesprochen und souverän mit einem Augenzwinkern umschifft. Letztlich wird der besser informierte Spieler, auf beiden Seiten des Brettes, den Eröffnungsvorteil sichern können.

Die Analysen sind eindringlich aber nicht ausufernd, die Notation der Beispielpartien hält die wesentlichen Bewertungen in Wort und Varianten fest und kann zur späteren Wiederholung ohne das Video konsultiert werden; am besten, indem man sie in einer separaten Datei ablegt. Ferner ist eine Datenbank von 105 unkommentierten Modellpartien angefügt.

Kein Zweifel, wer als ambitionierter Amateur ausreichend Arbeitszeit und etwas Geld in die Powerplay Reihe von Daniel King investiert, hat eigentlich keinen Grund mehr, nicht (mindestens) FM zu werden ;-).

Für die Rezension wurde die englische Version angeschaut.

Daniel King: Powerplay 21 -
Ein Repertoire für Schwarz gegen die Anti-Sizilianer


• Videospielzeit: 5 Std. 26 min (Deutsch und Englisch) 
• Modellpartien mit typischem Mittelspielstrategien
• Interaktives Training mit Video-Feedback
• Exklusive Datenbank mit 50 Musterspartien

€29,90

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