Zum 135sten Geburtstag von Raul Capablanca

von André Schulz
20.11.2023 – Jose Raul Capablanca musste lange warten, bis er 1921 endlich die Chance auf einen Titelkampf gegen Emanuel Lasker bekam. 1927 verlor er den Weltmeistertitel an Alexander Aljechin und erhielt nie wieder eine Revance. Anlässlich des 135sten Geburtstages des 3. Weltmeisters veröffentlichte WDR-Zeitzeichen ein schönes Portrait.

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Jose Raul Capablanca wurde am 19. November 1888 in Havanna als Sohn eines kubanischen Kolonialbeamten geboren, der im Dienste der Spanier stand. Schon in frühen Jahren, es heißt mit vier Jahren, lernte er das Schachspiel durch Zuschauen und wurde schon im Jugendalter einer der besten Spieler Kubas. 

Als er zum Studium der Chemie in New York lebte, interessierte er sich dort mehr für die Schachszene und war regelmäßiger Gast im Manhattan Chess Club. In dieser Zeit entwickelte Capablanca sich zum besten Schachspieler des amerikanischen Kontinents und besiegte Frank Marshall in einem Wettkampf 1908 klar mit 8:1 nach Siegen.

1911 wurde Capablanca als Vertreter der spanisch sprechenden Welt zum Turnier nach San Sebastian eingeladen, obwohl er in Europa noch ein unbeschriebenes Blatt war. Der junge Newcomer aus Kuba gewann zur Überraschung der anderen Meister und der Schachöffentlichkeit dieses Weltklasseturnier und trat damit in den engeren Kreis der Weltklasseschachspieler ein.

Master Class Band 4: José Raúl Capablanca

Er war ein Wunderkind und um ihn ranken sich Legenden. In seinen besten Zeiten galt er gar als unbezwingbar und manche betrachten ihn als das größte Schachtalent aller Zeiten: Jose Raul Capablanca, geb. 1888 in Havanna.

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Capablanca hatte bereits 1908 eine Herausforderung an den amtierenden Schachweltmeister Emanuel Lasker geschickt, doch der Erste Weltkrieg und die folgende Wirtschaftskrise verhinderten das Match. Erst 1921 kam es zu dem Wettkampf um die Weltmeisterschaft zwischen Lasker und Capablanca. Lasker war inzwischen deutlich unterlagen, kam auch mit den Bedingungen auf Kuba nicht zurecht und gab den Wettkampf beim Stand von 0:4 nach Siegen vorzeitig auf.

Sechs Jahre später akzeptierte Capablanca die Herausforderung von Alexander Aljechin, nachdem dieser mit Hilfe von argentinischen Sponsoren Capablancas hohe Preisgeldforderung von 10.000 Dollar zusammengebracht hatte. Capablanca sah sich selber als der bessere Spieler, geriet aber schon in der ersten Partie in Rückstand. Es wurde einer der längsten Weltmeisterschaftskämpfe der Geschichte. Nach 34 Partien hatte Capablanca mit 3:6 nach Gewinnpartien seinen Titel verloren. Capablanca strebte danach einen Revanche-Wettkampf an, zu dem es aber nie mehr kam.

Der weltgewandte Kubaner gehörte noch lange der absoluten Weltspitze an und war ein gern gesehener Gast bei allen Topturnieren. Er und Aljechin gingen sich allerdings bei den Spitzenturnieren zumeist aus dem Weg. Wo Capablanca mitspielte, wollte Aljechin nicht spielen und umgekehrt. 

Noch bei der Schacholympiade 1939 verhandelte Capablanca mit Aljechin über einen möglichen Revanchekampf, immer noch erfolglos. 1942 brach Capablanca, der unter Bluthochdruck litt, beim Kiebitzen im Manhattan Chess Club zusammen und starb kurz danach in einem New Yorker Krankenhaus, im Alter von erst 54 Jahren.

Anlässlich des 135sten Geburtstages von Capablanca hat Andrea Kath für die historische WDR-Podcast-Serie "Zeitzeichen" ein schönes Portrait des dritten Schachweltmeisters gezeichnet.

Zum Podcast:

https://www.ardaudiothek.de/episode/wdr-zeitzeichen/jose-raul-capablanca-groesstes-schachgenie-aller-zeiten/wdr-5/12891865/


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.