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Tatort Toilette
Viele große Ideen in der Geschichte der Menschheit wurden unter der Dusche
geboren, oder auf der Toilette. Manchmal ist neuerdings jedoch elektronische
Hilfe im Spiel. Dies wird besonders auf Schachturnieren nicht gerne gesehen.
ChessBase freut sich über jeden, der mit Hilfe unserer Produkte im Schach besser
wird. Allerdings sollte man auf die Einhaltung der gültigen Regeln achten. Wer
dennoch betrügen will, darf sich zumindest nicht erwischen lassen. Wir sagen,
wie man es richtig macht. Die folgenden Szenen wurden nachgestellt.
Falsch! Dieser Spieler arbeitet ohne Sichtschutz und darf sich nicht wundern,
dass er erwischt wird.
Richtiger Ansatz, falsche Durchführung. Der Sichtschutz wurde nicht präzise justiert.
Besser, aber noch nicht perfekt. Versierte Schiedsrichter werden sofort das
verdächtige Licht am Schirmrand entdecken.
So ist es richtig. Niemand wird vermuten, dass Sie mit unerlaubten Hilfsmitteln
arbeiten.
Weitere Tipps:
Beschränken Sie sich auf wenige Einsätze auf dem Klo an den entscheidenden
Partiepunkten. Wer mehr auf der Toilette ist als am Brett fällt auf. Bereiten
Sie ihre Toilettengänge psychologisch vor. Sagen Sie zum Beispiel vor der Partie
zu ihrem Gegner: "Ich gebe Ihnen lieber nicht die Hand, weil ich eine
Magen-Darm-Grippe habe." Raucher können Suchtanfälle vortäuschen und so tun, als
müssten sie alle fünf Minuten eine Zigarette rauchen.
Verstecken Sie den Pocket-PC in ihrer Kleidung, zum Beispiel unter einem Hut
oder unter einer Mütze, wo es nicht auffällt.
Unter dieser Mütze findet niemand den versteckten Pocket-PC
Sagen Sie während der Partie: "Uh, kalt heute," damit ihr Gegner nicht stutzig
wird, dass sie eine Mütze tragen.
Einige Vorsichtsmaßnahmen sollten selbstverständlich sein. Achten Sie beim Gang
auf die Toilette z.B. darauf, dass Ihnen niemand folgt. Setzen Sie sich hin,
damit die Fußstellung toilettenspezifisch ist. Verwenden Sie einen Sichtschutz (s.o).
Viel Erfolg.
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In Vorbereitung:
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André Schulz/8.1.2003
Dem Täter auf der Spur. Markus Keller berichtet.
"Elektronisches Doping" am Lampertheimer Open
aufgedeckt.
Erster Fall mit Taschencomputer in Deutschland
Applaus, als der Schiedsrichter zum Start der 7. Runde verkündete, dass ein
Spieler in flagranti mit Fritzpocket erwischt wurde. Die sofortige
Disqualifikation wurde ebenso begrüßt wie die Ankündigung, über die Verbände auf
eine Sperre hinzuwirken. Doch was war geschehen…
"In der 6. von 7 Runden kam ein Spieler (Volker Widmann, früherer Vorsitzender
der Schachjugend Baden) auf mich zu und berichtete mir von seinem Verdacht, dass
der Spieler W. S. aus L. unlautere Hilfsmittel zu Hilfe zöge. Des Öfteren
verließe er während seiner Partie für längere Zeit den Saal Richtung Toilette,
mitunter auch, wenn er selbst am Zug sei. Dies habe er auch bei anderen Gegnern
gemacht, in der Runde zuvor bei Volker Widmann selbst, bei der aktuellen Runde
gegen Torsten Lang ebenso.
Ich ließ mir den Sachverhalt von Torsten Lang bestätigen und beobachtete in der
Folge das Brett. Herr S. kam, spielte nun tatsächlich einige Züge recht schnell
und verschwand wieder in Richtung Toilette. Ich ging ihm nach.
Aus seiner Toilette hörte ich keine Geräusche. Ich wartete einige Minuten im
Vorraum, dann wagte ich einen Blick unter der Tür durch und sah, dass seine Füße
parallel zu der Toilette standen. Zumindest eine Stellung, in der kein Geschäft
verrichtet werden kann. Ich stieg also auf die Nachbartoilette und sah über die
Seitenwand. Tatsächlich – Herr S. hielt ein Handheld (Mini-PC) mit einem
Schachbrett (laufendes Schachprogramm) in der einen Hand, mit der anderen
bewegte er einen Stift.
Ich habe ihn sofort disqualifiziert.
Als er die Toilette verließ versuchte er sich herauszureden ("ich habe nur
eMails bearbeitet"). Ich forderte ihn folglich auf, mir das Handheld, das
inzwischen in seiner Tasche verschwunden war, zu zeigen, was er verweigerte. Ich
begleitete ihn zu seinem Brett, erklärte die Partie als verloren, ihn
ausgeschlossen vom Turnier, er nahm seine Sachen und ging ohne weitere Worte.
Für die Aktion auf der Toilette habe ich einen Zeugen, der zur Aussage vor einem
Verbands- oder ordentlichen Gericht bereit wäre."
Soweit mein Bericht an den Hessischen Schachverband und den Deutschen Schachbund
mit der Bitte weitergehende Konsequenzen zu treffen.
Die Feststellung des Betrugs hat auch außerhalb der Schachszene bereits Kreise
gezogen. Herr S. ist Lehrer, einige seiner Schüler – er leitet eine Schach-AG –
waren am Turnier anwesend.
Das Lampertheimer Open (26.-29.12.2002) verlief ansonsten, trotz der stattlichen
Teilnehmerzahl (209 Teilnehmer) in ausgesprochener Harmonie. Die Mannschaft um
Dr. Hartfrid Golf, Karsten Hilsheimer und Torsten Lösch, mit Bernd Hierholz am
PC und Markus Keller als Schiedsrichter sorgte für eine angenehme Atmosphäre.
Das Turnier wird auch 2004 wieder stattfinden (jährlicher Wechsel mit dem
Mannheimer Open), die Hanns-Pfeiffer-Halle lässt noch weitere 100 Spieler zu,
ohne dass man von den bewährten Zwei-Bretter-Sitzgruppen abrücken muss.
Neben den ausgelobten Preisen wurden auch die Spieler berücksichtigt, die in
Runde 1 bis 5 mutmaßlich von Herrn S. geschädigt wurden. Wären sie durch einen
Sieg in Preisränge gerutscht, so bekamen sie diesen (höheren) Preis.
Hier die Tabellenspitze:
Lampertheimer Open (26.-29.12.2002, 209 Teilnehmer; 8 IM)
1. Yuri Boidman, Andernach 6,5
2. Frank Rosenberger, Koblenz 6,0
3. IM Thorsten Haub, Plettenberg 6,0
4. IM Stefan Solonar, Offenbach 6,0
5. IM Srdjan Panzalovic, Lampertheim 6,0
6. IM Anatoly Donchenko, Hungen-Lich 5,5
7. Tillmann Vogler, Mainz 5,5
8. IM Vadim Chernov 5,5
9. Patrick Peschlow, Porz 5,5
9. Florian Armbrust, Lerchenberg 5,5
(vor weiteren 199 Teilnehmern)
Florian Armbrust war zudem bester Spieler U18, U16 und der DWZ-Gruppen bis
U2000.
Die offizielle DWZ-Auswertung wird auf Ende Januar verschoben. Zuvor soll auf
der Konferenz der Landes-DWZ-Bearbeiter beraten werden, wie generell bei solchen
Betrugsfällen mit bereits gespielten Partien des Betrügers verfahren wird. Eine
inoffizielle DWZ-Auswertung ist auf der Homepage www.schachland.de
veröffentlicht.
Markus Keller