Ponomariov gegen Kasparov in Jalta - oder nicht?

von ChessBase
12.06.2003 – Kürzlich wurde von der Fide noch dementiert, dass der für Juni in Buenos Aires geplante Wettkampf zwischen Ponomariov und Kasparov verschoben würde, nun ist offenbar nach einem Treffen zwischen Kutschma und Illyumshinov (Foto) Jalta in der Ukraine als neuer Austragungsort im Gespräch. Termin könnte September 2003 sein. Noch vor der offiziellen Ankündigung hat Fide-Weltmeister Ruslan Ponomariov in einer Pressekonferenz Protest erhoben und Forderungen gestellt. Mehr...

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Die Meldung über Jalta als möglichen Austragungsort des Wettkampfes Ponomariov gegen Kasparov erschien vorgestern in einem Bericht von Yury Vasiliev im russischen Sport-Express unter dem Titel "Match oder neuer Skandal". Zuletzt hatte die Fide noch dementieren lassen, dass der in Buenos Aires für den 16.Juni terminierte Wettkampf überhaupt verschoben würde. Danach hieß es inoffiziell aus den Kreisen der Organisation, der Wettkampf würde zwar in Buenos Aires, aber erst im September stattfinden.

Ende Mai hatte Fide-Präsident Illumshinov beim Wettkampf St.Petersburg gegen Paris dem Autor bereits vertraulich erzählt, dass man an einen Wettkampf in Jalta denke, ein Termin sei noch nicht festgelegt.

Das Jahr 2003 wird in der Ukraine als das "Jahr zu Ehren Russlands" gefeiert. Der russische Botschafter in der Ukraine, Tschernomyrdin, hatte angeregt, mit einem großen Sportereignis den Blick auf "die brüderliche Freundschaft slawischer Völker" und das gemeinsame Russisch-Ukrainische Jahr zu lenken. Bei einem Treffen der Staatspräsidenten Kutschma und Putin wurde auch dieses Thema erörtert.

Am 6. Juni traf Illymshinov Kutschma und bat um Unterstützung für die Durchführung des Wettkampfes Ponomariov gegen Kasparov. Dabei wurden die Möglichkeiten eines Schach-Wettkampfes in Jalta im September ins Auge gefasst.

Noch vor der offiziellen Bekanntgabe des neuen Termin und Ortes, hat Fide-Weltmeister Ruslan Ponomariov "skandalträchtige" Pressekonferenz einberufen. An ihr nahmen außerdem sein Anwalt Grigory Ginzburg und der Präsident des Ukrainischen Verbandes Viktor Petrov, sowie Pressevertreter teil.

Ginzburg teilte der Presse mit, dass der Fide-Präsident den Fide-Weltmeister und damit auch die Ukraine nicht mit dem nötigen Respekt behandle. Ponomariov beklage sich, dass immer, wenn er sich an Illymshinov wende, er nur vom "Untergebene" Omuku Antwort erhalte, aber nicht vom Fide-Präsidenten selbst. Außerdem sei er mit der Verschiebung unzufrieden, da gerade jetzt in bester Form sei und gute Chancen sähe Kasparov jetzt zu schlagen.

Als Kompensation für die Nachteile durch die Verschiebung fordere er 150.000 "in fester Währung". Anwalt Ginzburg forderte außerdem, dass vom Preisgeld keine 20% Fide-Anteil abgezogen werde, sondern die 1 Mio. in harter Währung komplett ausbezahlt werden sollen. Außer den materiellen Forderungen wurden zusätzlich Bedenken mitgeteilt. So möchte Ponomariov, dass der Wettkampf ausschließlich so wie in Prag vereinbart eine Halbfinalkampf im Hinblick auf die Wiedervereinigung ist und nicht, wie von der Fide in Bukarest beschlossen ein Finale um die Fide-WM. Des Weiteren forderte Ginzburg, dass die beiden Wettkampfteilnehmer bei der folgenden K.O.-WM für das Viertelfinale gesetzt werden sollen. Zum Schluss äußerte sich der Ukrainische Verbandspräsident Petrov, dass die Fide Ponomariov zwar disqualifizieren könne, aber große Schande auf sich ziehem würde.

Schon bei der zögerlichen Leistung der Unterschrift durch Ponomariov beim Vertrag mit der Fide über den Wettkampf mit Kasparov stand das Thema "Status des Wettkampfes" zur Debatte. Offensichtlich befürchtet Ponomariov, dass der Wettkampf nachträglich zum endgültigen WM-Finale erklärt werden könne, falls der Wettkampf zwischen Leko und Kramnik nicht zustande kommt.

Der Badeort Jalta auf der Krim-Halbinsel ist vor allem wegen der sog. Jalta-Konferenz, einem Treffen der "Big Three", Churchhill, Roosevelt und Stalin im Februar 1945, bekannt. U.a. wurde hier die Aufteilung Deutschlands beschlossen.

 

 

 


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