Moderator Dr. Claus Spahn
Die Trophäe für den Sieger
Die WDR-Schachsendung "Schach der Großmeister" ist eine
Institutionen im deutschen Schach und kann inzwischen auf eine 20-jährige
Geschichte zurückblicken. Dr. Claus Spahn entwickelte als Redakteur die Idee zu
einer Live-Schachpartie, die aus dem Fernsehstudio übertragen wird. Zahlreiche
bekannte Großmeister haben im Laufe der Zeit hier Platz genommen und gespielt,
darunter die Weltmeister Kasparov, Karpov, Anand und Kramnik. Für Analysen und
Kommentare sorgen die beiden Großmeister Dr. Helmut Pfleger und Vlastimil Hort.
Während Helmut Pfleger auf eine profunde Kenntnis der Schachgeschichte zugreifen
kann, besticht Vlastimil Hort durch seinen an Schwejk erinnernden Humor. In der
vergangenen Sendung wurden die Kommentatoren vom NRW-Ministerpräsidenten und
bekennenden Schachfan und Hobbyspieler Peer Steinbrück unterstützt.
Arkadij Naiditsch gewann im letzten Jahr gegen Jan Timman und traf diesmal als
Titelverteidiger auf den frisch gebackenen neuen Fide-Weltmeister Rustam
Kasimdhanov.
Dr. Helmut Pfleger
Vlastimil Hort
Peer Steinbrück
Kommentatorenriege mit Dr. Claus Spahn (li.)
Der Ministerpräsident erzählte, wie er als Kind jahrelang
gegen seine Großmutter Schach gespielt hat und über sechs oder sieben Jahre
chancenlos bleib. Erst mit dreizehn Jahren konnte er gegen sie seine erste
Partie gewinnen. "Das war wie Versetzung". Im Ersten Weltkrieg hatte seine
Großmutter, die aus Dänemark stammte, Fernpartien gegen seinen in Frankreich
dienenden Großvater gespielt. Eines Tages erschien die Militärpolizei und wollte
wissen, was da auf den zahlreichen wechselnden Postkarten stand. Man hatte den
Verdacht, dass der Steinbrück'sche Großvater Artilleriekoordinaten
mitteilte. Koordinaten war dann ja auch richtig, allerdings Schachkoordinaten,
wie ihnen bald klar gemacht wurde.
Arkadi Naiditsch
Rustam Kasimdhanov
Horst Metzing als Schiedsrichter
Das Reglement sieht vor, dass der Titelverteidiger mit Weiß
zum Gewinn des Pokals die Partie gewinnen muss, dem Herausforderer genügt mit
Schwarz ein Remis. Der in Deutschland lebende Usbeke und neue FIDE-Weltmeister
Kasimdshanov wählte keine Sicherheitseröffnung, sondern strebte mit dem
Marshall-Gambit eine scharfe Partie an. Naiditsch bestätigte seine zuletzt in
Dortmund gezeigte gute Form und zeigte sich bestens vorbereitet. Bald hatte der
Dortmunder einen großen Zeitvorteil. Kasimdhanov konnte mit einer taktischen
Abwicklung Vorteil erringen. Bei knapp werdender Bedenkzeit in einem
komplizierten Endspiel kippte die Partie und Naiditsch konnte mit Hilfe eines
Freibauern gewinnen.
Die Partie zum Nachspielen...
Matthias Wüllenweber
ChessBase 9
Für taktische Rückendeckung und Informationen zur Eröffnung sorgte Matthias
Wüllenweber, Gründer und Geschäftsführer von ChessBase, mit Hilfe von Fritz und
der Datenbank ChessBase. In der Sendung nutzte er bereits eine Betaversion von
ChessBase 9, das in Kürze erscheinen wird.
Zuschauer im Studio
Schalldichte Kabine mit den Spielern
Wilfried Hilgert
Der Porzer Schach-Mäzen Wilfried Hilger ist seit Jahrzehnten
eine der Konstanten im deutschen Schach. Er finanziert den Porzer Schachverein,
der in der Bundesliga immer einer der Favoriten ist. Im letzten Jahr gewann man
den Titel im Stichkampf gegen Baden-Oos. Inzwischen blickt man auf 10
Meistertitel, 13 Vizemeisterschaften und 8 Pokalsiege zurück. Eine große Rolle
spielt die Jugendarbeit. Porz unterhält 17 Jugendmannschaften. Wilfried Hilgert
bezifferte den finanziellen Aufwand mit "mehreren Hunderttausend Euro". Für die
kommende Saison hat man sich mit Vizeweltmeister Michael Adams verstärkt.
Bodo Schmidt
Einer der glücklichsten Vereine im deutschen Schach ist zur
Zeit der Godesberger Schachklub. Denn hier spielt in der nächsten Saison
Fide-Weltmeister Rustam Kasimdshanov. Bodo Schmidt erzählte, wie es zur
Verpflichtung kam. Godesberg, mit seinen Talenten vor ein paar Jahren
U20-Meister, suchte einen Spielertrainer für seine starke Amateurmannschaft, um
den Wiederaufstieg in die erste Liga zuschaffen und kam so auf den in
Deutschland lebenden Usbeken. Dass dieser dann auch noch Weltmeister wurde,
sorgte natürlich für große Freude.
Thomas Thomsen, Präsident der Chess Collectors
Einen faszinierenden kurzen Einblick in die Kulturgeschichte
des Schachs lieferte der Präsident der Chess Collectors Thomas Thomsen, der
zahlreiche Schachausstellungen in der ganzen Welt organisiert oder ihnen als
Berater zur Seite steht.
Régence-Spiel
Der Régence-Satz, mit dem z.B. Philidor und Napoleon spielten, war bis in die
20er Jahre des letzten Jahrhundert populär
Ein Elefant, der als Dame oder König diente, aus einem indischen Schachspiel des
16.Jahrhunderts. Wert: ca. 50.000 Euro.
Ein typisch abstrakter arabischer Stein, der einen Turm darstellt
822 kam das Schachspiel aus Arabien nach Spanien und verbreitete sich nach
Europa. Dieser König aus Bergkristall stammt aus dem 14.Jahrhundert.