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"Ich weiß, dass Vergessen keine
Sünde ist, aber manchmal ist Erinnern reines Glück. An diejenigen, die man in
seiner Jugend kannte, die Teil des eigenen Lebens waren, die anders als alle
anderen waren und die nicht mehr länger bei uns sind", schreibt Genna Sosonko.
Der in Holland lebende Großmeister, der als 1972 als 29-jähriger aus der
Sowjetunion floh, setzt in seinem kürzlich erschienenen Buch Smart Chip
einer vergangenen Generation von Schachspielern durch einfühlsame Porträts ein
Denkmal. Wie seine beiden Vorgängerbände, Russian Silhouettes und The
Reliable Past, fasziniert Smart Chip durch den Zauber der Erinnerung,
die wunderbare Mischung aus Erzählungen, Anekdoten, Informationen und
unaufdringlicher Reflektion über Alter, Tod und Vergänglichkeit.
Sosonkos Porträts durchzieht die Frage, warum die Menschen ihr Leben so leben,
wie sie es tun, und was bleibt, wenn man stirbt.
So
schreibt er über Zhenya Ruban, einen brillanten Intellektuellen und
hochtalentierten Schachspieler, der wegen homosexueller Vergehen zu einer
mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde und sich danach zu Tode trank:
"Wer weiß, welches Schicksal Zhenya Ruban gehabt hätte, wenn er in einem anderen
Land oder in dem gleichen Land etwa dreißig Jahre später geboren wäre? ... Wäre
er Philosoph geworden, was er es sein Leben lang zu sein gewollt hatte?
Historiker? Schriftsteller? Schachspieler? Niemand weiß es. Wir wählen unsere
Zeiten nicht, wir leben und sterben in ihnen."
Wie Ruban, der zum Ende seines Lebens
abgerissen und verwahrlost herumlief und alles Geld, das ihm in die Hände fiel,
sofort für Alkohol ausgab, sind nicht alle von Sosonko Porträtierten sympathisch
oder Menschen mit einnehmenden Wesen. Aber alle sind extreme, leidenschaftliche
und damit faszinierende Charaktere.
Wie Donner, der Freund und Feind gerne mit geschliffenen Polemiken provozierte,
drei bis vier Schachteln Zigaretten am Tag rauchte und aus einer hoch
angesehenen holländischen Familie strenger Protestanten stammte.
Jan Hein Donner
Donner mit seinem Vater
Oder Henrikh Chepukaitis, der Schweißer von Beruf war, es nie zum Großmeistertitel brachte, aber doch zu den besten Blitzspielern der Sowjetunion zählte.
Chepukaitis
Oder Ludek Pachmann: Autor zahlreicher Bücher über Schach, Politik und Religion, Ex-Kommunist, einer der führenden Schachspieler der Tschechoslowakei und später zum Katholizismus konvertierter Parteigänger von Franz-Josef Strauß;
Ludek Pachmann mit Fidel Castro
Oder Ratmir Kholmov, der ohne systematisches Schachtraining allein durch sein Talent zu einem der führenden Spieler der Sowjetunion wurde.
Kholmov (re.) mit Tal
In all seinen Porträts erweist sich Sosonko als genauer und einfühlsamer Beobachter, der Stärken, Schwächen und Eigenheiten der von ihm Porträtierten erkennt, jedoch mit Sympathie und ironischer Distanz darstellt, so als seien dies nur bestimmte Formen der menschlichen Komödie, über die aufzuregen nicht lohnt.
Anders als die beiden Vorgängerbände enthält Smart Chip neben den Porträts auch Aufsätze, in denen Sosonko über allgemeinere Themen schreibt: Über Schach im Traum, warum man ohne Killerinstinkt und der Bereitschaft, alles im Leben dem Schach unterzuordnen, nicht an die Spitze kommen kann, über das Älterwerden im Schach und die Kurzlebigkeit des Ruhms. Und auch wenn sie nicht immer so intensiv und packend wie die Porträts sind, so fesseln diese Aufsätze doch durch ihren Grundton genussvoll-melancholischer Reflexionen über die Vergänglichkeit des Lebens und das Verrinnen der Zeit.
Gennadi Sosonko
Alle drei Bücher beruhen auf Sosonkos Kolumnen in der holländischen Zeitschrift New in Chess. Streng genommen braucht man dieses Buch also eigentlich nicht, wenn man die Zeitschrift hat. Trotzdem könnte man es kaufen. Denn diese Aufsätze kann man mehr als einmal lesen und außerdem findet man in Büchern Gelesenes leichter wieder. Bücher helfen dem Erinnern, das manchmal – wie in diesem Fall – tatsächlich reines Glück ist.
Preis: 24,95 €, Verlag: New in
Chess,
ISBN:90-5691-169-4, 197 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2006.
Zu beziehen z.B. bei
Schach Niggemann
Die Fotos wurden dem Buch entnommen.