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Nach dem Rückzug von Klaus Darga übernahm 1997 als dessen Nachfolger Uwe Bönsch das Amt des Bundestrainers. In Bönschs Amtszeit fallen die meisten Erfolge von deutschen Nationalmannschaften bei großen internationalen Wettbewerben. 1999 schaffte die Mannschaft eine Bronze-Medaille bei der Europameisterschaft in Batumi, 2000 folgte bei der Schacholympiade in Istanbul sogar eine Silbermedaille. 2001 gewann das Team erneut Bronze bei der Mannschaftseuropameisterschaft in Leon. 2011 schließlich errang die deutsche Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Porto Carras sogar die Goldmedaille.
Uwe Bönsch ist nun Sportdirektor
Im Vorfeld der Schacholympiade 2010 in Khanty-Mansiysk kam es zu
Meinungsverschiedenheiten zwischen den Spielern der deutschen
Männernationalmannschaft und dem Deutschen Schachbund über die Höhe der
Einsatzprämie. Aber auch für den schachlichen Input und Eröffnungsvorbereitung
durch einen Trainer wünschten sich die Nationalspieler mehr Unterstützung.
Nachdem die besten Spieler bei der Schacholympiade in Khanty-Mansysk verzichteten, setzte man sich danach zusammen und folgte dem Wunsch der Spieler, indem man für die folgende Mannschaftseuropameisterschaft mit Rustam Kasimdzhanov einen Spitzenmann als Eröffnungstrainer für dieses Turnier engagierte.
Die deutsche Mannschaft holte sensationell die Goldmedaille und Eröffnungstrainer Kasimdzhanov hatte seinen Anteil daran, wie die Spieler betonten.
Gold für Deutschland
Rustam Kasimdzhanov
Bundestrainer Uwe Bönsch spielt zwar selber noch regelmäßig, zum Beispiel in der österreichischen Bundesliga, ist aber mit 55 Jahren sicher kein aktiver Schachprofi mehr. Im Laufe der Zeit hat sich die Art der Vorbereitung mithilfe von Computern, Datenbanken und Schachengines auch immer mehr verändert, so dass sich die Tätigkeit des Bundestrainers Bönsch immer weiter in den administrativen Bereich oder die Aufgaben als Delegationsleiter während der Turniere verschob.
Nachdem jetzt Horst Metzing als Geschäftsführer aus Altergründen ausgeschieden ist - er bleibt dem Schachbund noch als erfahrener FIDE-Delegierter erhalten - wird Uwe Bönsch nun als neuer Sportdirektor zusätzlich zu den administrativen Aufgaben, die er als Bundestrainer schon hatte, einen Teil der bisherigen Aufgaben von Horst Metzing übernehmen. Heike Quellmalz ist neue Geschäftsführerin des Schachbundes.
Metzing und Bönsch beim Schach
Damit braucht der Deutsche Schachbund einen neuen Bundestrainer, der
tatsächlich als reiner Schachtrainer, allerdings nicht nur für die
A-Nationalmannschaft, im Schachbund arbeiten soll. Die Stelle ist als halbe
Stelle angelegt, zunächst befristet aber mit der Option auf Weiterbeschäftigung.
In der Ausschreibung hat der Schachbund sein Anforderungsprofil dargestellt.
Der neue Trainer soll möglichst ein starker Spieler sein, idealerweise mit einer Elozahl zwischen 2600 und 2700 oder auch mehr, Er soll auch noch als aktiver
Turnierspieler unterwegs und daher in Bezug auf die aktuellen Eröffnungen auf
der Höhe sein. Im Vorfeld, vor allem aber während der Turniere, soll er dann vor
Ort die deutschen Nationalspieler bei der Eröffnungsvorbereitung unterstützen.
Viele Verbände arbeiten nach diesem Prinzip.
Ein Blick auf die deutsche Eloliste zeigt aber, dass die Kandidaten nicht
unbedingt Schlange stehen. Im deutschen Schach gibt es kaum Spieler, die als
aktive Profis die Anforderungen erfüllen würden, aber nicht schon woanders als
Trainer angestellt sind oder anderen Beschäftigungen nachgehen. Im Gespräch wies
Uwe Bönsch darauf hin, dass sein Nachfolger nicht zwingend ein deutscher Spieler
sein muss. In der Ausschreibung werden allerdings gute deutsche Sprachkenntnisse
eingefordert.
Wer das Kandidatenkarussell in Gang setzten möchte, kann sich also auch die Spieler anschauen, die seit langem in Deutschland wohnen, aber nicht in der deutschen Fideliste geführt sind. Konstantin Landa war einer der Kandidaten, die unter diesem Aspekt genannt wurden. Rustam Kasimdzhanov, der ebenfalls seit vielen Jahren in Deutschland lebt, wäre vielleicht der Wunschkandidat - mit seinem Namen als Trainer ist der größte Erfolg der jüngeren Geschichte verbunden. Nur - Kasimdzhanov hat schon eine feste Beschäftigung und steht wohl nicht zur Verfügung. Auch Artur Jussupov, der zwar seit langem kein aktiver Turnierspieler mehr ist, dennoch aber hohe schachliche Autorität besitzt und ein erfahrener Trainer ist, ist schon woanders angestellt: als Bundestrainer der Schweiz. Ein weitere Name der unter den möglichen Kandidaten genannt wurde, ist Phillip Schlosser. Aber auch Phillip Schlosser ist schon vielseitig beschäftigt, hörte man.
Die Suche nach dem neuen Bundestrainer wird also nicht ganz leicht sein. Darüber sind sich der bisherige Amtsinhaber und die Spieler, soweit sie sich geäußert haben, einig. Ob die Spieler ein Mitspracherecht bei der Auswahl haben, ist unbekannt. Bisher wurden sie jedenfalls nicht gefragt. Man darf gespannt sein. Am 13. August endet die Bewerbungsfrist. Dann will der DSB möglichst schnell entscheiden.
Die Schacholympiade wird offiziell seit 1926 durchgeführt, zeitweise jährlich, zeitweise alle zwei Jahre. Von 1940 bis 1949 gab es keine Schacholympiade. Organisiert wird die Schacholympiade, ebenso wie die Mannschaftsweltmeisterschaft vom Weltschachbund FIDE.
Medaillen der Deutschen Nationalmannschaft
München 1936 (nicht offiziell anerkannt)
Bronze hinter Ungarn und Polen
Buenos Aires 1939
Gold vor Polen und Estland
Tel Aviv 1964
Bronze hinter der UdSSR und Jugoslawien
Istanbul 2000
Silber hinter Russland, vor der Ukraine
Medaillen der Frauen-Nationalmannschaft
Buenos Aires 1939
Bronze hinter der UdSSR und Ungarn
Die Mannschafts-Europameisterschaft wird seit 1957 durchgeführt, anfangs alle vier Jahre, dann im drei-oder fünfjährigen Wechsel, seit 1997 alle zwei Jahre. Anfangs wurde noch an zehn Brettern gespielt, aktuell sind es vier Bretter. Organisiert wird die Mannschaftseuropameisterschaft von der Europäischen Schach Union.
Medaillen der Deutschen Nationalmannschaft
Haifa 1989
Bronze hinter der UdSSR und Jugoslawien
Batumi 1999
Bronze hinter Armenien und Ungarn
Leon 2001
Bronze hinter der Niederlande und Frankreich
Porto Carras 2011
Gold vor Aserbaidschan und Ungarn
Quelle: Olimpbase.org
Zum 1. Oktober 2013 ist die Stelle des Bundestrainers (w/m) beim Deutschen Schachbund neu zu besetzen. Die Einstellung erfolgt zunächst befristet, jedoch mit der Option, bei Bewährung den Vertrag unbefristet fortzusetzen.
Die wichtigsten Aufgaben:
Durchführung von Einzeltraining und Trainingslehrgängen mit Kaderspielern des
Deutschen Schachbundes
Kapitän der Nationalmannschaft
Betreuung bei ausgewählten Mannschafts- und Einzelturnieren
Nominierung der Nationalmannschaften und Vergabe von Freiplätzen
Mitwirkung in den Gremien des Deutschen Schachbundes
Das gewünschte Profil:
Integre Persönlichkeit mit hohem schachlichen Niveau, möglichst GM-Titel
Hohes Maß an Kooperationsfähigkeit
Durchsetzungsvermögen, sowie der Fähigkeit sich für eigene Ideen engagiert
einzusetzen
A-Trainer Lizenz des Deutschen Schachbundes bzw. der Bereitschaft diese
kurzfristig zu erwerben
Gute deutsche und englische Sprachkenntnisse
Mobilität im Hinblick auf eine bundesweite Tätigkeit
In Abstimmung mit dem neuen Stelleninhaber soll als Bestandteil des Arbeitsvertrages ein Aufgabenkatalog entwickelt werden, der im Jahresdurchschnitt hinsichtlich der Arbeitszeit der Hälfte einer Vollzeitstelle entspricht. Es bestehen daneben die Möglichkeit und der Wunsch, dass der Stelleninhaber weiterhin aktiv am Turnierschach teilnimmt.
Beschäftigungsort ist der Wohnort des Bundestrainers. Die Tätigkeit ist mit Dienstreisen verbunden
Bewerbungen, die neben den aussagekräftigen Unterlagen und dem Gehaltswunsch auch eigene Vorstellungen zur Arbeit des Bundestrainers enthalten sollen, sind bis zum 31. August 2013 an den Deutschen Schachbund, Hanns-Braun-Straße, Friesenhaus 1, 14053 Berlin, zu richten.