Olivier Breisacher, ein Freund und Kollege
Ein Nachruf von Pascal Simon, ChessBase
In Momenten des Schmerzes und der Trauer ist es schwer, die richtigen Worte
zu treffen. Mit dem Tod des 44-jährigen Olivier Breisacher hat die Schachwelt
eine ihrer treibenden Figuren verloren. Der Bieler Journalist, der für eine
Lokalzeitung (Tribune de Genève) in Genf im Ressort Sports arbeitete, gehörte
dem Organisationsteam des Bieler Schachfestivals an. Seit mehr als 15 Jahren
kümmerte Olivier sich um Berichterstattung und Außendarstellung sowie um die
Organisation rund um das Großmeisterturnier, dem Aushängeschild des jährlich
stattfindenden Festivals. Durch feines Gespür und seine großartigen Kontakte
zur Schachwelt gelang es ihm Jahr für Jahr ein interessantes Teilnehmerfeld
aufzustellen. So hat Olivier maßgeblich dazu beigetragen, dass Magnus Carlsen
in Biel gern gespielt hat und zu Gast war. Wenn man Olivier mit den Großmeistern
plaudern sah, umgab ihn immer eine Aura der Freude.
David Howell und Olivier Breisacher
Stets ein Lächeln auf dem Gesicht wusste er, wie man mit bekannten Personen
des Sports umgeht. Eine Eigenschaft, die auch in seinem täglichen Beruf sehr
wertvoll war. Seine persönlichen Highlights waren Interviews und Berichte mit
und über sein Sportidol Roger Federer. Auch dem Eishockey, vor allem dem Team
von Servette Genf, widmete er viel Zeit. Zuletzt war er bei der Europameisterschaft
im Fußball, die in Polen und der Ukraine stattfand, unterwegs. Auch in Turnierarenen
der großen Grand Slam Turniere im Tennis war er zuhause. Ob in Melbourne, Paris,
London oder New York, Olivier hat alle Tennisgrößen des letzten Jahrzehnts spielen
sehen und kannte viele von ihnen gut. Wenn Olivier über seine Reisen und Erlebnisse
sprach, verfolgte man gespannt, was er zu berichten hatte. Beeindruckend war
dabei sein ungeheures Detailwissen. Oliviers Akribie und Professionalität war
vorbildlich und ein Maßstab für alle.
"Olivier war die Seele des Festivals", Peter Bohnenblust im Journal
du Jura
Olivier hatte Spaß daran, im Hintergrund die Fäden zu ziehen und das Schachfestival
zu dem zu machen, was es heute ist: ein Highlight im Schachjahreskalender. Nicht
zuletzt trieb Olivier die Vernetzung des Turniers voran. Mittlerweile werden
die Partien live im Internet gezeigt, man kann zuhören, wie die Spieler ihre
Partien nach der Runde analysieren und Fotos, Videos, Interviews und Rundenberichte
sind nach und während der Runden auf der Homepage schnell verfügbar.
Unter den Teilnehmern und Besuchern des Festivals war Olivier hoch geschätzt.
Er sprach gerne mit den Leuten und machte Späßchen. Im gleichen Zuge kümmerte
er sich aber auch um die
Sorgen und Belange der Teilnehmer. Wenn etwas nicht stimmte, wusste Olivier
die Sache zu regeln.
In den letzten vier Jahren durfte ich an Oliviers Seite arbeiten. Seine kollegiale
und offene Art habe ich dabei sehr schätzen gelernt. Er hatte nicht nur ein
offenes Ohr für seine Kollegen, sondern suchte auch aktiv Rat bei Ihnen. So
wurde kontrovers über die 3-Punkte-Regel, Sofia-Regeln beim Remisangebot, Turniermodi
und Bedenkzeiten diskutiert. Imponiert hat mir, dass er dabei das Risiko nicht
scheute, neue Wege zu gehen. Ich habe Olivier als weltoffenen und äußerst sympathischen
Menschen in Erinnerung. Leider ging er viel zu früh von uns. Unsere Gedanken
sind nun bei ihm. Meine zutiefst empfundene Anteilnahme gebührt seiner Familie.
Ruhe in Frieden Olivier!