Alkaloid triumphiert in Novi Sad

von Marco Baldauf
14.11.2016 – Nach fünf Siegen zu Beginn des Turniers reichte dem mazedonischen Team Alkaloid jeweils ein 3-3 in den Schlussrunden um den Europapokal für sich zu entscheiden. Bester Scorer im Team ist Yu Yangyi (Foto). Silber holt das Team Mednyi Vsadnik um Peter Svidler, Vasily Ivanchuk gewinnt Gold für die beste Performance am Spitzenbrett und Anish Giri zeigt starke Endspieltechnik. Mehr...

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Alkaloid triumphiert in Novi Sad

Fotos: Lennart Ootes

Von 5. bis 13. November wurde in Novi Sad (Serbien) der Europäische Vereinspokal ausgetragen. Weltklassespieler wie Vladimir Kramnik, Levon Aronian und Maxime Vachier-Lagrave waren mit von der Partie, insgesamt traten 62 Mannschaften im Open und 14 im Frauenturnier in sieben Runden gegeneinander an.

 

Gold: Alkaloid

Am Ende verdienter Sieger wurde das Team Alkoloid aus Mazedonien. Von Startnr. 2 durchaus als Mitfavorit ins Turnier gestartet, zeichnete sich das Team durch eine sehr geschlossene Mannschaftsleistung aus: insgesamt gingen nur zwei einzelne Partien verloren, keiner der Spieler fiel mit einem schlechten Ergebnis ab und die wichtigen Kämpfe gegen die direkten Konkurrenten wurden knapp gewonnen oder endeten zumindest in einer Punkteteilung.

Das Siegerteam Alkaloid

Ein großer Schritt in Richtung Titelgewinn gelang den Mazedoniern in der fünften Runde, als der spätere Zweitplatzierte aus St. Petersburg knapp besiegt wurde. Entscheidend war die dabei ein Wettrennen auf Brett 5:

Fedoseev-Kryvoruchko

 

In der folgenden Runde mussten einige bange Momente gegen den Setzlistenfavoriten Syberia überstanden werden, doch am Ende konnte mit Mühe und Not das 3-3 gehalten werden.

Korobov-Yu

 

Nichts für schwache Nerven, doch Yu Yangyi hält den wichtigen Punkt gegen Syberia fest. Der junge Chinese ist mit 5.5/7 ein wichtiger Eckpfeiler des Erfolgs.

In der letzten Runde reicht ein Mannschaftszähler gegen das Moskauer Team "SHMS Legacy Square", der ohne große Probleme erzielt werden kann.

Silber: Mednyi Vsadnik

Ihre Ambitionen unterstreichen die St. Petersburger nach drei hohen Auftaktsiegen in Runde Vier, als VSK Sveti Nikolaj Srpski aus Serbien mit 4.5-1.5 abgefertigt wird. Nach der Niederlage gegen Alkaloid folgt mit dem 5-1 gegen Beer Sheva (ISR) ein weiteres Ausrufezeichen, sodass es in der letzten Runde gegen Syberia um Medaillenplätze geht. Spitzenbrett Peter Svidler zeigt sich in herausragender Form, er schlägt mit Mamedyrov und Ding gleich zwei Weltklassespieler.

Ein Peter Svidler in großartiger Form führt sein Team aus St. Petersburg auf den zweiten Platz.

Im Schlussrundenkampf gegen Syberia führen Mednyi Vsadnik lange, doch nach der Zeitkontrolle fällt Lenier Dominguez Perez der Girischen Technik zum Opfer und Xiangzhi Bu und Peter Svidler stecken beide in Endspielen mit Minusbauern - am Ende halten jedoch beide ihre Stellungen Remis und der Mannschaftszähler ist gesichert.

Giri-Dominguez Perez

 

 

Ein spannender Schlussrundenwettkampf zwischen Mednyi Vsadnik und Syberia endet 3-3, somit kann keines der beiden Teams zu Alkaloid aufschließen.

 

Bronze: SHSM Legacy Square Moskau

Zweifelsohne eine überraschend gute Platzierung für die Moskauer Mannschaft, die vom achten Platz der Startrangliste gestartet war. Ohne ihr nominelles Spitzenbrett Sergey Karjakin traute man den Moskauern vor Beginn der Veranstaltung wohl keine Medaille zu. Daniil Dubov punktet mit 5/7 großartig am zweiten Brett, Vladimir Malakhov (5.5/7) und Vadim Zvjaginsev (5/6) zeigen ebenso starke Leistungen.

Der 20-jährige Daniil Dubov von Legacy Square Moskau.

Legacy Square, so wird mir mitgeteilt, sei eine falsche Übersetzung des russischen Vereinsnamen. Wörtlich übersetzt müsse es eher "Allowed Square" oder "Possible Square", im Sinne des möglichen (erlaubten) Zuges.

Auf dem vierten Platz landet die Mannschaft Ashdod. Herausragend in Form zeigt sich dabei deren Spitzenbrett Vasily Ivanchuk, am Ende steht er bei einer Elo-Performance von 2888.

Vasily Ivanchuk gelingt nach seinem kurzen Ausflug zum Brettspiel Dame ein starkes Comenback und die beste Performance am ersten Brett.

 

Enstand nach sieben Runden:

Rg. Team  Wtg1 
1 Alkaloid 12
2 Mednyi Vsadnik 11
3 SHSM Legacy Square Moscow 11
4 Ashdod 11
5 Odlar Yurdu 11
6 Syberia 11
7 Zhiguli 10
8 AVE Novy Bor 10
9 VSK Sveti Nikolaj Srpski 10
10 Schachgesellschaft Zurich 10
11 Ladya Kazan 10
12 OR Padova 9
13 AEM Luxten Timisoara 9
14 SV Werder Bremen 9
15 SK Dunajska Streda 9
16 LugPokerChess 9
17 Crvena Zvezda 9
18 Beer Sheva Chess Club 8
19 LSG IntelliMagic 8
20 Schachgesellschaft Riehen 8

...

62 Teams

Partien:

 

Im Frauenturnier kommt in der Titelfrage kaum Spannung auf. Die Favoritinnen aus Monte Carlo besiegen in der dritten Runde mit NONA Batumi ihre größten Konkurrentinnen und zeigen danach eine durchgehend konzentrierte Leistung. Sieben Mannschaftssiege stehen am Ende zu Buche, Hou Yifan holt am ersten Brett glatte 100% und Ex-Weltmeisterin Mariya Muzychuk steht ihr mit 6.5/7 am dritten Brett nicht allzu sehr nach.

Entstand nach sieben Runden:

Rg. Snr Team Anz   +    =    -   Wtg1   Wtg2 
1 1 Cercle d'Echecs Monte-Carlo 7 7 0 0 14 152,0
2 2 NONA Batumi 7 5 1 1 11 127,5
3 3 Ugra Chess Club 7 5 0 2 10 126,5
4 10 ASD C.S.R. Fischer Chieti 7 3 2 2 8 78,0
5 5 Odlar Yurdu 7 3 2 2 8 75,5
6 9 Ladya Kazan 7 4 0 3 8 62,0
7 6 Chigorin Chess Club St Petersburg 7 3 1 3 7 89,0
8 7 Jelica PEP - Goracici 7 3 1 3 7 65,0
9 4 SHSM Legacy Square Moscow 7 3 0 4 6 86,0
10 11 Midland Monarchs 7 1 3 3 5 61,0
11 8 SS Lazio Scacchi 7 2 0 5 4 65,5
12 13 ASVOE Pamhagen 7 2 0 5 4 27,0
13 12 Rishon Le Zion 7 1 1 5 3 41,5
14 14 Kaunas CC Margiris 7 1 1 5 3 39,0

Mariya Muzychuk ...

... und Hou Yifan glänzen beim Titelgewinner Monte Carlo.

 

Partien Frauen:

 

Turnierseite

Ergebnisse bei chess-results


Marco Baldauf, Jahrgang 1990, spielt seit seinem sechsten Lebensjahr Schach. Zwei Mal wurde er Deutscher Jugendmeister, seit 2015 spielt er für die Schachfreunde Berlin in der Bundesliga. Für Chessbase schreibt er gelegentlich auf der Homepage, kommentiert live oder versucht sich als Autor von Fritztrainern.

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