Andrey Sumets gewinnt Echternach Open

von Gerd Densing
29.06.2015 – Das Schnellturnier im luxemburgischen Echternach hat eine lange Tradition. Dieses Jahr fand es zum 22. Mal statt. Mit über 300 Teilnehmern, darunter zwölf Großmeister und neun Internationale Meister. Am Ende teilten sich fünf Spieler die Plätze eins bis fünf. Die beste Wertung dieser fünf hatte GM Andrey Sumets aus der Ukraine. Gerd Densing berichtet und schickt viele Bilder. Mehr...

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GM Andrey Sumets gewinnt das 22. Echternacher Schachopen

Der für den Echternacher Schachclub spielende Andrey Sumets gewann dank besserer Fortschrittswertung vor 5 weiteren Spielern mit 7,5 Punkten aus 9 Partien erstmals das Echternacher Schachopen. An einem zwischenzeitlich verregneten und kühlen Juni-Wochenende fand am 20. und 21.6. die 22. Auflage des beliebten Echternacher Schachopens statt.

Nachdem das Turnier im Vorjahr wegen mehrerer Überschneidungen mit anderen Turnieren mit 260 Teilnehmern etwas dünn besetzt war konnte dieses Jahr mit 316 Teilnehmern wieder die 300er Marke geknackt werden, womit auch das Preisgeld insgesamt etwas höher ausfiel. Mit insgesamt 39 Titelträgern, darunter 12 GM und 9 IM war das Turnier an der Spitze auch deutlich stärker besetzt als 2014.

Der Vorjahressieger GM Istratescu konnte wegen Terminüberschneidung mit einem anderen Turnier nicht zur Titelverteidigung antreten. Dafür konnte Club-Präsident FM Serge Brittner des ausrichtenden Vereins „de Sprenger Echternach“ mit GM Loek van Wely einen ehemaligen 2700er Spieler als Setzlistenersten begrüßen.

GM Loek van Wely

Daneben waren mit GM Igor Khenkin (2011) und GM Romain Edouard (2009 und 2010) zwei Sieger der Vorjahre wieder mit am Start. Dazu gesellte sich nach mehrjähriger Sperre der französische GM Sebastien Feller.

Turnierort war auch dieses Jahr – alt bewährt in kühlem Gemäuer - die ehemalige Abtei der Stadt Echternach mit Spiegelsaal, Kreuzgängen und gut klimatisierten Nebenräumen.

Ehemalige Abtei Echternach

Blick in den Spiegelsaal

Die 40 ersten Bretter waren im Spiegelsaal untergebracht. Der Turniermodus blieb unverändert, sodass an zwei Tagen 9 Runden Schnellschach gespielt wurde (Partien mit 45 Minuten pro Spieler). Besonders hervorgehoben wurden von Hauptschiedsrichter IA Leon Muijs die durch die FIDE per 01.07.2014 geänderten Schnellschachregeln, u.a. dass ein Regelwidriger Zug zum Partieverlust führt.

Traditionell fanden wieder viele dem Turnier treue Spieler aus Deutschland und den „BENELUX-Ländern“  den Weg nach Echternach. Auch dieses Jahr wurden wieder mehrere Teilnehmer für ihre 15. bzw. 20. Turnierteilnahme in Echternach geehrt und mit einer Flasche Sekt beschenkt.

Die malerische Stadt Echternach als einem der touristischen Höhepunkte des Großherzogtums Luxemburg bot am Austragungswochenende mit etwas südländischen Flair im Herzen der kleinen Luxemburgischen Schweiz und einem Volksfest auf dem Marktplatz, fußläufig in 2 Minuten zu erreichen, auch zwischen den Runden die Gelegenheit, „abzuschalten“. Daneben lohnt immer ein Besuch der Basilika in unmittelbarer Nachbarschaft zum Spiegelsaal.

 

Die Basilika in Echternach

Das Innere der Basilika

Basilikaaltar

Farbenspiele

Wie immer bei solchen offenen Turnieren bot der breite Spielermix zwischen Profis und Amateuren auch den Zuschauern spannende Partien. Im Vorhof bzw. Außenbereich der Abtei war in familiärer und freundschaftlicher Atmosphäre bei guter Biergarten-Atmosphäre („die Sonne ließ sich leider nur gelegentlich und ganz kurz blicken“) für das leibliche Wohl bei sehr guter Witterung bestens gesorgt mit Bierpavillon und Grillstand. Innen gab es noch verschiedene Salate und eine große Kuchenauswahl nebst Kaffee. Für die vielen Schachbegeisterten gab es dazu große Stände mit Schachbüchern, Chessbase-DVDs und Spielmaterial.

Auch 2015 stellte der mit dem Echternacher Schachclub befreundete Schachverein „Schwarz Weiss Oberhausen“ die meisten Turnierteilnehmer und gewann somit erneut den Sonderpreis für den zahlenmäßig am stärksten vertretenen Verein in Form mehrerer Kisten Saft oder Sekt.

Zum Turnier/Turnierverlauf:

Erneut fanden einige Profis den Weg nach Luxemburg, wobei das Turnier an der Spitze mit 39 Titelträgern qualitativ und quantitativ deutlich besser besetzt war als in 2014, sodass ein spannender Turnierverlauf zu erwarten war.

Zu den Favoriten zählten ganz klar Loek van Wely als Setzlistenerster, Romain Edouard (Sieger 2009 + 2010) sowie Igor Khenkin (Sieger 2011). Weiter sollten auch GM Sebastien Feller, GM Andrey Sumets und GM Tanguy Ringoir Chancen haben. Daneben war auch die „lebende Schachlegende“ Ulf Andersson nebst Begleitung (WGM Gisela Fischdick) mit am Start.

Ruhe vor dem Sturm

GM Ulf Andersson (links) gegen FM Jonas Rosner

In der ersten Runde gab es im Spiegelsaal an den ersten 40 Brettern keine großen Überraschungen, lediglich die Niederlage von FM Benoit Taddei sowie Remis von IM Klaus Klundt gegen jeweils deutliche schwächere Gegner sind hier erwähnenswert.

Bereits in der zweiten Runde musste GM Sebastien Feller ein Remis abgeben und sich somit vorübergehend aus dem Titelrennen verabschieden. In diesem Zusammenhang ist von besonderer Bedeutung, dass als erste Zweitwertung die Punktsummen-/Fortschrittswertung zählt und ein frühes Remis bzw. frühe Niederlage in der Zweitwertung zum Turnierende hin nicht mehr ohne weiteres aufgeholt werden kann. Die weitere Feinwertung war der Durchschnitt der gegnerischen ELO-Zahl.

In der dritten Runde wurden von den Top-Spielern alle „Pflichtaufgaben“ gelöst, lediglich IM Yuri Boidman verlor und fiel in der Tabelle weit zurück. Er konnte sich erst zum Turnierende nach mehreren Siegen zum Schluss des Turniers nach vorne vorarbeiten und wurde bester Senior. Auch der IM Mher Hovhannisyan verlor und fiel zunächst zurück. Remisergebnisse gegen schwächere Gegner gab es für GM Ulf Andersson sowie die Eheleute Fred und Elvira Berend.

In der vierten Runde gab es bei mehreren GM’s gegen schwächere Spieler „nur“ Remisergebnisse, u.a. bei GM Romain Edouard gegen FM Felix Klein. Der erstmals in Echternach spielende GM Misa Pap vom SC Hansa Dortmund verlor seine Partie und fiel in der Tabelle zurück, ebenso GM Gennadi Ginsburg.

Sein erstes Remis gab in der fünften Runde GM Igor Khenkin ab. Die Tabelle wurde mit völlig „weißer Weste“ angeführt von GM Loek van Wely vor GM Andrey Sumets und GM Tanguy Ringoir sowie IM Michael Wiedenkeller (alle 5 aus 5). Sumets gewann in Runde fünf gegen Nicolas Brunner, der diese Partie hier kommentiert.

 

In der sechsten Runde musste auch GM Loek van Wely sein erstes Remis abgeben, und zwar gegen den jungen, stark aufspielenden belgischen GM Tanguy Ringoir.

Loek van Wely gegen Tanguy Ringoir

GM Andrey Sumets gewann gegen IM Michael Wiedenkeller und setzte sich alleine als einziger mit 6 aus 6 an die Spitze – und bester Ausgangslage bzgl. Fortschrittswertung …

Die siebte Runde verlief an den vorderen Brettern erneut friedlich, bei Remisergebnissen von Sumets, van Wely, Khenkin und Feller. GM Romain Edouard konnte mit einem Sieg gegen GM Tanguy Rangoir zur Tabellenspitze aufschließen.

Hier der Sieg von Edouard - aus zwei Perspektiven kommentiert:

 

In der achten Runde trennten sich die beiden führenden GM Sumets und GM Edouard remis. GM van Wely, GM Khenkin und GM Feller gewannen allesamt ihre Partien und schlossen zur Tabellenspitze auf, womit gleich 4 Spieler punktgleich mit 7  aus 8 in ein „totes Rennen“ in die letzte Runde starteten. GM Sumets hatte dank seiner Fortschrittswertung und Farbe Weiss in der letzten Runde die mit Abstand beste Ausgangslage. In den Vorjahren war das Turnier oftmals bereits nach der 8. Runde entschieden, doch dieses Jahr sollte es dann eigentlich eine spannende 9. Runde werden.

GM Romain Edouard

Zur Enttäuschung der Zuschauer und des Berichterstatters wurde bereits nach wenigen Zügen an Brett 1 zwischen GM Andrey Sumets und GM Loek van Wely remis vereinbart. Davon inspiriert, bot auch GM Igor Khenkin seinem Gegner Sebastien Feller Remis an, welches er auch risikolos annahm. Lediglich GM Edouard Romain hatte noch Chancen – mit Schwarz - bei einem Sieg gegen GM Alexander Berelowitsch dann mit 8 Punkten alleiniger Turniersieger zu werden. Er riskierte vielleicht zu viel und nahm in leicht schlechterer Stellung das Remisangebot seines Gegners an und kam auch auf 7,5 Punkte. Zu den 4 Spitzenreitern mit 7,5 Punkten, allerdings schwächster Zweitwertung gesellte sich GM Misa Papp nach einem spannenden Sieg (Mattangriff mit Springer und Dame) in einer Zeitnotschlacht gegen IM Mher Hovhannisyan.

GM Andrey Sumets vom gastgebenden Verein gewann somit erstmals das Echternacher Schachopen vor GM Loek van Wely und GM Igor Khenkin.

GM Andrey Sumets

Die Sieger: GM Andrey Sumets (mitte), GM Loek van Wely (links), GM Igor Khenkin (rechts)

Den Seniorenpreis gewann IM Yuri Boidman (7 Punkte, Platz 15) vor GM Vlastimil Jansa (6,5 Punkte, Platz 17) und GM Ulf Andersson (6,5 Punkte, Platz 25).

Bester Senior: GM Yuri Boidman

Bester Jugendlicher wurde erneut FM Lennert Lenaerts aus Belgien mit 6,5 Punkten auf Platz 28.

Den Damenpreis gewann wie in vielen Jahren zuvor erneut WGM Elvira Berend mit 6,5 Punkten auf Platz 22 vor WGM Gisela Fischdick auf Platz 40 mit 6 Punkten.

Beste Dame: Elvira Berend

Daneben wurden einige Ratingpreise vergeben sowie die besten Luemburger Spieler ausgezeichnet, neben den bereits genannten Ehrungen der „Stammspieler“ beim Echternacher Open mit 15 oder 20 Teilnahmen.

Abschlusstabelle

Rang Teilnehmer Titel TWZ Verein/Ort Land Punkte PktSu
1. Sumets,Andrey GM 2583 Echternach UKR 42
2. Van Wely,Loek GM 2653   NED 41
3. Khenkin, Igor GM 2592   GER 40½
4. Edouard,Romain GM 2624   FRA 40½
5. Feller,Sebastien GM 2625   FRA 39
6. Pap,Misa GM 2491 SC Hansa Dortmu SRB 37
7. Ringoir,Tanguy GM 2526 SF Wirtzfeld BEL 7 39½
8. Wiedenkeller,Mich IM 2461 Echternach LUX 7 39
9. Brunner,Nicolas IM 2429 Echternach FRA 7 38½
10. Milov,Leonid GM 2450   GER 7 38
11. Berelowitsch,Alex GM 2527 Echternach GER 7 36½
12. Klein,Felix FM 2293 Aachener SV GER 7 36½
13. Ginsburg,Gennadi GM 2504 Echternach GER 7 36
14. Simonet,Marc FM 2246 Dommeldange-Beg AND 7 34½
15. Boidman,Yuri IM 2342 Heimbach-Weis N GER 7 33
16. Taddei,Benoit FM 2354   FRA 7 32
17. Jansa,Vlastimil GM 2457   CZE 37½
18. Morawietz,Dieter IM 2430 Klub Kölner Sch GER 36½
19. Lang, Torsten FM 2332 SK Landau GER 36½
20. Berend,Fred IM 2347 Dudelange LUX 36
21. Hovhannisyan,Mher IM 2509 CRELEL BEL 36
22. Berend,Elvira WGM 2370 Dudelange LUX 35½
23. Rosner, Jonas FM 2361 SK Ettlingen GER 35

…  insgesamt 316 Teilnehmer.

Das Schiedsrichter-Team unter Leitung des erfahrenen und routinierten Schiedsrichters Leon Muijs  leistete sehr gute Arbeit und sorgte erneut für einen reibungslosen und störungsfreien Turnierablauf.

Impressionen

FM Thorsten Lang (links, mit Weiß) gewinnt gegen Gennadi Ginsburg

GM Alexander Berelowitsch bei der Partie gegen Romain Edouard

IM Georg Seul

IM Nicolas Brunner

Louis Bourdet mit Schachfrisur

WIM Liana Aghabekyan

Fazit: Auch die 22. Ausgabe des Echternacher Schnellschachopens war wieder ein rundum  gelungenes Schachevent  mit vielen interessanten, spannenden und umkämpften Partien und netten Gesprächen unter den Spielern. Weitere Informationen, Tabellen und Fotos sowie ein Archiv über die bisherigen Echternacher Open sind auf der Vereinshomepage des Ausrichters zu finden: www.desprenger-echternach.lu

Turnierseite


Gerd Densing ist ein begeisterter Vereins- und Turnierspieler. Seine Eindrücke hat er in vielen Berichten auf der ChessBase-Nachrichtenseite festgehalten.

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