Blitzmarathon in Rabat

von Alina L'Ami
24.05.2015 – Morgens um 7 Uhr aufstehen und dann 21 Runden Schach spielen, das ist das Blitzmarathon in Rabat. Viele einheimische Spieler, aber auch eine Reihe von internationalen Stars stellten sich der Herausforderung. Shakhriyar Mamedyarov war Setzlistenerster und holte 18 Punkte. Zum Sieg reichte das nicht, denn Erwin l'Ami machte einen halben Punkt mehr. Fotoreportage von Alina l'Ami...

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Türen, Fenstern und Gassen faszinieren mich.

Die Uferpromenade

Um Rabat herum

Bei all meiner Weltenbummlerei habe ich nie geglaubt, dass ich den Puls eines mir unbekannten Landes an nur einem Wochenende spüren könnte! Doch mehr Zeit hatte ich im marokkanischen Rabat nicht und “Rabatt” wollte ich nicht gewähren, denn mein Terminplan war einfach zu eng – die Woche später wartete schon das Limburg Open. Und 'kleine' Details wie Vorbereitung, Entspannung etc. sind mir wichtig, damit ich mir nichts vorwerfen kann, wenn im Turnier etwas schief läuft.

Im Laufe der Zeit beschleicht mich immer mehr das Gefühl, wir Schachspieler erleben in einem Jahr so wie andere Leute in sieben. Oder man könnte auch sagen, dass wir neun Leben haben, denn nach jedem schlechten Turnier und nach jeder schlechten Partie erholen wir uns und fangen noch einmal von vorne an.

Unsere Schachreisegruppe

Der erste Teil unserer Exkursion: ein Besuch im Königspalast

Mein Dank für das Foto geht an den enthusiastischen Menschen und Fotografen: François-Alexandre Léonard!

Oder wie Short kurz und knapp sagt: "Schach hält uns gesund" oder, persönlicher: "Durch Schach fühle ich mich lebendig"; manchmal denke ich, ich erlebe an einem Tag so viele aufregende Dinge, dass sich der Tag wie ein Monat oder ein Wochenende anfühlt, aber dann wieder glaube ich, ich sei erst gestern in Jakarta gewesen. Seltsam, widersprüchlich und schwer zu erklären, aber eins steht fest: Ich bin alles andere als unglücklich!

Unser Guide, der dafür sorgt, dass ich mich nicht verlaufe

Das Mausoleum von Mohammed V ist ein historisches Gebäude mit den Gräbern des marokkanischen Königs und seiner beiden Söhne, dem verstorbenen König Hassan II und Prinz Abdallah. Das Gebäude mit seiner weißen Silhouette, die von einem typischen grünen (grün ist die Farbe des Islam) Dach bedeckt ist, gilt als Meisterwerk der modernen Architektur der Alewiten-Dynastie.

Meine Fahrt nach Rabat gab mir guten Grund gut gelaunt zu sein: ich kam in ein Land, das ich noch nicht kannte, lernte eine neue Kultur kennen und konnte an meinem Blitzspiel arbeiten – ein Gebiet auf dem ich nicht unbedingt glänze, neige ich doch dazu, allzu lange über meine Züge nachzudenken...

In Rabat hatte ich Gelegenheit, mit Spielern wie Shirov und Mamedyarov die Klingen zu kreuzen – und wie oft kann man das?! Und als Bonus gewann Erwin das Turnier mit einem wirklich guten Ergebnis!

Zwei l'Amis an den ersten beiden Brettern :) Dank an Lennart Ootes!

Turniersaal und Eröffnungsfeier

Marathon in Aktion

Umringt: Shirov und l'Ami

Blitzpartien sind für die Fans immer attraktiv

.


Wer um sieben Uhr morgens aufsteht, um 21 Runden Blitz zu spielen, der versteht, warum das Blitzturnier in Rabat als Marathon gilt. Dann wiederum ist das Schachleben ein immer wiederkehrender Marathon...

Ich kannte den Enthusiasmus und den Einsatz der jungen Organisatoren in Rabat und so war der Erfolg des Turniers in Rabat keine Überraschung für mich. Die Organisatoren bezeichnen das Turnier als "eigenständiges Event" und entziehen sich so politischem Druck und möglicher Einflussnahme.

Die Gastgeber

"Ich weiß, ihr denkt, ich soll nicht so viel denken"! – ein gutes Motto für eine Blitzpartie :)

Die Zukunft ...

... des marokkanischen Schachs

Sie wollen – und haben das auch geschafft – den Blitz-Marathon in Rabat als eines der bedeutendsten Blitzturniere der Welt etablieren. Sie glauben, die verkürzte Bedenkzeit bietet eine der besten Möglichkeiten, Schach zu fördern, es cool und spektakulär zu machen und so dem breiten Publikum nahezubringen.
Der interessante und ungewöhnliche Austragungsort trägt dazu bei, das Turnier auch für Spieler mit einem vollen Terminkalender attraktiv zu machen. Und Langeweile konnte gar nicht aufkommen.

Für eine Enttäuschung sorgte dafür zunächst meine andere große Leidenschaft, die Fotografie. Denn die Einheimischen (oder zumindest die, die ich in Medina, dem alten Markt getroffen habe) wirkten nicht allzu erpicht darauf, durch meine Kamera unsterblich gemacht zu werden.

Ein Gemüsehändler

Ein Bummel über den alten Markt ist ein Vergnügen für die Kamera und die Fotografin: jede Mengen Farben und Motive. Aber die Zeit...



Ein ungewöhnlicher Kunde

Griechisch anmutende blaue Wände, die jedoch sehr marokkanisch wirken.

Erinnert mich an Griechenland

Ein Straßenmusikant mit sehr altem Instrument

Das einheimische Getränk, das weder Milch noch Joghurtprodukt ist. Ich weiß immer noch nicht genau, was es ist, da meine marokkanischen Freunde den Namen auch nicht übersetzen konnten. Aber es schmeckt gut. :)

Die Familie von Macauley Peterson: Isabel und Amélie

Doch dann saß ich mit anderen Schachspielern auf der Terrasse beim Mittagessen und sah, wie eine Familie am Nachbartisch Couscous aß, das traditionelle Gericht der Marokkaner.



Nach einem langen Spaziergang in der grellen Sonne, ist eine Pause mehr als willkommen.

Die Verlockung war einfach zu groß – ich schlich um ihren Tisch herum und versuchte den Mut aufzubringen, sie zu fragen, ob ich ein Foto von ihrem Essen machen könnte. Plötzlich saß ich, eine vollkommen Fremde, neben ihnen am Tisch! Dieses Wochenende war die Zeit zu knapp, um das Land mit seinen Widersprüchen besser kennenzulernen, aber wer hat gesagt, dass dies mein letzter Besuch ist?!

Couscous

Pefferminze!

Ein absolut phantastisches Getränk, das die Einheimischen "marokkanischen Whiskey" nennen – ein scherzhafter Name für den Pfefferminztee.

Doch zum Turnier: im Live-Stream kommentierten Nigel Short und Dirk Jan ten Geuzendam das rasante Geschehen live aus dem Spielsaal.

Nigel Short verrät, was er über seine Partie gegen Fabien denkt.

Der Sieger zusammen mit den Kommentatoren Dirk Jan ten Geuzendam und Nigel Short

Der erste Zug an Mamedyarovs Brett wird von Short ausgeführt, der dabei von Turnierdirektor Youssef Iraqui unterstützt wird.

Eine Showeinlage war dabei eine Partie zwischen Short und dem französischen GM Fabien Libiszewski, bei der beide Seiten im Geist der legendären britischen TV-Show “The Master Game” ihre Züge und Gedanken erläuterten. Beide meinten, dass sei viel anstrengender als nur zu spielen, denn man wisse nie, ob man reden oder denken soll und sich auf beides gleichzeitig zu konzentrieren wäre schwer.

Das Duell zwischen Short und Libiszewski

Der französische GM Fabien Libiszewski

2014 war Anand in Rabat dabei und kündigte seine Rückkehr an: "Das Blitzturnier in Rabat ist sehr gut organisiert und ich freue mich immer, wenn ich teilnehmen kann. Ich hoffe, ich sehe alle im nächsten Jahr wieder. Ich wünsche Youssef (dem Turnierorganisator) und seinem Team 2015 ein erfolgreiches Turnier."

Foto: François-Alexandre Léonard

Erwin l'Ami betrachtet seinen guten Score in der Turniertabelle.



Ist das ein Handy, das ich da sehe, Loek?!:)

Die Nummer eins der Setzliste, Shakryar Mamedyarov

Drei Minuten sind mehr als genug, um die Züge auszuführen und das Geschehen festzuhalten. :)

Erwin und Loek fallen sich in die Arme: Macht sich die Hitze Marokkos bemerkbar?!

Sieger, Pokal und Turnierposter

Vielleicht sollten wir Anands Wunsch wiederholen, wenn auch mit einer kleinen Änderung: “2016”?!

 

Kommentierte Partien

 

 

Endstand:

 

1 6 GM L'Ami Erwin 2635 NED 18½ 247 2690
2 1 GM Mamedyarov Shakhriyar 2735 AZE 18 248½ 2649
3 5 GM Fridman Daniel 2637 GER 16 248½ 2561
4 4 GM Van Wely Loek 2653 NED 15 249½ 2508
5 2 GM Shirov Alexei 2696 LAT 14½ 253½ 2513
6 7 GM Heberla Bartlomiej 2556 POL 14½ 250 2498
7 3 GM Fedorchuk Sergey 2657 UKR 14 252 2423
8 11 GM Larino Nieto David 2451 ESP 14 242 2301
9 12 IM Dourerassou Jonathan 2414 FRA 13 252½ 2344
10 8 GM Peralta Fernando 2556 ARG 13 251½ 2374
11 9 GM Libiszewski Fabien 2531 FRA 13 247½ 2354
12 18   Le Huec Marc 2236 FRA 13 234½ 2163
13 98   Salaka Youssef 0 MOR 13 214½ 1946
14 90   Mounib Adil 0 MOR 13 212 1994
15 10 GM Romero Holmes Alfonso 2469 ESP 12½ 249½ 2281
16 19   Choukri Adel 2231 MOR 12½ 246 2288
17 14 IM Sebbar Ali 2393 MOR 12½ 242½ 2225
18 13 IM El Adnani Mokhliss 2399 MOR 12½ 238½ 2158
19 37   Rian Moubarek 1996 MOR 12½ 220½ 1863
20 25   Amarger Vincent 2082 FRA 12½ 219 2001
21 27   Becham Khalid 2080 MOR 12 236 2003
22 17 FM Bouhaddoun Oussama 2253 MOR 12 228½ 2023
23 88   Messala Noureddine 0 MOR 12 227½ 2112
24 23   Akhrouf Lissandine 2130 MOR 12 224 1917
25 21   Ouakhir Mehdi 2176 MOR 12 224 2000
26 67   El Marjani Abderrahmane 0 MOR 12 214½ 2014
27 15 WGM L'Ami Alina 2381 ROU 12 209½ 1763
28 29   Steinle Thibaud 2079 FRA 12 207 1587
29 26   BenSaad Ahmed 2081 MOR 12 203 1477
30 71   Fathaoui Jaouad 0 MOR 12 199 1814

... 109 Spieler

 

Partienauswahl

 

 

 


Alina L'Ami ist Schachprofi, WGM, und bringt allem, was sie macht, großen Enthusiasmus entgegen. Sie liebt es, in die entlegensten Winkel der Erde zu reisen, um dort Schach zu spielen und darüber hier bei ChessBase zu berichten.

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