Chessable Masters, Tag 1: Artemiev schlägt Carlsen, Keymer gewinnt gegen Georg Meier

von Johannes Fischer
04.04.2023 – 56 Spieler starten beim Chessable Masters Turnier und treten in drei Gruppen ("Divisions") im doppelten K.o.-Format gegeneinander an. Gespielt wird Schnellschach (15+3), enden die Wettkämpfe Unentschieden, fällt die Entscheidung im Armageddon. Dieses Format sorgt für viele spannende Partien, etliche Überraschungen und eine ganze Menge Fehler. Die größte Überraschung an Tag 1 war vielleicht Magnus Carlsens Niederlage gegen Vladislav Artemiev in Gruppe 1 - und im Wettkampf zwischen Vincent Keymer und Georg Meier in Gruppe 2 sorgte ein Anfall von Schachblindheit für die Entscheidung.

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Division 1

In Division 1 der Chessable standen an Tag 1 vier Wettkämpfe auf dem Programm. In dreien dieser Wettkämpfe fiel die Entscheidung im Armageddon, nur Wesley So, der nach einer Niederlage in der ersten Partie am Ende mit 2,5-1,5 gegen Levon Aronian gewann, musste nicht in die Verlängerung.

Magnus Carlsen spielt beim Chessable Masters sein letztes großes Turnier als amtierender Weltmeister, aber er startete nicht gut ins Turnier und erlitt gleich in der Auftaktpartie seines Wettkampfs gegen Vladislav Artemiev eine Niederlage.

 

 

Doch dann schlug Carlsen zurück und gewann die zweite Partie. Aber auch Artemiev bewies Nehmerqualitäten und überspielte Carlsen in der dritten Partie im Turmendspiel.

 

 

Und so musste Carlsen in der vierten Partie unbedingt gewinnen, um sich ins Armageddon zu retten. Das gelang ihm auch, weil Artemiev dem "Carlsen-Effekt" zum Opfer fiel. In einem Endspiel, das absolut Remis zu sein schien, dachte Artemiev immer wieder lange nach, um ganz, ganz sicher zu gehen, dass Carlsens legendäre Endspieltechnik dieses Mal keine Wunder bewirken würde. Aber das kostete viel Zeit und im entscheidenden Moment unterlief Artemiev, der mittlerweile nur noch wenige Sekunden auf der Uhr hatte, dann ein verhängnisvoller Fehler.

 

 

So kam es zum Armageddon und hier revanchierte sich Carlsen mit einem taktischen Versehen, das ihn die Dame kostete.

 

Hier zog Carlsen 38...Sd3??, was nach dem recht einfachen taktischen Trick 39.Tg6+ die Dame verliert. Im weiteren Verlauf der Partie versuchte Carlsen noch, Artemiev über die Zeit zu heben, aber ohne Erfolg.

Damit gewann Artemiev den Wettkampf 3-2, aber ausgeschieden ist Carlsen noch nicht, denn die acht Spieler in Division I haben zwei Leben, und wenn Carlsen im "Losers Bracket" jetzt alle seine Wettkämpfe gewinnt, dann kann er auch das Turnier noch gewinnen.

Beim Chessable Masters wird Schnellschach gespielt, und wenn Schnellschach gespielt wird, gehört Hikaru Nakamura immer zu den Favoriten. Aber bei seinem Auftaktmatch gegen Vladimir Fedoseev hatte er große Schwierigkeiten und konnte nur gewinnen, weil Fedoseev in der Armageddon-Partie in einem klar gewonnenen Endspiel ein schwerer Fehler unterlief.

 

 

Auf seinem Streaming-Kanal GMHikaru ließ Nakamura den Wettkampf im Anschluss noch einmal Revue passieren.

Auch Fabiano Caruana setzte sich gegen Le Quang Liem erst im Armageddon durch. Die ersten vier Partien des Wettkampfs endeten alle Unentschieden, wobei Caruana mehr als einmal gute Chancen hatte.

In der nächsten Runde des "Winners Bracket" trifft Caruana jetzt auf Artemiev und Nakamura tritt gegen So an. Im "Losers Bracket" spielt Carlsen gegen Le und Aronian gegen Fedoseev.

Partien der Division I

 

 

Division II

In Divison II treten 16 Spieler im K.o.-Turnier gegeneinander an und die für deutsche Schachfans vielleicht interesssante Begegnung war der Wettkampf zwischen Vincent Keymer, der deutschen Nummer 1, und Georg Meier, der früher für Deutschland gespielt hat, aber nach einem Konflikt mit dem Deutschen Schachbund jetzt die Farben Uruguays vertritt.

In den Wettkämpfen in Division I konnte Schwarz überraschend gut punkten - von den 16 Nicht-Armageddon-Partien in den vier Wettkämpfen konnte Schwarz neun gewinnen, während Weiß ohne Sieg auskommen und sich mit sieben Remis zufrieden geben musste.

Doch im Wettkampf zwischen Keymer und Meier lagen die Vorteile eindeutig bei Weiß. Alle fünf Partien endeten mit einem Sieg von Weiß, wobei Keymer in der entscheidenden Armageddon-Partie sehr viel Glück hatte, da Meier, dem ein Remis zum Wettkampfsieg genügt hätte, in besserer Stellung unter einem Anfall von Schachblindheit litt und ein einzügiges Matt übersah.

 

 

Partien der Division II

 

 

Division III

In Division III sind 32 Spieler dabei, darunter Matthias Blübaum und Rasmus Svane. Blübaum verlor an Tag 1 gegen Nguyen Ngoc Truong So, Svane gewann gegen Dmitry Frolyanov.

Partien der Division III

 

 

Turnierseite


Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".