Corus in Bildern
Von André Schulz
Fotos: Fabrice Wantiez, Jeroen van den Belt
Mehr Schachfotos von Fabrice Wantiez...

Jedes der großen Schachturniere vermittelt eine spezielle Atmosphäre,
abhängig davon, wo und unter welchen Umständen es stattfindet, wer es
durchführt und wer dort spielt. Das gilt in besonderem Maße für die Turniere
in Wijk aan Zee. Das Corus-Turnier gehört zu den Klassikern der
Schachgeschichte und hat seinen Ursprung schon in den Dreißiger Jahren.
Zunächst wurde in Beverwijk gespielt, dann wanderte das Turnier in den
kleinen Badeort Wijk aan Zee. Sponsor war lange Zeit die niederländische
Stahlfirma Hoogoven, die am rechten Ufer des Nordseekanals ein großes
Stahlwerk unterhält. Später wurde Hoogoven und British Steel zu Corus
zusammengeführt , doch auch der neue Konzern bewahrte die Schachtradition.

Immer belebt, aber nur im Sommer voller Menschen

Wintersport


Deine Spuren im Sand...

Stahlwerk im Hintergrund
Inzwischen ist Corus von der indischen Tata-Gruppe aufgekauft worden. Der
indische Mischkonzern war kürzlich in den Schlagzeilen, als er sein 1700
Euro-teures Billigauto der Weltöffentlichkeit vorstellte. Mit Tata als neuem
Sponsor im Hintergrund haben sich die Aussichten auf Weiterführung des
Turniers sicher nicht verschlechtert. Schach wurde schließlich in Indien
erfunden und mit Anand hat man einen überaus populären Weltmeister.
Tatsächlich nehmen mit Anand, Harikrishna, Negi und Koneru vier Spieler aus
dem Subkontinent an den drei Rundenturnieren teil.

Humpy Koneru
Damit stellt Indien hinter Gastgeberland Niederlande die größte
Spielergruppe. Vielleicht kein Zufall.
Austragungsort des Turniers ist die örtliche Sporthalle. Seitdem Corus die
Regie führt, sind die kargen Backsteinwände mit großen Planen verhängt,
sodass man den eigentlichen Zweck des Gebäudes kaum noch erkennen kann. In
diesem Jahre sind wieder viele Topstars am Start, aber dennoch hat sich das
Turnier seinen volkstümlichen Charakter bewahrt. Die Halle ist voll mit
Schachfans, die selber an einem der zahlreichen offenen Turniere
teilnehmen.


Mit Schach fit geblieben
Das Corusturnier bietet durch die Vielzahl von Menschen eine Lebendigkeit,
die andere Turniere trotz ebenfalls ausgezeichneter Besetzung nicht erzeugen
können. Wijk aan Zee, an sich klein und verschlafen, profitiert von seiner
Lage inmitten einer der am dichtesten besiedelten Regionen Europas. In
unmittelbarere Nähe liegt die Metropole Amsterdam, aber auch aus England,
Frankreich oder Deutschland ist man schnell hier.
Die Teilnehmer des Turniers sind in den Hotels, Pensionen und
Ferienwohnungen in unmittelbarer Nähe zum Turniersaal untergebracht. Mit dem
Auto braucht kaum einer zur Partie zu fahren. Meist kann man zu Fuß von
seinem Hotel hierher spazieren. Das Wetter ist zumeist schlecht, was
natürlich am winterlichen Seeklima liegt. Wenn es nicht regnet, ist es
windig oder kalt. Oft alles zusammen. Das stört aber niemanden, denn es
gehört genau so zum Turnier dazu, wie die traditionelle Erbsensuppe.
Die Topspier logieren im Hotel Zeeduin. Vor und nach den Runden sieht man
dann prominente Spieler alleine oder mit Sekundanten die Straße vom Hotel
zum Spielsaal entlang gehen. Viele berühmte Spieler sind hier entlang
gegangen. Manchmal gibt es kuriose Szenen, z.B. wenn, wie im letzten Jahr,
kurz nach dem WM-Kampf in Elista, Kramnik und Topalov mit ihren Sekundanten
im 10-Meter-Abstand abends im Dunkeln den gleichen Weg gehen, um im Ort
essen zu gehen. Ob sie überhaupt voneinander Notiz genommen haben?
Im letzten Jahr tobte der Orkan Kyrill durch den Ort. Gleich am Hotel
Zeeduin fegte er durch den Dünendurchlass, kegelte ein paar Passanten
um und machte sich dann auf den Weg, Mitteleuropa zu verheeren.

Dünenidylle

Kyrill kam hier durch
Im Hotel Zeeduin durchfeuchtete er den Wintergarten, der als Frühstücksraum
genutzt wird. Man musste dort die Deckenplatten erneuern. Kabelstränge
hingen in den Frühstücksraum.
Der Tagesablauf beim Corus-Turnier ist stets der gleiche: Um ca. 12.30
treffen die ersten Spieler ein, meist aus der C-Gruppe, und nehmen schon mal
Platz. Das Bulletin vom Vortag liegt auf den Plätzen aus und man hat etwas
zu lesen. Die Spieler der A-Gruppe kommen immer als letzte. Fotografen
schwirren umher und suchen Fotomotive. Einige nähern sich den Spielern mit
ihren Objektiven bis auf wenige Zentimeter und müssten sich nicht wundern,
wenn einer einmal eine abwehrende Handbewegung macht, um diesen wie eine
lästige Fliege zu vertreiben. Das kommt aber nicht vor. Geduldig lassen die
Spieler alles über sich ergehen. meist konzentriert sich das Fotogewitter
auf die Topstars oder die populären Talente. Andere Spieler freuen sich dann
sogar, wenn sie auch fotografiert werden.
Nach ein paar Minuten werden die Fotografen aus dem Spielbereich vertrieben
und verteilen sich dann im Gebäude. In einem der Nebenräume hat man ein
Pressezentrum eingerichtet, wo man die Partien ebenso auf Monitoren
verfolgen kann, wie an der Balustrade zwischen "Bühne" und Zuschauerzone.

Eine weitere Möglichkeit ist es, sich ins Restaurant zu begeben. Hier gibt
es Essen zu günstigen Preisen, leider auf Kosten eine Lungenkatarrs in Folge
der Nikotinschwaben, die durch den Raum wabern. Allerdings kann man hier
auch viele interessante Leute treffen. Wer in den Niederlanden, und nicht
nur dort, etwas auf sich hält, der ist hier präsent.

Den Mantel trug Short schon vor 15 Jahren

Yasser Seirawan im feinen Zwirn
Das das Corusturnier schon immer aus den Nähten platzte, hat man früher für
die Zuschauer ein Kommentatorzelt an den Eingang angebaut. Diese wurde nun
erheblich vergrößert und auf der Gemeindewiese gegenüber installiert. Hier
wird jetzt nicht nur von prominenten Spielern kommentiert, sondern am Ende
auch ein Spielerbankett durchgeführt.
Fabricee Wantiez und Jeroen van den Belt haben die Corus- Atmosphäre in
Bildern eingefangen:


Ivanchuk und..

... Mamedyarov kaufen ihre Pullover im gleichen Geschäft

Kein guter Start für Anand

Kramnik sortiert seine Puppen

Michael Adams

Boris Gelfand

Veselin Topalov

Leko mit Ivanchuk im Rücken

Pavel Eljanov, neben van Wely einziger U2700 in der A-Gruppe

Kramnik, Radjabov. Van den Belt macht Bilder



Daniel Stellwagen

Erwin L'Ami






Analyse zwischen Tür und Angel

Alles blickt auf Aronian

Nggg...

Ivanchuk im Pressezentrum

Arionian zeigt seine Partie

Father and son