Der Schachkalender 2024: Eine gelungene Mischung aus Bewährtem und neuen Ideen

von Stefan Liebig
21.12.2023 – Der Schachkalender ist eine Institution. Arno Nickel hat die schöne Idee vor vielen Jahren wiederbelebt und das großartige Büchlein, Mischung aus Kalender, Daten und Geschichten, lange gepflegt. Nun wird der Kalender von Stefan Löffler (Redaktion) und Wolf Böese (Grafik) fortgeführt. Die erste Ausgabe kommt mit einem neuen Look, vielen interessanten Artíkeln und einem überraschend günstigen Preis. Stefan Liebig hat das Büchlein durchgeblättert.

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Umgeblättert: Der Schachkalender aus neuer Feder

Von Stefan Liebig

Am 27. Oktober berichteten wir über den Rückzug von Arno Nickel: Nach 40 Jahren gab er den Staffelstab für die Produktion seines Schachkalenders aus Altersgründen an Stefan Löffler weiter. Nickel hatte seinen Ausstieg bereits vor längerem bekannt gegeben. Jetzt können die treuen Fans des Kalenders aufatmen und das gleich doppelt. Es wird den Kalender nicht nur weiterhin geben, sondern auch die Qualität der kürzlich erschienen ersten Löfflerschen Ausgabe ist überzeugend!

Das Foto lässt schon erkennen: Das Augenzwinkern bleibt dem Schachkalender auch mit Stefan Löffler, der übrigens in Lissabon lebt, erhalten …

Für die Qualität garantieren viele schachkalenderbewährte Autoren, die auch unter Löfflers Ägide weiter Beiträge liefern. Dazu gehören etwa etablierte Schachautoren, wie Mario Ziegler, Michael Ehn, Ernst Strouhal, Hans Werner Ackerman oder Hartmut Metz. Und auch Arno Nickel „himself“ ist gemeinsam mit seinem Kollegen Wolfgang Thormann und einem Beitrag über Berthold Koch mit von der Partie. Für neue Impulse sorgen der russische Philosoph und Medienwissenschaftler Oleg Aronson, der schwedische Historiker Henrik Malm Lindberg, der vielseitige Wiener Roman- und Theaterautor, Verleger und Magazinredakteur Anatol Vitouch sowie der originelle Amsterdamer Blogger Renzo Verwer. 

Apropos originell: Der Kalender liefert gleich zu Beginn eine unglaublich informative Übersicht über aktuelle „Schachmacher“. Auf mehreren Seiten gibt es Kurzporträts von beispielsweise Erik Allebest, Shoreh Bayat, Russell Makofsky, Emilia Castelao, Malcolm Pein, Sven Noppes, Judit Polgar, Jennifer Shahade und viele mehr. Nicht minder interessant und praktisch ist die Geburtstagsübersicht quer durch die Schachwelt. Später folgt noch eine Übersicht über Geschwister und Zwillingspaare im Schach – denn es gibt da nicht nur die Polgars und die Svanes … Und sogar ein Interview mit dem schon fast verschollen geglaubten Ding Liren hat Löffler organisieren können.

Doch wer denkt, es gibt nur Häppchenkost, irrt sich enorm: Denn neben den Kurzinfos bietet der Kalender ausführliche Geschichten, die in ihrer Vielfalt kaum irgendwo auf so engem Raum geliefert werden. Da nimmt einen Hans Werner Ackermann mit in die Seniorenschachszene oder Mario Zieglers stellt eine vierseitige Biografie des deutschen Schachtalents Klaus Junge vor. Dieser hätte zu einem großen Spieler reifen können, wäre er nicht – wie viel zu viele – auf dem Schlachtfeld des Zweiten Weltkriegs gefallen. Die Wissenschaftler Oleg Aronson und Kai Heermann blicken in ihren umfangreichen Beiträgen auf die Geschichte und den Exodus des russischen Schachs beziehungsweise auf Schachanalysen aus mediensoziologischer Sicht.

Aber woher nimmt Löffler eigentlich die ganzen ausgefallenen Ideen? „Von Arno Nickel habe ich eine Datenbank mit biografischen Daten übernommen und aktualisiert. Online findet sich vieles schnell, man muss nur vorsichtig sein, denn nicht alles entspricht der Wahrheit. Und wo man auf viel Falsches stößt, steckt manchmal eine Geschichte drin“, gewährt er einen Einblick in seine Recherche.

Löffler erweist sich als würdiger Erbe von Nickels Vermächtnis. Seine höchst abwechslungsreiche, weil extrem kreative Mischung aus Informationsschnipseln, kurzen und langen Geschichten, Interviews und aus allem, was Schach so spannend macht, überzeugt. Es fällt vielen Käufern sicher nicht leicht, im Kalender der Rekorde, Rätsel, Cartoons und der fesselnden Geschichten, nicht ab und zu schon mal ein bisschen vorauszublättern. Dabei stößt man dann auch auf Löfflers Lieblingsepisode: „Mein persönliches Highlight ist die kleine Geschichte über den von Legenden umwobenen Frankfurter Aufenthalt des damaligen Weltklassespielers Roman Dschindschichaschwili. Um die zu schreiben, habe ich ein Dutzend Zeitzeugen gesprochen.“

Die kürzlich erschienene 2500 Exemplare starke 41. Auflage umfasst 224 modern gestaltete Seiten und ist ein absolutes Muss für jeden Schachfreund, der einen Kalender fürs kommende Jahr sucht. Neben dem überraschenderweise gesenkten Preis – für 14 € gibt es wenig ähnlich gehaltvolle Schachbücher – ist auch das Vereinspaket mit zehn Kalendern für 99 Euro erwähnenswert. Glückwunsch zu dieser Premiere an Stefan Löffler und sein Team.

Die Macher

Stefan Löffler

Der Internationale Meister und erfahrene Bundesligaspieler („Ich habe von eins bis acht an allen Brettern gespielt“) schreibt seit 1996 für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und dort mittlerweile auch die freitägliche Schachkolumne. Außerdem steuert er auch schon seit vielen Jahren Beiträge zum Schachkalender bei. Zudem organisierte er rund ein Dutzend internationale Schachkonferenzen.

Wolf Böese

Für die Gestaltung ist der Berliner Designer Wolf Bōese zuständig. Vielen ist er auch als @strangerchess bekannt.

Arno Nickel

Arno Nickel bleibt als Verleger im Hintergrund dabei.

Stefan Löffler
Schachkalender 2024
224 Seiten, Edition Marco 

ISBN: 978-3-924833-88-6, Preis 14 € 

Aktion für Vereine und Verschenker: 10 x Schachkalender frei Haus 99 € 

Bestelladresse und Kontakt: info@schach-kalender.de 

Schachkalender Homepage...


Stefan Liebig, geboren 1974, ist Journalist und Mitinhaber einer Marketingagentur. Er lebt heute in Barterode bei Göttingen. Im Alter von fünf Jahren machten ihn seltsame Figuren im Regal der Nachbarn neugierig. Seitdem hat in das Schachspiel fest in seinen Bann gezogen. Höhenflüge in die NRW-Jugendliga mit seinem Heimatverein SV Bad Laasphe und einige Einsätze in der Zweitligamannschaft von Tempo Göttingen waren Highlights für den ehemaligen Jugendsüdwestfalenmeister.