Das Schachkalender-Rätsel

von ChessBase
27.10.2023 – Arno Nickels renommierter Schachkalender wird nun von Wolf Böese (Grafik) und Stefan Löffler (Redaktion) fortgeführt. Zu den fixen Elementen im Schachkalender gehört ein Rätsel. In der Leseprobe aus der 2023er-Ausgabe war ein prominenter Schachspieler zu erraten, der Anfang Oktober Geburtstag hatte. Hier ist die Auflösung.

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ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan

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Wer bin ich?

Mit sieben oder acht habe ich Schach auf der Straße gelernt. Ich zog mit einem zusammengeschusterten Brett und Figuren von Ecke zu Ecke und suchte Gegner. Einen Computer hatte ich nicht. Großmeisterpartien fand ich in abgelegten Zeitungen, aus denen ich die Schachecken ausschnitt. Meine ersten Schachbücher waren fotokopierte Raubkopien. Mit 14 war ich in meinem Land der jüngste Großmeister und der beste Spieler. Mein Stil ähnelte dem von Anand. Ich war als Angriffsspieler gefürchtet, dabei träumte ich davon, solide Eröffnungen zu lernen.

In meiner Familie spielte sonst niemand Schach. Meine Eltern hatten keinen Schimmer von meinem Talent. Ihnen schwebte vor, dass ich Buchhalter werde. Als sie mit meinen beiden Schwestern in ein Land auswanderten, in dem Schach kaum eine Rolle spielt, blieb ich allein zurück. Meine Chance kam mit einem Stipendium. Ich sagte mir, ich studiere ein paar Jahre, dann werde ich Banker.

Als ich den Verband wechselte, waren die Funktionäre in meiner Heimat sauer. Vielleicht bildeten sie sich etwas darauf ein, dass sie mir eine Wohnung überlassen hatten, als ich als Teenager auf mich allein gestellt gewesen war. Aber ich glaube, meine Landsleute verstehen mich heute und haben mir verziehen. 

Weil meine Eltern mich im Stich gelassen haben, habe ich mir eine neue Familie gesucht. Mein Ersatzvater ist ein ehemaliger Basketballprofi, meine Ersatzmutter war Filmstar, Theaterregisseurin und Romanautorin. Heute managt sie mich und reist mit mir zu Turnieren. Als ich meine Heimat verließ, traute ich mir nicht zu, Schachprofi zu werden. Meine Ersatzmutter überzeugte mich, es zu versuchen. Binnen drei Jahren gewann ich Turniere in Wijk aan Zee und St. Louis, in London und Las Vegas, außerdem zweimal Gold bei der Schacholympiade, und hatte über 2800 Elo. 

Besonders stolz macht mich der Weltmeistertitel in meiner Lieblingsdisziplin. Magnus Carlsen hat übrigens gegen niemand so viele Turnierpartien in verschiedenen Formaten verloren wie gegen mich! Trotzdem fällt mein Name fast nie, wenn nach dem künftigen Weltmeister im klassischen Schach gefragt wird.

In der Weltklasse gibt es keinen gottesfürchtigeren Spieler als mich. Ich bin katholisch erzogen, aber die katholische Kirche war nicht das richtige für mich. Andere Profis schalten ab beim Musikhören, Meditieren oder Onlinepokern - ich lese vorm Schlafengehen in der Bibel. Allerletzter Hinweis: Ich feiere in den nächsten Tagen bei dem Turnier, das ich gerade spiele, einen runden Geburtstag. 

Auflösung:

Wesley So | Foto: Niki Riga

Gefragt war Wesley So, der am 9. Oktober 30 wurde. Er wuchs in Bacoor auf den Philippinen auf. Kurz vor seinem 19. Geburtstag übersiedelte er nach St. Louis. Heute lebt er mit seinen Adoptiveltern Lotis Key und Bambi Kabigting in Missouri. Bei der Schacholympiade 2016 trat So erstmals für die USA an und gewann sowohl mit dem Team als auch in der Einzelwertung an Brett drei Gold. Gegen Carlsen gewann er unter anderem das Fischerschach-WM-Finale 2019.    

Der Schachkalender 2023...


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.