Karpow kommt
Überwältigendes Medieninteresse an
„Ein Tag in der Metropolregion Rhein-Neckar mit
Anatoli Karpow“
SWR , RNF und Radio Regenbogen vor Ort
MLP Zentrale in Wiesloch, Alte Heerstrasse 40 am 30.
November im Schachfokus
Hockenheim,Wiesloch. „Ein Tag in der
Metropolregion mit…“ist ein Veranstaltungsformat, das Herr Prof. Claus
Heinrich als Vorstand der Zukunftsinitiative Rhein-Neckar e.V. initiiert hat
und das mit dem Tennisstar Andy Roddick im Juni dieses Jahres sehr
erfolgreich gestartet und in Szene gesetzt wurde. Die Veranstaltungsreihe
wird am Freitag, 30.November 2007 ab 17:00 Uhr in der Zentrale der MLP AG,
Alte Heerstrasse 40, 69168 Wiesloch fortgesetzt. Diesmal soll die
Schachlegende Anatoli Karpow in den Fokus rücken und unter Beweis stellen,
was Schach zu leisten imstande ist.
Zu diesem Zwecke lädt der Verein Zukunft Metropolregion
Rhein-Neckar e.V. bereits um 15:30 Uhr zu einem Roundtable-Gespräch ein. Die
Vertreter der Sportregion Rhein-Neckar Dr. Matthias Zimmermann und
Geschäftsführer Stephan Schneider haben es sich zur Aufgabe gemacht, eine
konstruktive Vernetzung der regionalen Schachvereine mit Sportstätten und
Sportanbietern herbeizuführen, um möglichst viele Synergiepotentiale
zugunsten der Metropolregion Rhein-Neckar zu erzielen und um Schach generell
zu fördern.
Motto: „Schachinitiative Rhein-Neckar: die
Metropolregion – eine Schachregion !?“
Zu dieser Zusammenkunft wurden die Präsidenten der
Landesverbände Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden und Württemberg mit
eingeladen. Die Absicht ist klar: Eine Bündelung der Kräfte soll das Schach
in der Region weiter voranbringen. Die Karpow-Schachakademie Hockenheim
e.V. hat sich bereit erklärt, eine Federführung zu übernehmen und wird sich
um den Aufbau von Strukturen bemühen. Konzepte liegen bereits vor, die als
Erstmaßnahme den Aufbau der Rhein-Neckar Schachjugend zum Inhalt haben.
Weitere Schritte sollen folgen.
Der Oberbürgermeister der Stadt Wiesloch, Herr Franz
Schaidhammer empfängt den mehrfachen Weltmeister Anatoli Karpow bereits um
14:30 Uhr im Rathaus und bittet ihn und den Präsidenten des Deutschen
Schachbundes, Herrn Robert von Weizsäcker zum Eintrag ins Goldene Buch.
Dem großen Empfang folgt der kleine Empfang durch den
„Schachkönig“ Hendrik Hoffmann, der mit einem interessierten Publikum Karpow
gekonnt in Szene setzt. Nach dem Roundtable-Gespräch stellt sich Karpow ab
17:00 Uhr den anwesenden Schachfans und der Rhein-Neckar Schachjugend
außerdem zu einer Autogrammstunde zur Verfügung, bei der er auch seinen
Bildband „Faszination Schach“ signieren wird. Autogramm- Karten sind in
Druck, um möglichst vielen Fans ein bleibendes Andenken zu ermöglichen.
Anschließend lädt der Gastgeber Herr Manfred
Lautenschläger seinen Tennispartner aus dem Jahre 1995 Anatoli Karpow zum
Festakt in den Hörsaal der MLP AG um ihn gemeinsam mit dem Schirmherrn der
Veranstaltung, Herrn Finanzminister Gerhard Stratthaus, Herrn
Oberbürgermeister Franz Schaidhammer und weiteren Ehrengästen zu begrüßen.
Die Verleihung des von der Akademie ausgeschriebenen und von der MLP AG
gestifteten Wissenschaftspreises an den Sieger Herrn Dr. Roland Grabner
durch Dr. Matthias Koch erfolgt anschließend. Die Regieführung beim
offiziellen Festakt haben Dr. Matthias Zimmermann und Dr. Markus Keller
gemeinsam übernommen. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung durch
Andreas Benend am Klavier.
Unter den Gästen werden sich einige offizielle
Vertreter des Deutschen Schachverbandes befinden. Neben dem Präsidenten und
Ernst Bedau, dem Bundesrechtsberater erwartet man Bundestrainer Uwe Bönsch,
Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler sowie verschiedene Mitglieder der
Deutschen Olympiajugendmannschaft (JOM), den Pressesprecher Claus Lais und
andere. Welchen Stellenwert diese Veranstaltung haben mag, kann man auch
daran erkennen, dass neben den Vertretern der Printmedien und der lokalen
Presse SWR, RNF und Radio Regenbogen anwesend sein werden.
Es zeichnet sich ab, dass unter Umständen mehr als 300
schachbegeisterte Personen kommen werden, um Karpow spielen zu sehen. Ab
19:00 Uhr nämlich wird er selbst in den Lostopf greifen, um diejenigen unter
der Rhein-Neckar Schachjugend auszulosen, die anschließend gegen ihn zum
Simultanspiel antreten dürfen. Verstärkt wird die Schachjugend durch
prominente Personen aus Politik, Wirtschaft und den Medien. Einige Partien
werden LIVE übertragen, um den Zuschauern den Zugang zu den interessantsten
Partien zu ermöglichen. Bereits im Vorfeld fokussiert sich das Interesse der
Medien auf das Talent Jakob Schuhmacher, der bereits im Juni in der
Business-Lounge der Südtribüne des MOTODROM am Hockenheimring dem mehrfachen
Weltmeister ein Remis abtrotzte.
Am 1. Adventswochenende wird Karpow das Deutsche
Olympiateam im ACHAT Hotel in Hockenheim trainieren. Dieses Training findet
jedoch unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
d.a. (Dieter Auer)
Presseinformation...
Wissenschaftspreis der Karpow-Schachakedemie
Im Rahmen der Veranstaltung wurde Roland Grabner für seine
Promotionsarbeit „Eine psychometrische, behaviorale, und neurophysiologische
Untersuchung von Expertise, Intelligenz und neuronaler Effizienz im
Turnierschach“ der mit 1000,- Euro dotierte Wissenschaftspreis der
Schachakademie Hockenheim überreicht.
Prof. Dr. Jochen Musch von der
Universität Düsseldorf hat zu Grabners Arbeit eine Laudatio verfasst.
Laudatio
zur Verleihung des Wissenschaftspreises der Karpow-Schachakademie
Hockenheim
an Herrn Roland Grabner
für seine an der Universität Graz abgelegte Promotion
„Eine psychometrische, behaviorale, und neurophysiologische Untersuchung von
Expertise, Intelligenz und neuronaler Effizienz im Turnierschach“
von Prof. Dr. Jochen Musch (Universität
Düsseldorf)
Die Karpow-Schachakademie Hockenheim verleiht in diesem
Jahr erstmals einen Preis für die beste wissenschaftliche Arbeit zum Thema
Schach. Eingereicht werden konnten dafür alle zwischen 2003 und 2006
angefertigten oder veröffentlichten deutsch- und englischsprachigen
wissenschaftlichen Arbeiten, Artikel, Zeitschriften- und
Buchveröffentlichungen. Bezüglich der wissenschaftlichen Ausrichtung der
Arbeiten gab es keine Vorgaben; diese konnte empirisch, theoretisch,
grundlagen- oder anwendungsorientiert sein. Für die Preisverleihung kamen
alle Arbeiten in Betracht, die sich aus natur- oder sportwissenschaftlicher,
historischer, psychologischer, pädagogischer, mathematischer,
computerwissenschaftlicher, medizinischer, ästhetischer oder anderer
wissenschaftlicher Perspektive mit dem Thema Schach befassten. Das
wichtigste Kriterium für die Vergabe des mit 1.000,- Euro dotierten Preises
waren die wissenschaftliche Qualität und die Originalität der eingereichten
Arbeiten.
Ein von der
Karpow-Schachakademie eingesetztes Expertengremium, dem Schach spielende
Wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen angehöten, hat die große
Zahl eingereichter Arbeiten intensiv begutachtet. Obwohl diese Arbeiten die
Vielfalt und Tiefe wissenschaftlicher Herangehensweisen an das königliche
Spiel eindrucksvoll unterstrichen, ragte unter den eingereichten Arbeiten
eine in besonderer Weise hervor. Die Expertenjury hat sich aus diesem Grund
einstimmig entschlossen, den Wissenschaftspreis der KarpowSchachakademie
Herrn Roland Grabner zuzuerkennen. Seine Arbeit trägt den Titel „Eine
psychometrische, behaviorale, und neurophysiologische Untersuchung von
Expertise, Intelligenz und neuronaler Effizienz im Turnierschach“.
Roland Grabner hat von 1996
bis 2002 in Graz Psychologie studiert und 2005 mit der jetzt
preisgekrönten Arbeit an der Karl-Franzens-Universität Graz summa cum
laude promoviert. Er hat am Grazer Institut für Psychologie bei Prof.
Aljoscha Neubauer gearbeitet; zusammen mit ihm und Prof. Elsbeth Stern von
der ETH Zürich hat er seine Arbeiten auch publiziert.
In ihnen setzt Roland Grabner eine lange Tradition psychologischer
Untersuchungen zum Schachspiel fort, die zumindest bis 1894 zurückreicht,
als Alfred Binet - der Autor des ersten Intelligenztests - eine Untersuchung
über Blindschachspieler veröffentlichte, von deren Leistungen sich Binet
stark beeindruckt zeigte.
Einen Schwerpunkt der
Untersuchungen von Roland Grabner bildet entsprechend dieser Tradition die
Frage nach dem Zusammenhang von Intelligenz und Spielstärke im Schach. Ein
solcher Zusammenhang wurde bislang häufig vermutet und oft sogar für
offensichtlich gehalten; deutlich wird dies beispielsweise in den Worten
Goethes: „Fürwahr, dies Spiel ist ein Probierstein des Gehirns“.
Bemerkenswerterweise waren es jedoch häufig Schachspieler, die dies ganz
anders sahen. So ist von Weltmeister Capablanca die Einschätzung
überliefert, dass Schachspielen überhaupt keine Intelligenz erfordere. In
Übereinstimmung damit fanden Djakow, Petrowski und Rudik bei acht
Teilnehmern des Moskauer Großmeisterturniers von 1925 tatsächlich keine
Hinweise auf eine überdurchschnittliche Intelligenz.
Wie Grabner in seiner Arbeit
jedoch darlegt, sind die bisherigen Untersuchungen zum Zusammenhang
zwischen Intelligenz und Spielstärke aufgrund methodischer Schwächen nur mit
Einschränkungen interpretierbar. So wurde der Zusammenhang zwar in
Deutschland im Jahr 1987 von Doll und Mayr erstmals systematisch untersucht.
Dabei wurden für Spieler der ersten Bundesliga leicht überdurchschnittliche
Intelligenzwerte (von im Mittel 107) im Berliner Intelligenzstrukturtest
beobachtet; einen zufallskritisch absicherbaren Zusammenhang zwischen der
Intelligenz und der ELO-Zahl fand sich jedoch nicht. Allerdings untersuchten
die Autoren ausschließlich Spieler in einem relativ engen Spielstärkebereich
zwischen ELO 2220 und 2425, was einen möglichen Zusammenhang zwischen
Intelligenz und Spielstärke maskiert haben könnte. Roland Grabner hat
deshalb nun erstmals einen sehr viel größeren Spielstärkebereich untersucht;
die Spielstärke der Teilnehmer seiner Studie lag zwischen 1311 und 2387. Für
diese Stichprobe konnte ein statistisch bedeutsamer Zusammenhang zwischen
der Intelligenz und der Spielstärke nachgewiesen werden.
Allerdings fiel dieser
Zusammenhang nicht sehr stark aus. Für den Intelligenz-Struktur-Test 2000R
beobachtete Grabner eine Korrelation mit der ELO-Zahl von .35; das bedeutet,
dass sich nur wenig mehr als 12% der Varianz der Spielstärke durch die
Intelligenz der Spieler erklären ließ. Starke Turnierspieler waren im Mittel
zwar etwas intelligenter als ihre weniger spielstarken Kollegen; aber
bereits für Spieler mit einem verbalen und numerischen IQ von nur 85 bis 90
Punkten - was deutlich unter dem Bevölkerungsdurchschnitt liegt - waren
Spielstärken von immerhin 2000 ELO-Punkten erreichbar. Spielstärken von
über 2200 ELO-Punkten waren Spielern ab einem IQ von 110 vorbehalten. Das
entspricht einem Intelligenzniveau, das von den meisten Personen mit einem
Universitätsabschluss erreicht wird. Bei den besten Schachspielern
handelt es sich demnach um Personen mit einer zwar leicht über dem
Mittelwert der allgemeinen Bevölkerung liegenden, aber durchaus nicht
ungewöhnlichen oder gar überragenden Intelligenz.
Während eine hohe
Intelligenz also keine notwendige Bedingung für eine hohe Spielstärke im
Schach zu sein scheint, kommt intensivem Training und einer zeitlich
ausgedehnten Beschäftigung mit dem Spiel offenbar erhebliche Bedeutung zu.
Die erreichte Spielstärke war in den Untersuchungen von Roland Grabner
nämlich umso höher, je früher die untersuchten Personen das Schachspielen
erlernten; dabei erwies sich ein möglichst früher Zeitpunkt der ersten
Klubmitgliedschaft und die aktive Teilnahme an Schachturnieren als noch
wichtiger als ein frühes Erlernen des Schachspiels selbst. Diese Ergebnisse
stehen in völliger Übereinstimmung mit einem zentralen Ergebnis der neueren
Expertiseforschung, das in analoger Weise auch für viele andere
anspruchsvolle Tätigkeiten wie beispielsweise das Erlernen eines
Musikinstruments zu gelten scheint. Erfolge fallen demnach nicht vom
Himmel; wer in einer schwierigen Domäne Expertenstatus erlangen möchte,
muss hierfür in aller Regel zunächst einmal zehn Jahre lang intensiv
trainieren. So begannen in der Untersuchung von Roland Grabner Spieler mit
einer später erreichten Spielstärke von über 2200 ELO-Punkten
durchschnittlich bereits im Alter von 10 Jahren regelmäßig Schach zu
spielen, und sie waren im Mittel bereits im Alter von 12 Jahren erstmals
einem Schachklub beigetreten. Die bemerkenswerte Tatsache, dass vereinzelt
einige nicht sehr viel ältere Jugendliche sogar schon zu Großmeisterehren
gekommen sind, steht dabei zu der ehernen 10-Jahres-Regel der
Expertiseforschung keineswegs im Widerspruch; denn wer wie beispielsweise
die Junggroßmeister Sergej Karjakin und Magnus Carlsen das Schachspiel
bereits im Alter von 5 Jahren erlernt hat, kann auch als Teenager schon eine
ganze Dekade intensiven Trainings hinter sich gebracht haben.
Dass sich die Wirkung solch
langjährigen Trainings allerdings nur sehr gegenstandsspezifisch auswirkt,
belegten bereits Beobachtungen, die der holländische Psychologe de Groot -
als Mitglied der holländischen Nationalmannschaft - 1939 auf einer
Schiffsreise zur Schacholympiade in Buenos Aires machte. Während dieser
Fahrt stellte de Groot erstmals fest, dass mitreisende Meisterspieler wie
Euwe und Aljechin nach nur fünfsekündiger Betrachtung in der Lage waren,
dargebotene Stellungen nahezu fehlerfrei aus dem Gedächtnis zu
reproduzieren. Diese erstaunliche Fähigkeit war jedoch auf solche
Stellungen beschränkt, die tatsächlichen Partien entstammten; bei rein
zufällig zusammengewürfelten, chaotischen Stellungen verschwand der
Gedächtnisvorteil der Schachexperten. Von einer generell überlegenen
Merkfähigkeit konnte also keine Rede sein. Diese Ergebnisse legen ebenso
wie die jetzt von Roland Grabner berichteten nahe, dass für eine hohe
Spielstärke im Schach in allererster Linie schachspezifische Fähigkeiten
entscheidend sind, und nicht eine allgemeine kognitive Überlegenheit. Die
Expertise im Schachspiel hängt offenbar nicht vorwiegend von der
Intelligenz ab, sondern ist in erster Linie das Resultat intensiven Übens
und einer aktiven und lang anhaltenden Auseinandersetzung mit dem
Lerngegenstand. Während dabei eine niedrige Intelligenz durch Vorwissen,
Übung und Erfahrung kompensierbar ist, kann eine hohe Intelligenz
fehlendes Wissen nicht ersetzen; Übung ist es, die den Meister macht.
Dass das erforderliche lang
anhaltende Training nicht ohne Wirkung auf das Gehirn selbst bleibt, konnte
Roland Grabner in seiner Arbeit ebenfalls nachweisen. Mit Hilfe der
Elektroenzephalographie gelang es ihm zu zeigen, dass unterschiedlich starke
Spieler beim Lösen von Schachaufgaben unterschiedliche Gehirnregionen in
Anspruch nehmen. Die besten Schachspieler bearbeiten Schachaufgaben
überwiegend im hinteren Teil des Cortex, der Hirnrinde. Von dieser Region
ist bekannt, dass sie beim Rückgriff auf durch jahrelanges Training
erworbenes Erfahrungswissen von Bedeutung ist. Schlechtere Schachspieler
verwenden hingegen vor allem das Vorderhirn, das für neuartige
Aufgabenstellungen spezialisiert ist, und zeigen ein insgesamt weniger
fokussiertes Aktivierungsmuster. Roland Grabner gelang es also nachzuweisen,
dass sich infolge jahrelanger Lern- und Übungsprozesse die
Aktivierungsmuster der Gehirne von Schachspielern verändern und dadurch eine
effizientere Verarbeitung von schachbezogener Information ermöglichen.
Es zeichnet die breit
angelegte Arbeit von Roland Grabner aus, dass er neben verschiedenen
Aspekten der kognitiven Leistungsfähigkeit von Schachspielern auch deren
Persönlichkeitsstruktur untersucht hat. Hinweise auf eine typische
Schachspielerpersönlichkeit fand er dabei jedoch nicht; vielmehr fanden
sich ganz unterschiedliche Wesenszüge bei den untersuchten Probanden. Nur
ein Persönlichkeitsmerkmal war den meisten Schachspielern gemeinsam und
unterschied diese von der allgemeinen Bevölkerung; nämlich die Fähigkeit,
die eigenen Emotionen zu kontrollieren und nicht nach außen hin sichtbar
werden zu lassen. Diese Fähigkeit erwies sich sogar als in statistisch
bedeutsamer Weise mit der Spielstärke assoziiert.
Neben der Fähigkeit zur
Emotionskontrolle ging auch noch die schachbezogene Leistungsmotivation mit
einer hohen Spielstärke einher. Andere Persönlichkeitsmerkmale wie
Extraversion, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit wiesen jedoch keinerlei
Beziehung zur Spielstärke im Schach auf.
Zusammenfassend kann
festgehalten werden, dass Roland Grabner in seiner hier aufgrund ihrer
Komplexität nur skizzenhaft zusammenfassbaren Arbeit das Methodenarsenal
der kognitiven Psychologie in vorbildlicher Weise mit Untersuchungsansätzen
der differentiellen und der Neuropsychologie verknüpft hat. Seine Arbeit
leistet einen bedeutenden Beitrag zu gleich zwei Themenfeldern, die für die
Schachpsychologie von zentraler Bedeutung sind: der Expertise- und der
Intelligenzforschung. Dass die durchgeführten Untersuchungen höchsten
wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht werden, wird durch ihre
zwischenzeitliche Veröffentlichung in zwei international hochrangigen
Fachzeitschriften belegt. Die Arbeit von Roland Grabner genügt damit in
besonderer Weise den Kriterien für den Wissenschaftspreis der
Karpow-Schachakademie Hockenheim, die sich deshalb freut, ihm ihren
erstmals ausgeschriebenen, mit 1.000 Euro dotierten Preis für die beste
wissenschaftliche Arbeit zum Thema Schach zuzuerkennen.
Dr.
Roland Grabner, Gewinner des Preises der Karpow-Schachakademie für die beste
wissenschaftliche Arbeit zum Thema „Schach“, ist seit 6/2007 am Institut für
Verhaltenswissenschaften der ETH Zürich tätig. Seine in englischer Sprache
verfasste Arbeit „Expertise, Intelligence, and Neural Efficiency in
Tournament Chess. A Psychometric, Behavioural, and Neurophysiological
Investigation“ wurde 2005 als Dissertationsschrift an der
Karl-Franzens-Universität Graz angenommen. Ihre wichtigsten Ergebnisse
wurden veröffentlicht in:
Grabner, R., Stern, E., &
Neubauer, A. (2007). Individual differences in chess expertise: A
psychometric investigation. Acta Psychologica, 124, 398-420.
http://www.ifvll.ethz.ch/people/sterne/Grabner_Stern_Neubauer_Acta_2006.pdf
Grabner, R., Neubauer, A., &
Stern, E. (2006). Superior performance and neural
efficiency. Brain Research Bulletin, 69, 422-439.
http://www.ifvll.ethz.ch/people/sterne/grabner_neubauer_stern_2006.pdf