Nach
fünf Qualifikationsturnieren, die für alle Schachfreunde in Europa offen waren,
wurde es am vergangenen Wochenende ernst. Am Samstag versammelten sich die
Qualifikanten und spielberechtigten Großmeister zum
Kandidatenturnier. Hier wurden die 16 Teilnehmer ermittelt, die am Sonntag
zusammen mit 16 eingeladenen Spielern das Finale spielen durften.
Das sonntägliche Finale sah ein
prominentes Teilnehmerfeld, darunter so bekannte Spitzenspieler bzw.
Internetblitzer wie Michael Adams, Viorel Bologan, Loek Van Wely, Teimour
Radjabov, John Nunn, Etienne Bacrot. Aus Deutschland
nahmen die beiden ersten der Deutschen Internetmeisterschaft, Klaus Bischoff und
Robert Rabiega teil. Für die Spieler ging es um ein Preisgeld von 6000 Euro, von
denen für den Sieger 2400 Euro vorgesehen waren.
Wer sich auch immer wieder aufwärts
qualifiziert, ist Turnierleiter Martin Fischer. Seitdem es Turnier auf schach.de
gibt, ist Martin Fischer dabei und die von ihm souverän durchgeführten
Turniere werden stetig hochrangiger. Am Anfang standen ganz normale
Blitzschachturniere, später folgte die erste offizielle nationale
Internetmeisterschaft des Deutschen Schachbundes und am Sonntag war es die
erste offizielle Interneteuropameisterschaft der European Chess Union. Was fehlt
denn jetzt noch in dieser Reihe...?
Werner Stubenvoll, der außerdem als
Chairman des FIDE Technical Committee fungiert,
und Dr. Dirk de Ridder, die beiden Beobachter der ECU, sahen ein technisch und organisatorisch reibungslos durchgeführtes Turnier. Einzig unangenehmes
Vorkommnis war die Disqualifikation zweier Spieler aus dem
Kandidatenturnier, die mit Hilfe von Schachprogrammen gespielt hatten.
Disqualifiziert wurden IM Emil Shaposhnikov ("E-Shaposhnikov") und
IM Roman Popov ("Abrau"). Das Urteil der Turnierleitung, die von GM Rainer Knaak
schachlich beraten wurden, war in beiden Fällen einstimmig.
Manche der Großmeister im Finale mussten auf
schmerzliche Weise erfahren, dass routinierte Internetblitzer gefährliche Gegner
sind, auch wenn ihre Elozahl im Holzschach eigentlich geringer ist. So schied der
Dortmund-Sieger Viorel Bologan schon in der ersten Runde gegen FM Geoffrey Borg aus
Malta aus. Geoffrey Borg ist nicht nur ein starker und vor allem schneller
Spieler, sondern auch Generalsekretär des Schachverbandes der Mittelmeerländer.
Parallele zur letzten Holzschachmeisterschaft, als mit Asmaiparashvili ein
Funktionär Sieger wurde? Nicht ganz, den für Borg war die nächste Station,
nämlich GM Klaus Bischoff, auch schon die letzte. Im Viertelfinale schied
der Deutsche Meister dann wiederum gegen Nikolai Vlassov aus. Das gleiche
Schicksal hatte den zweiten deutschen Teilnehmer, Robert Rabiega gegen Etienne
Bacrot ereilt.
Im Halbfinale setzte sich Bacrot dann nach spannendem Fight gegen Michael
Adams durch, und Sutovsky schaltete Vlassov aus. Das würdige Finale
entschied der Holzschach-Europameister 2001 mit 4:2 für sich. Das Turnier wurde
mit einer Bedenkzeit von 5 Minuten + 1 Sekunde/Zug im Match-K.O.- System
ausgetragen. Dabei wurden in
der Runde der letzten 32 (1.Runde), im Achtel- und Viertelfinale jeweils vier
Partien gespielt, im Halbfinale und im Finale sechs Partien. Bei einem
Unentschieden (2.2 oder 3:3) gab es eine Tiebreak-Partie mit sechs gegen fünf Minuten, bei der Weiß gewinnen mußte.
Fast 800 Zuschauer sahen sich die
Finalpartien an. Nicht nur dies ist bisheriger Rekord, was die Zuschauerzahlen
in einer einzigen Partie angeht. Auch der Server selbst strebte mit bald 2300
eingeloggten Schachfreunden zur gleichen Zeit nach neuen Rekorden.
Der neue Europameister machte sich
gleich eine Menge Freunde, als er ein "Bad in der Menge" nahm und mit 200
Zuschauern seine spannendste Finalpartie analysierte, wofür er tosenden Applaus
bekam (hört man nicht auf dem Server, wird aber registriert und dem "Künstler"
auf dem "Applaus-Konto" gut geschrieben. Gerade diese Partie hatte Sutovsky
verloren. Na und? Als Europameister kann man gnädig sein.
Beste Frau im Wettbewerb war Marie
Sebag, die das Finale knapp verpasste. Viorel Bologan schied zwar früh aus, ließ
aber in einer hübschen Kombination sein Können aufblitzen:
Weiß am Zug.
Aber auch der Europameister wusste mit kleinen
Kombinationen seine Stellung zu verbessern:
Weiß am Zug.
Zum Nachspielen...
Die Tabelle des Finalturniers:
Die Partien des Finales...
Die Partien des Kandidatenturniers...
Playoffs...
André Schulz